Sony Xperia XZ2 Compact
Liebling, ich habe das Smartphone geschrumpft — das Sony Xperia XZ2 Compact im Test
Ich erinnere mich, als ob es gestern war: Mein erstes Android-Smartphone hatte ein 3,2-Zoll-Display, größere gab es nicht. Dann wurden sie immer größer. Das Zweite hatte bereits 4,65 Zoll und bei Numero Drei waren wir schon bei 5 Zoll angelangt. Mir war das etwas zu groß.
Und heute? Die kleinste Version von Samsungs Oberklasse hat bereits 5,8 Zoll. Und bei Huawei heißt Lite lediglich, dass die Hardware abgespeckt wurde. Wer etwas handlicheres haben möchte, muss sich mit einem Einstiegsgerät abfinden und Abstriche bei Performance, Display und Kamera machen. Selbst das iPhone SE setzt auf antike Hardware von 2015. Doch halt, ein japanisches Unternehmen will sich dem Größenwahn nicht unterwerfen. Sony hat das ohnehin kompakte XZ2 unter den Schrumpfstrahl gelegt, ihr Premium-Smartphone auf 5 Zoll verkleinert und es XZ2 Compact genannt.
Ist das XZ2 Compact tatsächlich ein vollwertiges Premium-Gerät in XS oder müsst ihr Abstriche machen? Das verrate ich euch in diesem Test.
Alternativlos
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Aktuelle Spitzenhardware
Einziges 5-Zoll-Smartphone in dieser Klasse
Nahe an Stock-Android
Attraktives Design
Liegt sehr gut in der Hand
Robuste Rückseite aus Polycarbonat
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Kein Bildstabilisator
Nur eine Kamera
Kein richtiges Schnellladen
(Viel) dicker als gewöhnt
Drosselt bei kontinuierlicher Auslastung
Am Ladegerät gespart
Eine Plastiktüte sowie zwei bedruckte Folien auf Vorder- und Rückseite schützen das Xperia XZ2 Compact vor Kratzern. Unter dem Telefon folgen Kopfhörer, das Ladegerät samt passendem USB-A- auf USB-C-Kabel sowie der USB-C-auf-Klinke-Adapter für alle, die altmodische Kopfhörer verwenden möchten, zum Beispiel die mitgelieferten Hörer.
Das Gefühl eines Déjá Vu kommt auf. So begrüßte mich auch das Xperia XZ2. Doch dann überrascht mich Sony doch noch. Statt eines Quick-Charge-Netzteils finde ich ein Exemplar mit lediglich 1,5 Ampere bei fünf Volt. Hat Sony vor fünf Jahren zu viel davon produziert? Hat Lara Croft dieses prähistorische Artefakt in Südamerika ausgegraben? Besonders schnelles Aufladen kann man damit jedenfalls vergessen.
Design Klein, rund & robust
Schon 2012 führte Sony die „OmniBalance“ getaufte Designsprache der Xperia-Smartphones ein. Die geraden Linien und harten Kanten sahen cool aus, aber während die Konkurrenz munter am Design weiter gearbeitet hat, hielt Sony mit kleineren Änderungen an dieser Optik fest. Zuletzt sah das ganz schön veraltet aus. Mit der XZ2-Familie wagt Sony nun den Neuanfang und führt mit „Ambient Flow“ einen deutlich organischeren und moderneren Look ein. Kaum zu glauben, dass zwischen den XZ1– und XZ2-Varianten lediglich ein halbes Jahr liegt.
Die Verwandtschaft zwischen XZ2 und XZ2 Compact ist deutlich erkennbar. An der Vorderseite sehe ich hauptsächlich das 5 Zoll große Display, über dem Frontkamera, Hörer sowie die üblichen Sensoren sind. Unter dem Display befindet sich kaum sichtbar das Sony-Logo sowie ein gut versteckter zweiter Lautsprecher. Displayränder wurden im Vergleich zum Vorgänger drastisch reduziert. Sie sind fast identisch zum Xperia XZ2 und damit etwas größer als bei den neusten Konkurrenten.
Wie das XZ2 ist das XZ2 Compact nach IP65 und IP68 wasser- und staubgeschützt. Mit einem Gewicht von 168 Gramm ist es relativ schwer. So fühlt es sich hochwertig und solide an.
An der Oberseite des Metallrahmens sitzt ein Mikrofon, während rechts die Power- und Lautstärke-Tasten sowie der Auslöser für die Kamera sind. Auf der linken Seite ist der werkzeugfrei zu öffnende SIM- und microSD-Slot, während sich der USB-C-Port und ein weiteres Mikrofon die Unterseite teilen. Der Rahmen ist im Gegensatz zum XZ2 matt mit einem seidigen Glanz. Vermeintliche Kratzer, für die es anfällig ist, konnte ich bislang problemlos mit dem Finger weg rubbeln. Vielleicht trägt das XZ2 Compact auch eher Material von anderen Gegenständen ab, statt selbst zu zerkratzen, ähnlich wie eine Nagelfeile.
Geschützt wird die Vorderseite von Gorilla Glass 5. Hersteller Corning hat das Material auf bessere Widerstandskraft gegen Stürze optimiert, indem es flexibler und weicher als frühere Varianten ist. So zerkratzt es zwar leichter, fängt aber Stöße besser ab, ohne zu zerbrechen.
Große Unterschiede finde ich erst auf der Rückseite: Die Kamera findet sich in Nähe des oberen Randes und ist horizontal statt vertikal angeordnet. Links vom Hauptsensor sitzen der LED-Blitz sowie das Laser-Autofokus-System, rechts davon der RGBC-IR-Sensor für den Weißabgleich. Der Fingerabdruck ist weiter oben platziert — dort, wo mein Zeigefinger natürlicherweise auch landet.
Der Grund für die bessere Anordnung ist schnell gefunden: Das XZ2 Compact ist mit Ausnahme der XZ2-Familie das mit Abstand dickste Premium-Smartphone der letzten Jahre. Satte 12,1 Millimeter misst es. Dabei kaschiert es sein Übergewicht nicht besonders gut: Schon kurz nach dem 7 Millimeter schlanken Rahmen nähert es sich seiner maximalen Ausdehnung. Entsprechend ist bereits am oberen Rand Platz für die Kamera vorhanden, während der fließendere Übergang beim XZ2 eine zentralere Kameraposition erfordert, um eine hervorstehende Kamera zu vermeiden.
Dank der XZ2-Familie werde ich Fan von dicken Smartphones: Das XZ2 Compact liegt gut in der Hand — lediglich das XZ2 ist dank der sanfteren Wölbung nochmals angenehmer. Dünnere Geräte mit ihren vergleichsweise scharfen Kanten sind bei weitem nicht so bequem. Einzig bei Nutzung einer Hülle habe ich meine Sorgen, dass es zu viel wird. Andererseits ist hier ein Schutz der Rückseite nicht so wichtig.
Das XZ2 Compact setzt nämlich statt auf Glas auf Polycarbonat, also Plastik – und das bei einem Premium-Smartphone. Hat Sony den Verstand verloren? Nein! Mit billigem Plastik hat das Material nämlich wenig gemeinsam. Polycarbonat wird auch für Flugzeugfenster, Brillengläser und Schutzhelme verwendet. Es fühlt sich solide und angenehm an und steht einem Metall- oder Glasgehäuse in nichts nach. Dafür fallen Kratzer nicht auf, es verbeult nicht, rutscht nicht vom Tisch und natürlich zerbricht es auch nicht. Ältere Nokia-Smartphones aus der Windows-Phone-Ära setzten gerne auf dieses Material und waren damit unzerstörbar. Und im Gegensatz zu einem Metallgehäuse lässt es Funksignale problemlos durch.
Die schwarze Variante ist komplett matt schwarz, entscheidet ihr euch aber für eine der attraktiven helleren Farben — „moss green“, „white silver“ oder „coral pink“ — dürft ihr euch auf transparentes, mattes Polycarbonat freuen. Die eigentliche Farbe sowie das Sony-Logo liegen darunter und schimmern durch. Besonders an den Kanten entstehen so schöne Schatteneffekte. Bei „white silver“ hat der silberne Bereich um das Display einen Metallic-Effekt.
Hardware und Performance Premium in klein
Im XZ2 Compact stecken der Qualcomm-Prozessor Snapdragon 845 und vier Gigabyte Arbeitsspeicher. Spitzenhardware, auch wenn einige Konkurrenten inzwischen mehr RAM verbauen. Im Alltag reichen aber auch vier Gigabyte völlig aus.
Von 64 Gigabyte internem Speicher bleiben nach Installation aller Updates 47 Gigabyte übrig. Damit Programme schnell starten, ist der Speicher mit maximal 763 Megabyte pro Sekunde Lese- und 180 Megabyte pro Sekunde Schreibgeschwindigkeit angenehm performant. Dank microSD-Slot ist auch für Fotos, Videos und Musik ausreichend Platz vorhanden. Der Kartenleser ist allerdings mit 18 Megabyte pro Sekunde Lese- und 15 Megabyte pro Sekunde Schreibgeschwindigkeit enttäuschend langsam — dieselbe Karte schafft am PC 83 respektive 65 Megabyte pro Sekunde.
In AnTuTu v7.1.0 erreiche ich maximal 263.654 Punkte. Zur gleichen Zeit, unter den gleichen Bedingungen habe ich auch das XZ2 nochmal getestet: 263.372 Punkte. Bei der derzeitigen Hitzewelle erreicht das XZ2 Compact im regulären Betrieb und ohne Abkühlphase üblicherweise 240.000 Punkte, was immer noch sehr schnell ist. Auch in Geekbench 4 beweist das XZ2 Compact seine Stärken, mit 8.438 beziehungsweise 2.440 Punkte im Multi- und Single-Core-Test sowie 13.878 Punkte im Compute-Test.
Im Gaming-lastigeren SlingShot-Extreme-Benchmark von 3DMark erreicht das XZ2 Compact 4.637 Punkte unter Nutzung der OpenGL und 3.421 Punkte unter Nutzung der Vulcan-Schnittstelle. So ist sichergestellt, dass selbst die anspruchsvollsten Spiele absolut flüssig laufen.
Da XZ2 und XZ2 Compact auf ähnliche Hardware, aber andere Gehäuse setzen, teste ich auch, wie gut beide Telefone ihre Prozessoren kühl halten. Das ist besonders für mobile Gamer interessant, die längere Zeit spielen wollen. Mit der „CPU Throttling Test“-App messe ich die Geschwindigkeit des Telefons bei extrem hoher Belastung. Bei 30 °C Raumtemperatur drosselt das XZ2 Compact nach drei Minuten auf 80 Prozent, nach knapp sieben Minuten sind 60 Prozent erreicht (XZ2: 28 Minuten). Mit 50 °C wird das XZ2 6 °C wärmer als das XZ2 Compact, was mir zeigt, dass das Glasgehäuse die Abwärme besser an die Umgebung abführt. Daher eignet sich der größere Bruder besser für exzessive Gaming-Sessions.
Gut optimiert & stets aktuell
Die Software von Xperia XZ2 und Xperia XZ2 Compact ist identisch, daher an dieser Stelle nur die Kurzzusammenfassung:
Sony’s Android-Iteration ist nah an Stock-Android dran, erweitert es aber an einigen Schlüsselpunkten wie dem Launcher um sinnvolle Funktionen. Dadurch kann Sony schneller Updates anbieten. Die Sicherheitsupdates kommen im Monatstakt. Das freut IT-Abteilungen — beide Modelle sind „Android Enterprise Recommended“ — und schützt euch vor gefährlichen Attacken.
Android 9.0 Pie steht in den Startlöchern und wurde für November 2018 angekündigt. Sony schlägt hier die meisten großen Konkurrenten, die lange auf Updates warten lassen oder ihre „älteren“ Modelle sogar vergessen.
Das gleiche Modul wie beim XZ2
Das XZ2 Compact entspricht größtenteils dem XZ2 — so auch die Kamera. In der gleichen Situation aufgenommene Fotos sehen identisch aus, ganz gleich, ob ich auf Rauschverhalten, Schärfe oder automatisch gewählte Einstellungen achte. Daher trifft alles im XZ2-Test gesagte auch auf das XZ2 Compact zu.
Die Kamera ist flott, bedient sich dank der dedizierten Auslösetaste wie eine richtige Kamera und macht angenehme, wenn auch nicht herausragende Fotos. Lediglich auf meine Finger muss ich mehr achten, da die Kamera näher am Rand sitzt.
Der vergleichsweise große Sensor sorgt für einen guten Dynamikumfang. Den zweiten großen Vorteil größerer Sensoren, die höhere Lichtempfindlichkeit, kann das XZ2 Compact allerdings nicht ausspielen. Das Samsung Galaxy S9 verwendet zum Beispiel einen etwas kleineren Sensor, paart diesen aber mit einem sehr lichtstarken Objektiv. Der Unterschied beträgt fast eine Blendenstufe — während das XZ2 Compact ISO 3.200 benötigt, reicht dem S9 bei gleicher Belichtungszeit ISO 1.600. Hinzu kommt der Bildstabilisator, der dank längerer Belichtungszeiten noch niedrigere ISO-Werte und damit noch weniger Rauschen ermöglicht.
Apropos Nacht: Der LED-Blitz hat eine Farbtemperatur, die zur nachts üblichen Beleuchtung passt. So sieht die Haut nicht so blass aus. Als Taschenlampe sind die LEDs allerdings kaum zu gebrauchen, denn die Helligkeit wird viel zu stark gedrosselt.
Der HDR-Modus funktioniert bei der Hauptkamera hervorragend und sorgt für einen noch beeindruckenderen Dynamikumfang, der an große Kameras erinnert — ohne störende Artefakte. Die Frontkamera hebt bei HDR allerdings die ISO an, was mit erhöhtem Rauschen quittiert wird.
Software-seitig verspielt Sony Potenzial. Alles ist möglichst einfach gehalten und soll automatisch funktionieren. Das tut es auch, die Fotos sehen auf den ersten Blick natürlich und gut aus. Doch in der 100-Prozent-Ansicht erkenne ich bei guten Lichtverhältnissen unnötig starkes Entrauschen und Schärfen. An diesen Stellschrauben darf Sony gerne nochmals drehen, wobei mit einem der letzten Updates bereits viel verbessert wurde.
Manuelle Einstellmöglichkeiten sind vorhanden, könnten aber umfangreicher und präziser sein. Und die Möglichkeit, Raw-Fotos zu schießen, vermisse ich aus oben genannten Gründen schmerzhaft. Immerhin kann ich mit dem Burst-Modus das starke Entrauschen deaktivieren, was sich positiv auf die Detailschärfe bei guten Lichtverhältnissen auswirkt.
Die Selfie-Kamera mit fünf Megapixel funktioniert, löst aber keine Begeisterungsstürme aus. Bilder sind schnell verrauscht beziehungsweise werden so stark gefiltert, dass es an Details mangelt. Die Qualität mag dem Preis noch angemessen sein, aber zahlreiche Konkurrenten sind hier besser.
Die Videofunktion ist gut, die Bildqualität gefällt mir auch bei 4K-Aufnahmen. Besitzer von HDR-Fernsehern freuen sich über den HDR-Modus. Auf so einem Bildschirm betrachtet sind Farben noch kräftiger und der Dynamikumfang größer. Die Zeitlupenfunktion mit bis zu 960 Bildern pro Sekunde in Full HD macht Spaß. Die Konkurrenz schafft das nur bei halber Pixelzahl. Besonders bei einem geschnittenen Video, das auch auf normale Aufnahmen setzt, fällt das auf. Ohne Auslöseautomatik ist das Treffen des richtigen Momentes aber eine große Herausforderung.
Möchtet ihr mehr wissen, insbesondere zum Interface und zur Kamerasoftware, rate ich euch den Kamerateil des XZ2-Tests aufzurufen. Dort findet ihr auch mehr Testfotos.
Akkulaufzeit Die Entschleunigung des Ladens
Alternde Akkus waren schon immer eine Schwachstelle bei batteriebetriebenen Geräten, das trifft leider auch auf die neuesten Smartphones zu. So ist die Akkulaufzeit in den ersten Monaten hervorragend, doch mit der Zeit lässt die Kapazität nach. Sony hat das Problem erkannt und möchte Nutzern möglichst lange Freude am Telefon bereiten. Darum sind Akku und Ladealgorithmen mehr auf Langlebigkeit denn auf Ladegeschwindigkeit hin optimiert, Technologien wie Qnovo Adaptive Charging und Battery Care sollen helfen.
Mit 2.870 Milliamperestunden verbaut Sony einen eher kleinen Akku, was dank 5-Zoll-Display aber nicht weiter schlimm ist. Im Geekbench-Akku-Test erreicht es 3.560 Punkte (minimale Displayhelligkeit, sechs Stunden und zwei Minuten), 2.916 Punkte (mittlere Displayhelligkeit, vier Stunden und 56 Minuten) und 2.711 Punkte (volle Displayhelligkeit, vier Stunden und 35 Minuten), wobei ab fünf Prozent der Prozessor gedrosselt wird. Die meisten werden somit auf einen Tag Akkulaufzeit kommen.
Auch das Schnellladen sieht Sony als akkuschädigend an und verzichtet kurzerhand darauf. An sich eine gute Idee, allerdings würde ich Schnellladen auf Knopfdruck sehr begrüßen. Wenn man weiß, dass das Gerät nur kurze Zeit geladen wird, ist schnelles Vollpumpen potenziell schonender, denn so kann die Tiefenentladung, also die vollständige Entladung des Akkus, vermieden werden. Kabelloses Qi-Laden hat Sony beim Schrumpfen des XZ2 weggelassen.
Der Ladevorgang fängt zögernd an, ab zehn Prozent geht es schneller und ab 60 Prozent flacht die Kurve wieder ab. Das letzte Prozent benötigt ganze 22 Minuten. Im Idealfall schafft das Originalnetzteil elf Prozent, das QC-Ladegerät des XZ2 sogar über 15 Prozent Akkukapazität in zehn Minuten.
Insgesamt dauert es von fünf auf 100 Prozent zwei Stunden und 43 Minuten, nutze ich ein QC-Netzteil verkürzt es sich auf zwei Stunden und 31 Minuten. Und 95 Prozent sind nach zwei Stunden und fünf Minuten beziehungsweise einer Stunde und 52 Minuten erreicht. Sony ist hier extrem konservativ — der deutlich größere Akku des Xiaomi Mi 6 ist nach nicht mal der halben Zeit voll aufgeladen.
Ein kleiner Fernseher
Wie so vieles beim XZ2 Compact, wurde beim Display lediglich die Größe reduziert. Das 5-Zoll-Display im 18:9-Format hat wie das XZ2 eine Auflösung von 1.080 mal 2.180 Pixeln und ist somit gestochen scharf. Dank einer Helligkeit von über 700 Candela pro Quadratmeter ist es auch bei Sonnenschein gut ablesbar, kann aber nachts auf ein angenehm blendfreies Niveau abgesenkt werden. Die gleichmäßige Ausleuchtung weiß ebenfalls zu gefallen.
Bei den Einstellungsmöglichkeiten lässt sich Sony nicht lumpen, neben dem „Nachtmodus“ gibt es den „Standard“-Modus, der den von Sony-Fernsehern bekannten erweiterten Farbraum TRILUMINOS abdeckt, „superlebendig“ für knallige Farben à la Samsung, sowie den „professionellen“ Modus mit sRGB-Abdeckung. Hinzu kommt die Möglichkeit, die Grundfarben Rot, Grün und Blau in jeweils 256 Stufen einzustellen, ähnlich wie bei vielen PC-Monitoren oder Fernsehern. Mühelos verändere ich den Weißabgleich von kaltweiß auf ein angenehmeres warmweiß.
Wie beim XZ2 wird HDR10 und Dolby Vision unterstützt. Beides funktioniert gut. Die Farben sind lebendig und dennoch natürlich. Die Blitz-Effekte, wenn „The Flash“ in „Justice League“ rennt, sind sehr hell und sehen toll aus. Lediglich das Fehlen von echtem Schwarz stört mich — ein OLED-Display könnte das besser.
Klang Stets optimaler Sound
Die meisten Smartphones besitzen an der Unterseite einen Lautsprecher, der, je nach dem, wie ihr das Telefon haltet, eher die Umgebung beschallt oder fast verstummt. Nicht so das Xperia XZ2 Compact. Es bietet an der Vorderseite zwei Lautsprecher, einer im Hörer und einer im Schlitz zwischen Displayglas und Metallrahmen. So ist auch beim Zocken für besten Sound gesorgt, selbstverständlich in Stereo.
Den gleichen Aufbau verwendet auch das XZ2. Allerdings finde ich die kompakte Version im direkten Vergleich nochmals einen Hauch lauter, mit ein wenig mehr Tiefgang. Insgesamt gefällt mir der Sound etwas besser. Es ist ausreichend klar und laut mit schönen Höhen. Der Stereo-Effekt ist deutlich hörbar. Richtigen Bass kann man natürlich nicht erwarten.
Auf dynamische Vibrationen verzichtet das XZ2 Compact. Das stört mich wenig, da dieses Feature beim XZ2 noch nicht ganz ausgereift ist. Dafür ist der kleinere Vibrationsmotor besser beim Ansprechverhalten. Er reagiert einfach schneller und verbessert so das Gefühl beim Tippen. An LGs, Samsungs und Apples Flaggschiffe kommt er allerdings nicht heran.
Per mitgeliefertem Adapter nutze ich auch kabelgebundene Kopfhörer problemlos und mit gutem Klang. Der Adapter ist dabei so klein und unauffällig, dass er kaum stört und als Teil des Kopfhörerkabels gesehen werden kann. Kleiner Tipp: Nutzt den Adapter ausschließlich mit eurem XZ2 Compact. Mein USB-C-Tablet ging beim Versuch sofort aus und startet seitdem nicht mehr.
Ohne Konkurrenz
Wer auf der Suche nach einem kleinen Smartphone ist, hat es schwer. Zwar nehmen Displayränder ab, aber dank stets größer werdender Bildschirme wachsen die Geräte trotzdem.
Wenn jetzt auch noch die Leistung stimmen soll, bleibt lediglich das XZ2 Compact übrig. Es ist das einzige Smartphone unter 5,7 Zoll mit dem topaktuellen Spitzenprozessor Snapdragon 845 von Qualcomm. Ein gängiger Konkurrent, das Samsung Galaxy S9, ist im Vergleich zum Xperia XZ2 Compact 3,7 Millimeter breiter und ganze 12,7 Millimeter höher. Keine Alternative, zumal es mit seiner Glasrückseite und der stark gebogenen Front sehr empfindlich ist und deswegen geradezu nach gutem Schutz schreit. Mit so einer Hülle — die beim XZ2 nicht so wichtig ist — explodieren die Maße des S9 nochmals.
Viel müsst ihr nicht aufgeben, um in den Genuss des kompakten Smartphones zu geraten: Kabelloses Laden und dynamische Vibrationen beim Musikhören fehlen. Zudem ist der Akku etwas kleiner, das Gehäuse etwas dicker und bei dauerhafter Vollauslastung drosselt das XZ2 Compact seine Geschwindigkeit eher als das XZ2. Dem gegenüber stehen aber etwas bessere Lautsprecher, ein minimal besseres Display, eine bruchsichere Rückseite und ein besser platzierter Fingerprintsensor. Und auch auf dem Konto wirkt sich das XZ2 Compact angenehm positiv aus, denn der Preis ist für das Gebotene vergleichsweise niedrig. Nahezu identisch ist die Kamera, die Software und die Performance.
In vielen Punkten ist das XZ2 Compact gut, wenn auch nicht herausragend. So macht die Kamera zwar schöne Fotos, bei genauerer Betrachtung sind die des HUAWEI P20 Pro aber besser. In Anbetracht der Größe und des Preises kann ich das Sony Xperia XZ2 Compact dennoch uneingeschränkt empfehlen, denn während das Xperia XZ2 die vergleichbare Konkurrenz zwar in Schach halten, aber nicht schlagen kann, hat sich kein anderer Hersteller getraut, gegen das XZ2 Compact anzutreten. Sieg durch Aufgabe.