AWOL Vision LTV-3000 Pro: Der Ultrakurzdistanzbeamer mit 150 Zoll Diagonale im Test

Inhaltsverzeichnis
Im AWOL Vision LTV-3000 Pro steckt so ziemlich alles, was man sich für sein Heimkino nur wünschen kann. Der Ultrakurzdistanzbeamer verspricht unter anderem mit 4K-Auflösung, HDR10+, Dolby Vision und einer bis zu 150 Zoll großen Bildfläche echtes Kino-Feeling. Sogar 3D-Inhalte könnt ihr damit, Brillen vorausgesetzt, genießen. Ich habe meinen Fernseher für einige Wochen abgebaut und den Technik-Kraftprotz ausführlich getestet. Ob er den vollmundigen Lobeshymnen des Herstellers gerecht wird und welche Schwächen er hat, erzähle ich euch in meinem Testbericht.
Vor- und Nachteile
- Gestochen scharfes Bild bis zum Rand
- Voller und klarer Klang
- Intensive Farbdarstellung
- Kino-Feeling für Zuhause
- Man kann nicht durch die Projektion laufen
- Teurer Anschaffungspreis
- Veraltetes Android
- Unfertige Übersetzung
Unboxing: Lieferumfang mit Überraschung
Der LTV-3000 Pro ist fast 60 Zentimeter breit und wird in einem entsprechend großen Paket geliefert. Das ist ausschließlich der Größe des Beamers selbst und dem ihn schützenden Styropor zuzuschreiben, Zubehör liegt nämlich nicht viel bei: In einer Aussparung liegen ein Composite-Kabel, eine Fernbedienung, je ein US- und ein EU-Stromkabel, ein Putztuch und ein wirklich dickes Handbuch. Sehr angenehm überrascht hat mich, dass dem Beamer auch ein Amazon FireTV Stick 4K Max beiliegt.
Design: Futuristisches Design mit verstecktem Feature
Das Gehäuse ist komplett aus schwarzem Kunststoff gefertigt, wirkt deshalb aber in keiner Weise minderwertig. Ober- und Unterseite sind mattschwarz, Seiten, Vorder- und Rückseite dagegen glänzen in Klavierlack-Optik. Die Front ziert ein schmaler Silberstreifen, der sich auch um die Seiten legt und in dem sich die Status-LED verbirgt. Sowohl in den Seitenteilen als auch in der Rückseite sind Lüftungsgitter ausgespart, deren Optik das ohnehin sehr futuristischen Design des Beamers unterstreichen. Und so viel schon vorab: Heiß wird der LTV-3000 Pro während meines Tests nie. Nach vier Stunden Dauerbetrieb ist die rechte Seite nur minimal erwärmt, links dagegen besteht kein fühlbarer Temperatur-Unterschied.
An der Unterseite sind höhenverstellbare Standfüße angebracht, mit denen die Projektion ausgerichtet werden kann. Der Beamer ist mit gut 12 Kilogramm überraschend, aber nicht unangenehm leicht. Seine Form erinnert mich an eine noch größere Playstation 5 und einen viel zu großen Drucker. Das gefällt mir, obwohl ich Drucker hasse. Auf der Rückseite befinden sich, abgesehen von einem USB-Anschluss an der rechten Seite, alle übrigen Anschlüsse. Dort finde ich einen optisch digitalen Audio-Ausgang, einen USB-, einen Netzwerk-, einen AV-In- und drei HDMI-Anschlüsse, von denen einer eARC unterstützt. Mir gefällt, dass sowohl ein USB- als auch ein HDMI-Anschluss in einem verdeckten Fach positioniert sind. So können Streaming-Sticks unsichtbar und ohne externe Stromversorgung betrieben werden. Super!
Bildqualität: Herausragendes Bild
Ich habe den AWOL Vision LTV-3000 Pro zwar überwiegend zur Videowiedergabe eingesetzt, aber auch meine Switch und mein Macbook daran angeschlossen. Die Bildqualität ist in allen Fällen wirklich umwerfend. Die Farben sind knallig, der Schwarzwert gefühlt super und das gesamte Bild ist gestochen scharf. In den ersten Tagen fällt es mir wirklich schwer zu begreifen, dass dieses viel größere, auf meine nackte Wand projizierte Bild derart scharf und zudem so viel schärfer ist, als das meines (betagten) Fernsehers. Die Schärfe reicht, anders als bei vielen Modellen der Konkurrenz, auch bis an den Bildrand. Auch der weite Betrachtungswinkel fällt mir positiv auf.
In der Standard-Einstellung protzt das Bild geradezu mit der intensiven Farbdarstellung. Das eignet sich zwar sehr für Videospiele, führt in Filmen aber zu derart orangefarbener Haut, dass ich unweigerlich an den Karotten-Mann aus Scrubs erinnert werde. Dank zahl- und umfangreicher Einstellmöglichkeiten kann ich das Bild aber sehr genau an meine Bedürfnisse anpassen.
Die werksseitigen Profile ähneln sich nach meinem Empfinden zu sehr. Oft habe ich beim Wechsel den Eindruck, dass sich nur einzelne Werte geringfügig verändern und das Bild insgesamt einfach dunkler oder gesättigter ist. Das Film-Profil hebt sich aber gut sichtbar von den anderen ab. Es ist weniger hell, die Hautfarbe natürlicher und Farben insgesamt zurückhaltender.
Alle Games, die ich auf dem Beamer spiele, laufen flüssig und nach meiner Auffassung ohne Verzögerung. Ich spiele allerdings überwiegend SinglePlayer Games, bei denen es weniger darauf ankommt, als bei manchen eSports-Titeln. Zum Arbeiten eignet sich der Beamer für mich dagegen leider überhaupt nicht, weil die Bewegungen des Mauszeigers verzögert und ungenau dargestellt werden. Apropos Verzögerung: Immer wieder kommt es vor, dass Bild und Ton nicht synchron sind. Das passiert aber ausschließlich dann, wenn ich Filme von meinem Macbook über HDMI wiedergebe. Vielleicht habe ich also auch nur ein schlechtes Kabel erwischt.
Sound: Lauter und kristallklarer Ton
Auch in Sachen Ton hat mich der LTV-3000 Pro begeistert. Ich bin nicht zuletzt aufgrund der genialen Vertonung großer Fan der Transformers-Filmreihe. Das geht sogar so weit, dass ich tatsächlich auf das Bild verzichten kann, weil die Klänge wahrlich Musik für meine Ohren sind. Ich kenne den Ton also sehr gut und empfinde ihn zumindest bei aktiviertem „DTS Virtual X“ als klarer, metallischer und schärfer, als ich es aus allen bisherigen Wiedergabegeräten kenne. Als großer Hans Zimmer Fan lasse ich es mir natürlich auch nicht nehmen, „Interstellar“, „X-Men: Dark Phoenix“ und „Inception“ noch mal in meinem ganz eigenen Kino zu genießen. Ein Fest für die Sinne, zu dem auch meine Nachbarn unfreiwillig eingeladen sind.
Statt Virtual X kann ich in den Einstellungen auch Dolby Atmos aktivieren. Auch damit erhalte ich einen wirklich guten Klang, der für mich aber klar hinter Virtual X zurückbleibt. Geradezu ernüchternd empfinde ich dagegen den Standard-Ton, insbesondere direkt nach dem Wechsel von einem der besseren Modi. Auch für den Ton gibt es voreingestellte Profile, die sich, anders als die Bild-Profile, auch merklich voneinander unterscheiden. Der LTV-3000 Pro wird außerdem derart laut, dass er sich, gerade in Verbindung mit der großen Diagonale, wohl tatsächlich für kleinere Kinosäle eignet.
Achtung: Die Tonausgabe stellt sich nicht automatisch um, wenn ein Gerät getrennt oder verbunden wird. Das kann zu Schreck-Momenten führen, wenn zum Beispiel Kopfhörer zwar verbunden, aber nicht als Ausgabegerät gewählt werden.
Bedienung: Schreckmomente und offene Fragen bei der Einrichtung
Auf dem Beamer befindet sich eine einzige, berührungsempfindliche Taste, die ausschließlich zum Ein- und Ausschalten dient. Durch die Ersteinrichtung navigiere ich, sobald ich mich vom übertrieben lauten Start-Ton erholt habe, mit der Bluetooth-Fernbedienung. Später kann ich den LTV-3000 Pro auch mit einer App bedienen. Das Smartphone funktioniert dann wahlweise als Touchpad oder als eine Art Wii Remote. Dabei folgt der Cursor den Bewegungen meines Smartphones. In der Praxis erweist sich diese Art der Bedienung aber als äußerst schwierig und ungenau. Die Bedienung mit Cursor ist jedoch unverzichtbar, wenn auf dem Beamer unangepasste Android-Apps verwendet werden sollen.
Das User-Interface hinterlässt leider keinen besonders guten Ersteindruck: Schon bei der Einrichtung fallen mir unvollständige und teils merkwürdige Übersetzungen auf, die auch an vielen Stellen im Menü zu finden sind. Bei der Ersteinrichtung ist es mir auch nicht möglich, die Großschreibung zu fixieren. Auch den nervigen Tastenton kann ich erst nach dem Setup in den Einstellungen ausschalten. Die wirken insgesamt aufgeräumt und ich finde mich schnell darin zurecht. Sie enthalten aber auch viele mir unbekannte und darin mit keinem Wort erklärte Funktionen, zum Beispiel: „Schalter CEC“, „PJLINK-Protokoll“ und „Turbo-Mode“.
Generell wirkt das System nicht schlüssig. Die Übersetzungen sind unfertig und an manchen Stellen überlappen sich Texte. Grafiken in App-Icons sind teilweise gestaucht und was ein indischer Browser auf dem System verloren hat, erschließt sich mir nicht. Auch finde ich den installierten Datei-Browser sowohl im Menüpunkt „Anwendungen“ als auch als eigenen Menüpunkt. Das vermittelt mir den Eindruck, dass er dort hastig als eine Art Lückenfüller platziert wurde.
Die Fernbedienung ist, für mich nicht nachvollziehbar, komplett in Silber gehalten. Sie liegt aber gut in meiner großen Hand, ist angenehm „clicky“ und es dauert nicht lange, bis ich damit routiniert durch das Menü navigiere. Auf der meines FireTV drücke ich auch nach mehreren Jahren gelegentlich die falschen Tasten.
Festes Menu-Design und inhaltsbezogene Einstellungen
Das Hauptmenü wird in zwei Zeilen und vier Spalten dargestellt. In der unteren Zeile kann ich sämtliche Anschlüsse wählen, in der oberen Apps und Dateien verwalten, in die Einstellungen wechseln und Screensharing aktivieren. Layout- und Design-Anpassungen sind nicht vorgesehen. Das Layout ist fest vorgegeben und selbst die Hintergrundbilder kann ich weder wechseln noch ausblenden. Da ich das Menü ohnehin vergleichsweise selten sehe, kann ich damit aber gut leben.
Die System-Einstellungen sind in einer Sidebar am rechten Bildschirmrand zusammengefasst. Sie wird jederzeit auf Knopfdruck sichtbar und ist zudem auf den angezeigten Inhalt bezogen. In der Menü-Ansicht kann ich so nur einfache Bild-Profile wie „Hell“, „Bewegung“, „Film“ oder „Benutzerdefiniert“ wählen. Bei der Film-Wiedergabe über den FireTV-Stick sind, je nach Inhalt, auch HDR-Modi wählbar. Der Lautstärke-Slider wurde leider unschön umgesetzt und stört im Bild. Er wurde offenbar unverändert und inklusive dem „Anfasser“ aus Android übernommen.
In den Bluetooth-Einstellungen kann ich die Fernbedienung entkoppeln. Das erscheint mir ohne Sinn und unterstreicht den unfertigen Eindruck. Letztlich führt es aber auch zu keinen Problemen, weil sie sich automatisch wieder verbindet.
Emissionen: Geräuschkulisse und Helligkeit
Wie wohl jeder Beamer arbeitet auch der AWOL Vision LTV-3000 Pro nicht vollkommen geräuschlos. Im Betrieb ist durchgehend ein Lüfter-Rauschen zu hören, das aber meist nicht unangenehm auffällt und schnell in den Hintergrund rückt. Bei mehrstündigem Betrieb kann es aber, insbesondere in Verbindung mit einer hoch eingestellten Helligkeit, anstrengend werden. Mit 2600 ANSI Lumen wird der Projektor derart hell, dass meine Frau sich erschrocken die Hände vor Augen hält, als ich ihn zum ersten Mal in ihrem Beisein anschalte. Immerhin dunkeln die Laser automatisch ab und zeigen eine Warnmeldung, wenn ich mich ihm zu sehr nähere.
Das funktioniert jedoch erst im Betrieb, nicht aber beim Startvorgang, während dem die Helligkeit in meiner Wahrnehmung den Höchstwert erreicht. Hier ist also Vorsicht geboten! Die Erkennung funktioniert meist aber sehr zuverlässig und kann in den Einstellungen deaktiviert werden. Leider kommt es immer wieder vor, dass ich den manuellen Standby-Modus nicht beenden kann und das System deshalb ausschalten und neu starten muss.
Nutzeroberfläche: Veraltetes Android mit Root-Zugriff
Das Betriebssystem basiert zum Zeitpunkt meines Tests auf dem inzwischen veralteten Android 9. Außer einem erhöhten Sicherheitsrisiko bedeutet das aber auch, dass es möglich ist, Apps mit Hilfe ihrer Installationsdateien („APK“) zu installieren, denn einen AppStore gibt es ab Werk nicht. Neue Apps zu installieren ist deshalb, und weil möglicherweise erst mit dem veralteten Android kompatible Versionen gesucht werden müssen, mit einem gewissen Aufwand verbunden. Ganz anders ist das bei den Root-Zugriffsrechten: Die kann ich, nach einer kurzen Warnung, einfach einschalten.
Zur Bedienung der Apps ist es in den allermeisten Fällen unerlässlich, das System über die Smartphone-Fernsteuerung zu bedienen. Dazu ist die App „eShare“ vorinstalliert, die wohl als bisher einzige umgekehrtes Screensharing erlaubt. Dabei wird das Bild vom Beamer auf das Smartphone übertragen. Der Sinn dahinter erschließt sich mir zwar selbst nicht, aber immerhin war es mir so möglich, einigermaßen saubere Screenshots aufzunehmen. Außerdem: Es geht! Dieses „Reverse-Screensharing“ funktioniert leider sogar besser, als in der üblichen Richtung, bei der Inhalte vom Smartphone auf dem Beamer ausgegeben werden. Zu Beginn der Wiedergabe von YouTube Videos hat der AWOL Vision LTV-3000 Pro eine Art Hustenanfall, während dem immer wieder das Menü zu sehen ist. Das hinterlässt einen so wackligen Eindruck, dass ich fortan darauf verzichte und mich lieber auf die kabelgebundene Übertragung verlasse.