ROG Ally im Test: Was taugt das erste Gaming-Handheld mit Windows 11?
Erstmalig erfuhr ich vom ROG Ally, dem ersten Gaming-Handheld von ASUS, das SteamDeck, Nintendo Switch und Co. Konkurrenz machen soll, über Linkedin. Ein engagierter ASUS-Mitarbeiter aus meinem Netzwerk verkündete stolz, das ROG Ally sei die erste Windows-Handheld-Konsole und noch dazu sehr leistungsstark. Ich wurde hellhörig. Schon das SteamDeck hatte mich sehr begeistert, allerdings nutze ich viele unterschiedliche Game Launcher, nur Steam war mir dann doch etwas zu einschränkend.
Mit Windows 11 als Betriebssystem löste sich dieses Problem in Luft auf. Die riesige Spieleauswahl ist also schon einmal gegeben, jetzt muss das Zocken nur noch Spaß machen und auch die Akkulaufzeit sollte bei einer mobilen Spielekonsole stimmen. Und genau darum soll es in meinem Bericht gehen: Wie schlägt sich das ROG Ally als Gaming-Handheld? Los geht’s!
Gaming-Spaß im mobilen Format
- Gute Verarbeitung & schickes Design
- Scharfes Display
- Bequemes Handling
- Hohe Spiele-Kompatibilität dank Windows 11
- Flüssige Gaming-Performance im Turbo-Modus
- Austauschbare SSD
- Zwei Stunden Akkulaufzeit fürs Zocken
- Nicht alle Spiele mit Bedienkonzept spielbar
- Geringe Anpassung von Windows 11 an Handheld
Datenblatt: Blick auf das Datenblatt: Ähnlichkeit mit Einsteiger-Laptops
Für einen ersten Überblick habe ich die wichtigsten technischen Daten für euch zusammengetragen:
- Display: 7 Zoll (17,8 cm), Full-HD-Auflösung (1920 mal 1080 Pixel), IPS-Technologie, Touch-Funktion, 16:9 Bildseitenverhältnis, 120 Hertz Bildwiederholrate, 500 Candela pro Quadratmeter Bildschirmhelligkeit, FreeSync-Unterstützung
- Prozessor: AMD Ryzen Z1 Extreme mit 8 Kernen, 16 Threads und bis zu 5,10 Gigahertz Taktrate
- Grafikkarte: AMD Radeon Navi3 mit bis zu 2,7 Gigahertz Taktrate und 8,6 Teraflops
- Arbeitsspeicher: 16 Gigabyte DDR5 RAM
- Speicher: 512 Gigabyte PCIe Gen4 SSD
- Konnektivität: Wi-Fi 6E (802.11ax), Bluetooth 5.2
- Akku: 40 Wattstunden, Aufladung via USB-C, Netzteil ist im Lieferumfang enthalten
- Software: Windows 11 Home
- Abmessungen & Gewicht: 28 mal 11,1 mal 3,24 Zentimeter, 600 Gramm
- Anschlüsse: USB-C (3.2 Gen2), Audio-Buche, MicroSD-Kartenleser
Soweit so gut, das Datenblatt unterscheidet sich auf den ersten Blick nur minimal von dem eines Einsteiger-Gaming-Notebooks mit Windows. Das ROG Ally könntet ihr also auch als normalen PC nutzen, um zu spielen, aber auch um zu arbeiten, im Internet zu surfen oder Serien zu schauen – natürlich mit Monitor, Tastatur und Maus.
Design & Verarbeitung: Gutaussehend & gut verarbeitet
Das ROG Ally kommt in einem weißen Body vorwiegend aus Kunststoff daher, die Buttons und Sticks präsentieren sich in schlichtem Schwarz. Nur die Tasten A, B, X und Y sorgen für vier Farbtupfer auf der Vorderseite. Mit der eckigen Schlichtheit hatte mich das Design der Spielekonsole schon früh überzeugt. Ein kleines Manko erscheint beim ersten Einschalten des Handhelds, rund um das 7-Zoll-Display erstrecken sich dicke schwarze Ränder, was nicht ganz so modern wie der Rest wirkt.
Die Griffflächen sind sanft abgerundet, sodass sich das ROG Ally sicher und bequem festhalten lässt. Die fein strukturierte Oberfläche der Schultertasten und Griffflächen sorgt zudem für noch besseren Grip.
Die Druckpunkte der Tasten fallen sehr gut aus, nichts wackelt oder fühlt sich unpräzise an. Für die Verarbeitung insgesamt bekommt ASUS von mir ein dickes Lob. Auch die Materialwahl harmoniert mit der Technik-Spezies Handheld: Kunststoff ist leicht und eine mobile Spielekonsole sollte das auch sein.
Display: Scharfes 7-Zoll-Display mit IPS und 120 Hertz
Wer auf einem Handheld zockt, stellt fest: Der Bildschirm ist sehr viel kleiner als beim PC- oder Konsolen-Gaming. Eigentlich muss ich das nicht erwähnen, aber auf diesen Unterschied war ich besonders gespannt. Zum Glück stattet ASUS das ROG Ally mit einem äußerst potenten Display-Modell aus: Full-HD-Auflösung und 120 Hertz auf 7 Zoll klingen hervorragend und bewähren sich in der Praxis mit einer scharfen und äußerst flüssigen Bildwiedergabe. Das Panel unterstützt IPS und ist damit äußerst blickwinkelstabil, was beim Handheld-Gaming meiner Meinung nach relevanter als beim klassischen Zocken am PC ist. Mit der ASUS-Spielekonsole könnt ihr in den verrücktesten Posen zocken und mit diesem Display ist das auch gut möglich. Die Farben wirken sehr lebendig. Auch die Bildschirmhelligkeit kann mit 500 Candela pro Quadratmeter laut Hersteller überzeugen. Ich bin alles in allem sehr zufrieden mit dem Panel des ROG Ally.
Leistung: Mobile Power für aktuelle Spiele
Die interessanteste Frage bei einem Testbericht zu Technik ist wohl: Wie sieht es mit der Leistung aus? Kann das ASUS ROG Ally halten, was der Hersteller verspricht? ASUS konstatiert mit “Ultrastarke Performance im Handheld-Format“ auf der eigenen Website. Das schauen wir uns mal genauer an – zuerst mit ein paar Benchmark-Testläufen und anschließend in der Praxis mit folgenden drei Games: Assassin’s Creed Mirage (2023), Shadow of the Tomb Raider (2019) und Grand Theft Auto V (2013).
Im ROG Ally finden wir einen AMD Ryzen Z1 Extreme Prozessor mit bis zu 5,1 Gigahertz, 16 Gigabyte DDR5-RAM, eine AMD Radeon Navi3 mit bis zu 2,7 Gigahertz Taktrate und eine 512 Gigabyte PCIe Gen4 SSD. Im Cinebench R23 erhält die CPU im Multi-Core ca. 13.300 Punkte mit eingestecktem Ladekabel, im Turbo-Modus sind es circa 12.000 Punkte. Die Zahlen sprechen für sich – das ASUS ROG Ally punktet mit exzellenter Leistung im mobilen Windows-Handheldbereich.
Die SSD liefert mit einer sequenziellen Schreibgeschwindigkeit von rund 4.050 und eine Lesegeschwindigkeit von 2.700 Megabyte pro Sekunde eine sehr gute SSD-Performance. Das äußert sich im schnellen Starten von Games und schnellen Kopiervorgängen von großen Dateien. Für noch ein Performance-Upgrade braucht, kann die SSD beim ROG Ally einfach auch selbst austauschen. In meinem Test zur WD_Black SN770M SSD könnt ihr das auch nachlesen:
- Produkttest Veröffentlicht am: 20. Januar 2024
Kommen wir nun zu den Testergebnissen in der Praxis:
Assassin’s Creed: Mirage (2023) | Shadow of the Tomb Raider (2019) | Grand Theft Auto 5 (2013) | |
---|---|---|---|
Auflösung & Grafik-Einstellungen | Full HD & hohe Grafik-Einstellungen | Full HD & hohe Grafik-Einstellungen | Full HD & hohe Grafik-Einstellungen |
Turbo-Modus: | 50-60 fps | 35-45 fps | 60 fps |
Leise-Modus: | 20-30 fps | 15-20 fps | 30-40 fps |
Steuerung & Handling : Bedienung mit Grenzen: Touchscreen und Displaygröße
Shooter-Gemetzel, Fluchtszenen und Rätselspaß steuert ihr beim ROG Ally mittels zwei analogen Joysticks, einem Steuerkreuz, vier Aktionstasten sowie sechs Schultertasten. Hinzukommt noch das Touch-Display, das sehr zuverlässig funktioniert, sodass das Anmelden im fünften Game Launcher bei der Einrichtung zwar nicht super angenehm ist aber zumindest schneller funktioniert als eine physische Tastatur per Bluetooth zu koppeln und dann damit zu tippen.
Ich bin mir sicher, die Gaming-Community ist sich bei einem Punkt einig: Auf einem Handheld kann man nicht alles zocken. Wie soll ein Spieler komplexes Micromanagement auf so einem kleinen Display bewerkstelligen? Bestes Beispiel ist mein Allzeit-Favorit in Sachen apokalyptisches Endzeitszenario aus dem Strategie-Genre. In Frostpunk muss ich Ressourcen anwählen und ihnen Arbeiter:innen zuweisen, die Kohle, Holz oder Stahl abbauen. Auf dem PC einfach per Mausklick machbar und auf dem ROG Ally? Per Touchscreen erwische ich mit Fingertippen im besten Fall beim dritten Versuch die richtige Ressource aber dann ist auch schon Schluss, weil die kleine Plus-Taste, um die Anzahl der Arbeiter:innen zu erhöhen vielleicht ein Haar breit ist. Alternativ dazu probiere ich noch die Joysticks, die auch als Mauszeiger umfunktioniert werden können. Aber das stellt sich nach wenigen Sekunden als kompliziertes und fast schon nervtötendes Unterfangen heraus. Dieses Ergebnis war zwar erwartbar, einen Versuch war es mir dennoch wert.
Alle anderen Spiele, die auch für kleine Displays und Contoller-Steuerung geeignet sind, lassen sich sehr gut auf dem ROG Ally mit dem vorhandenen Bedienkonzept zocken. In Los Santos Aufträge als Franklin, Michael oder Trevor erledigen? Oder als Assassine in Bagdad bösen Ratsmitglieder das Handwerk legen? Alles kein Problem! Und dank der Anordnung der Tasten, die an meinen Xbox-Controller erinnert, ist der Umstieg für mich kein Umstieg. Zugegeben, es gibt einen gravierenden Unterschied: Zwischen den Hälften meines Controllers befindet sich ein Display. Aber auch an diesen Fakt habe ich mich schnell gewöhnt.
Beim längeren Zocken mit dem ASUS ROG Ally wurden allerdings meine Arme etwas schwer und ich neigte immer mehr dazu, die Arme abzulegen, um das mit 600 Gramm eigentlich sehr leichte Handheld nicht selbst halten zu müssen. Mit eingesteckten USB-C-Ladekabel zu zocken war vom Handling zudem nicht optimal. Die Spielekonsole erhält durch das Kabel eine “kopflastige” Gewichtsverteilung, die das Halten des Handhelds unbequem macht.
Software: Windows 11 Home ist keine Handheld-Software
Als Betriebssystem ist auf dem ROG Ally Windows 11 Home vorinstalliert. Zusätzlich liefert ASUS noch die Armour Crate SE App ab Werk mit, die ursprünglich zur zentralen Steuerung sowie Konfigurierung von ASUS-Hardware entwickelt wurde. Auf dem ROG Ally dient sie als Game Launcher und im Command Center kann ich wichtige Gaming-Einstellungen wie die drei Betriebsmodi (10 Watt Leise, 15 Watt Leistung und 25 Watt Turbomodus), Echtzeitüberwachungsdaten, Displayhelligkeit und Lautstärke anpassen.
Eins vorab: Windows 11 Home ist vielseitig, aber eignet sich weniger für eine Handheldkonsole. Das äußert sich an den viel zu kleinen Schaltflächen und einer Onscreen-Tastatur, die ein Großteil des Displays verdeckt, sobald ich sie nutze. Das Command Center in der Armour Crate SE App ist deutlich besser für die Touch-Bedienung geeignet. Die Schaltflächen sind sehr groß und die App wird im Vollbildmodus angezeigt. Aufrufen kann ich sie mittels der physischen Taste links neben dem Display. Insgesamt finde ich die ASUS-eigene App sehr praktisch und habe sie auch häufig während der Testzeit genutzt.
Der größte Vorteil mit Windows 11 als Betriebssystem ist die schier unendliche Spiel-Auswahl. Mit Steam, dem Epic Games Store, Ubisoft Connect, Gog Galaxy und Co. könnt ihr nahezu jedes Spiel auf dem ROG Ally installieren – und das ist ein sehr großer Pluspunkt.
Akkulaufzeit: Zwei Stunden zocken sind leider nicht genug
Jetzt kommen wir zur Akkulaufzeit, die gerade bei einem Handheld ein sehr wichtiger Faktor ist. Leider fällt die Betriebslaufzeit beim ROG Ally recht ernüchternd aus. Im Turbo-Modus kann ich lediglich eine Stunde Assassin’s Creed: Mirage auf hohen Grafikeinstellungen mit stabilen 60 Frames per seconds spielen. Wer schon einmal in Gaming-Welten abgetaucht ist und sich von Story, Gameplay und Grafik fesseln lassen hat, weiß, dass eine Stunde einem Wimpernschlag gleicht.
Im Leise-Modus mit 10 Watt hält der Akku immerhin zwei Stunden, aber auch das ist keine annähernd zufriedenstellende Spielzeit für einen waschechten Gamer – zumal die Bildwiederholrate wie bereits erwähnt unter der Wattdrosselung stark leidet und ich auf teilweise mickrige 20 Frames per seconds bei Assassin’s Creed: Mirage kam. Dieses Ergebnis hat mich wahrlich enttäuscht.