Moto Z Play im ausführlichen Praxistest – Teil 1
Moto Z Play im ausführlichen Praxistest - Teil 1
Mit der Übernahme von Motorola durch Lenovo soll der einst so große Mobiltelefonhersteller wieder auf die Erfolgsspur zurückgeführt werden. Das Motorola aber auch unter der Regie von Google sehr gute Smartphones gebaut hat, haben Sie mit der Moto G und Moto X Serie bereits bewiesen. Doch Lenovo hat Großes in Europa vor und hat deshalb die ehemalige Flaggschiff-Reihe um das Moto X durch die neue Moto Z Reihe ersetzt. Auch diese Smartphones sind weiterhin über den Moto-Maker individuell gestaltbar und können zusätzlich modular über die sogenannten Moto Mods erweitert werden.
Diese Neuerung fand ich so spannend, dass ich mir unbedingt ein Testgerät sichern musste – das Moto Z Play. Außerdem habe ich noch zwei Moto Mods ergattern können: den JBL SoundBoost und den Insta-Share Projector. Dazu wird es natürlich auch jeweils einen kleinen Testbericht geben. Aber erst einmal stelle ich euch das neue Moto Z Play hier im ausführlichen Praxistest vor.
Das hochwertige Akkuwunder
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Exzellente Verarbeitung
Überragende Akkulaufzeit
Sehr gute Kamera bei Tageslicht
Modulare Erweiterungsmöglichkeiten
Backcover im Lieferumfang dabei
Intelligente Steuerung
Turbo-Ladegerät
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Handling
Gesprächslautstärke
Kein extra USB-C-Datenkabel
Kamera-Performance bei Dunkelheit
Unboxing & erster Eindruck Massive und hochwertige Verarbeitung
Das Moto Z Play kommt in einer hochwertigen Verpackung, welche einem sofort nach dem Öffnen das Smartphone präsentiert. Darunter befindet sich eine Pappschachtel mit den Garantie- und Sicherheitshinweisen und wiederum darunter kommt ein Backcover und das Turbo-Ladegerät zum Vorschein. Ein separates USB-C-Kabel und Headset sucht man vergebens. Bei einem Preis von 429 Euro habe ich ein extra USB-Datenkabel durchaus erwartet, insbesondere da das Ladekabel mit dem Netzteil fest verbunden ist.
Beim Moto Z Play selbst fällt sofort die massive Bauweise auf. Trotz nur 7 Millimeter Höhe hat man das Gefühl, das es wesentlich dicker ist. Zum einen vermittelt das in Verbindung mit dem Gewicht von 165 Gramm eine hohe Wertigkeit, welche zweifelsohne vorhanden ist, zum anderen leidet jedoch das Handling darunter. Das Moto Z Play ist kein wirklicher Handschmeichler, so wie die Geräte der Moto X Reihe.
Schuld daran ist der Metallrahmen. Dieser fällt sehr breit aus und der Übergang zwischen Rahmen und Glas ist sehr kantig. Wäre dieser abgerundet, würde das Moto Z Play sehr viel schlanker wirken. Das ist dahingehend schade, da die Verarbeitung absolut einwandfrei und die verwendeten Materialien hochwertig sind. Das herausstehende Kameramodul mit dem Metallrahmen ist das optische Highlight der Rückseite.
Das mitgelieferte Backcover besitzt eine strukturierte Nylonoberfläche und wird magnetisch an der Rückseite des Moto Z Plays befestigt. Es hat nur wenig Spiel und sitzt ausreichend fest um die empfindlichen Modul-Kontakte und die Glasrückseite zu schützen.
Intelligente Anzeige ohne Schwäche
Beim Display hat sich Lenovo keine Schwäche erlaubt. Das verbaute 5,5 Zoll-Super-AMOLED-Display löst mit 1.920 mal 1.080 Pixeln in Full HD auf. Alles wird ausreichend scharf dargestellt. Die Blinkwinkelstabilität ist sehr hoch und die Farben wirken natürlich. Allerdings ist die Farbeinstellung insgesamt etwas zu warm. Die maximale Helligkeit reicht aus, um auch draußen bei Sonnenschein den Bildschirminhalt gut zu erkennen. Der Helligkeitssensor arbeitet dabei effektiv aber unauffällig.
Mit Moto Infos wird beim Moto Z Play die Benachrichtigungs-LED ersetzt. Sobald man sich dem Gerät nähert, sei es mit der Hand oder dem Gesicht, zeigt es die Uhrzeit und mögliche Benachrichtigungen an, ohne berührt zu werden. Diese Funktion ist im Alltag sehr nützlich und spart unnötige Handgriffe, da man sofort die Uhrzeit und die Art der Nachricht als Symbol angezeigt bekommt. Außerdem schont es die Akkulaufzeit, da das Display nicht jedesmal voll aktiviert werden muss.
Software & Bedienung Reines Android mit Gestensteuerung
Lenovo behält bei der Software die von Google und Motorola entwickelte Strategie bei und nutzt ein fast unverändertes Android 6.0.1 für das Moto Z Play. Bis auf die Apps Moto und Moto Mods gibt es keinerlei Zusatzsoftware oder eigene Anpassungen. So sollen für die Nutzer weiterhin schnelle Android-Updates zur Verfügung gestellt werden können.
Neu bei den Moto-Smartphones ist der Fingerabdrucksensor, der in quadratischer Form auf der Vorderseite unter dem Display liegt. Die Einrichtung gelingt schnell und es können bis zu fünf Fingerabdrücke hinterlegt werden. Der Sensor reagiert immer zuverlässig aber leicht verzögert und er akzeptiert durchschnittlich 9 von 10 Versuchen. Die erfolgreiche Erkennung wird mit einer leichten Vibration quittiert. Das Moto Z Play kann über den Fingerabdrucksensor entsperrt und gesperrt werden. Das Sperren kann mit jedem Finger erfolgen, egal ob er registriert ist oder nicht. Weitere Funktionen sind für den Sensor nicht vorgesehen.
Über die Moto-App können die Moto Infos, aktive Benachrichtungen auf dem ausgeschalteten Display und Moto Actions eingestellt werden. Moto Actions beinhaltet folgende sehr nützliche Features: Zweimal schnell die Hand mit dem Moto Z Play hin und her drehen und die Kamera startet. Führt man zwei schnelle nach unten gerichtete Hack-Bewegungen mit dem Smartphone aus, aktiviert und deaktivert sich die Taschenlampe. Und wenn das Smartphone auf dem Display liegt, wird automatisch der „Nicht stören“-Modus aktiviert.
Lenovo hat das Stock-Android von Google mit sinnvollen Features ergänzt, welche die alltägliche Bedienung erleichtern.
Hardware & Leistung Top-Ausstattung für die Mittelklasse
Das Moto Z Play ist für ein Mittelklasse-Gerät sehr gut ausgestattet. Lenovo hat den Snapdragon 625-Prozessor mit 2 Gigahertz-Octa-Core-CPU und Adreno 506 GPU verbaut. Zusammen mit den 3 Gigabyte Arbeitsspeicher reicht das für knapp 62.000 Punkte im Antutu-Benchmark. Die Bedienung ist stets flüssig, Ruckler oder Eingabeverzögerungen konnte ich zu keiner Zeit feststellen. Die Leistung reicht auch für anspruchsvollere Spiele in hohen Detailstufen. Erfreulicherweise hält sich dabei die Wärmeentwicklung in Grenzen. Das Moto Z Play wird auch bei hoher Beanspruchung nicht unangenehm heiß.
Von den 32 Gigabyte internen Speicher sind 22 Gigabyte frei verfügbar. Wem das nicht reicht, der kann den Speicher mittels microSD-Karte theoretisch um 2 Terabyte erweitern.
Bluetooth ist in der Version 4.0 LE vorhanden, ebenso wie NFC, A-GPS und erfreulicherweise wurde dem Moto Z Play ein WLAN-Modul mit 5 Gigahertz-Band Unterstützung spendiert. Die Reichweite und Verbindungsstärke war jederzeit hoch und zuverlässig. Zudem werden alle LTE-Frequenzen unterstützt und auch hier war die Verbindung im O2-Netz stets gut bis sehr gut. Allerdings konnte ich die gleiche Einschränkung beim Telefonieren wie beim Moto X Force feststellen: Die Gesprächslautstärke war relativ leise, sowohl auf der Seite meines Gesprächspartner wie auch bei mir. Da sollte Lenovo bei den folgenden Modellen auf jeden Fall nachbessern. Die generelle Sprachqualität ist aber sehr gut.
Akku Länger läuft keiner
Lenovo hat dem Moto Z Play einen 3.510 Milliamperestunden großen Akku spendiert. Ich habe damit sensationelle 4-5 Tage Laufzeit erreicht, ohne dass ich meine Nutzung groß einschränken musste. Mobile Daten und WLAN waren aktiviert, sowie alle Pushbenachrichtigungen.
Ich habe ein paar Fotos gemacht, regelmäßig den Messenger und SMS genutzt, 5 Minuten telefoniert pro Tag und etwa eine Stunde gesurft inklusive 15 Minuten Youtube-Nutzung. Gespielt habe ich in der Zeit nicht. Bei intensiverer Nutzung inklusive Spielen sind aber immer noch locker 2 Tage Laufzeit möglich. Beim Spielen sinkt die Akkulaufzeit, je nach Spiel, um etwa 5 bis 10 Prozent pro 30 Minuten.
Auffällig war jedoch der teilweise relativ hohe Standby-Verbrauch von 4 bis 5 Prozent im Flugmodus über 7 Stunden. Gründe dafür habe ich jedoch keine gefunden. Mit dem mitgelieferten Turbo-Ladenetzteil lässt sich das Moto Z Play in ungefähr 90 Minuten komplett aufladen.
Detailreich und farbgetreu in jeder Situation
Die 16-Megapixel-Kamera des Moto Z Play leistet hervorragende Arbeit. Der Autofokus ist dank Laser- und Phasenerkennung sehr treffsicher und der Auslöser reagiert angenehm schnell. So sind Schnappschüsse jederzeit möglich. Dank der Anfangsblende von 2.0 sind auch unter schwierigen Lichtverhältnissen scharfe und detailreiche Aufnahmen möglich.
Die Auto-HDR-Funktion schafft dann zusätzlich noch etwas mehr Kontrast im Bild, ohne das die Natürlichkeit verloren geht. Besonders die Farbtreue bei grellen Farben muss ich noch lobend erwähnen. Die Farbwiedergabe ist außerordentlich gut. Für versierte Nutzer gibt es zudem einen Profi-Modus mit vielen manuellen Einstellmöglichkeiten.
Einen klaren Kritikpunkt gibt es jedoch: Bei Dunkelheit versagt die Kamera total. Die Bilder sind unscharf, total verrauscht und Details quasi nicht erkennbar. Da gilt noch nachzubessern, zumal der integrierte Blitz keine wirkliche Hilfe und nur auf kurze Entfernung zu gebrauchen ist.
Die Frontkamera löst mit 5 Megapixeln auf und bei Tageslicht entstehen durchaus brauchbare Selfies. Der integrierte Frontblitz hilft bei schlechten Lichtverhältnissen, lässt aber eine natürliche Darstellung im Endergebnis vermissen.
Zubehör Erweiterbar durch Moto Mods
Das besondere Highlight des Moto Z Play ist jedoch die Erweiterbarkeit mit Hilfe von Zusatzmodulen, die ganz einfach magnetisch an der Rückseite befestigt werden. Die Kommunikation erfolgt mittels einer Schnittstelle auf der Rückseite.
Lenovo hat bisher vier der sogenannten Moto Mods vorgestellt. Es gibt ein Kamera-Modul von Hasselblad mit 10-fach optischem Zoom, ein Akku-Pack, einen Beamer und einen Stereo-Lautsprecher von JBL. Da Lenovo die Entwicklung weiterer Moto Mods unterstützt, soll es bald auch Module von Drittanbietern geben. Die Moto Mods werden sowohl vom Moto Z Play wie auch vom Flaggschiff Moto Z unterstützt.
Ich habe den JBL SoundBoost und den Insta-Share Projector zusammen mit dem Moto Z Play testen können. Wie die beiden Module im Praxis-Test abgeschnitten haben, erfahrt Ihr in den beiden kommenden Berichten.
Fazit Das Highlight-Smartphone der Mittelklasse
Lenovo hat mit dem Moto Z Play einen neuen Maßstab in der oberen Mittelklasse gesetzt. Das Design mag nicht jedem gefallen, aber die Verarbeitung ist hervorragend, die Materialwahl gewohnt hochwertig und das Zusammenspiel von Hard- und Software exzellent.
Es gibt zwar Abstriche bei der Kameraleistung im Dunkeln, beim Handling oder der Gesprächslautstärke, allerdings macht die überragende Akkulaufzeit wieder viel wett. Wo andere sich verzweifelt eine Powerbank wünschen, habe ich mich an den letzten Ladevorgang nur noch mit Mühe erinnern können.
Der K.O. für die Konkurrenz ist schließlich die Möglichkeit, das Smartphone ganz einfach über magnetische Module erweitern zu können. Wenn Lenovo diesen Ansatz konsequent weiterführt und tatsächlich noch weitere Module von Drittanbietern auf den Markt kommen, lässt sich das Moto Z Play gegenüber anderen Smartphones viel besser an die eigenen Bedürfnisse anpassen. Für Individualisten und Technik-Liebhaber eine klare Kaufempfehlung.
Wir lesen uns im nächsten Test wieder, wenn ich den JBL SoundBoost und den Insta-Share Projector genauer unter die Lupe nehme. Bis dahin!