
Mit der Speak2-Reihe hat Jabra unlängst drei neue Konferenzlautsprecher vorgestellt, die mit neuen Funktionen und Technologien allem voran Meetings verbessern sollen. Ich habe Mikrofon, Kopfhörer und Bluetooth-Lautsprecher vom Tisch geräumt und für einige Zeit durch das Premium-Modell Speak2 75 ersetzt. Wie sich die neueste Konferenzlösung von Jabra in meinem Alltag schlägt, lest ihr in diesem Testbericht.
Vielseitig beeindruckend
- Kraftvoller, klarer Klang
- Hervorragende Gesprächsqualität
- Gute Verarbeitung
- Multipoint-Bluetooth
- Vereint mehrere Geräte
- Schutz vor Staub und Spritzwasser nach IP64
- Hohe Flexibilität
- Bedienelemente überempfindlich
- Festes USB-Kabel
- Ungenaue Angaben zur Akkulaufzeit
- Recht hohe Anschaffungskosten
- Wenige Einstellungen in der App
Lieferumfang: Das ist im Karton
Der Lieferumfang ist ausreichend, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Außer dem Lautsprecher finde ich in der auffallend und bewusst zurückhaltenden Verpackung lediglich eine weiche Tasche, in der neben dem Konferenzlautsprecher selbst auch der wohl kleinste USB-Stick untergebracht ist, den ich je gesehen habe. Die wirklich kurze Kurzanleitung auf Karton empfinde ich als guten Kompromiss. Oft sind viel zu viele kleine Zettel beigelegt, die nur von den wenigsten gelesen werden. Hier und da erfreut sich eine gedruckte Anleitung aber noch immer großer Beliebtheit.
Ersteindruck: Gemischte Gefühle
Im ersten Moment macht die Tasche auf mich einen eher zweckmäßigen Eindruck. Das Material ist weich und schont damit die Außenseite des Jabra, ist aber auch recht dünn ausgefallen. Die Verarbeitungsqualität ist jedoch gut und lässt mich über das dünne Material hinwegsehen. Das eigens für den USB-C-Stick vorgesehene Fach ist sehr klein ausgefallen. Dadurch kann der USB-Stick zwar kaum von alleine dort herausfallen, aber ich habe auch Mühe, ihn dort zu entnehmen.
Als jemand, der einen Großteil seiner technischen Geräte in schützenden Taschen transportiert, begrüße ich es aber sehr, das überhaupt eine Tasche beiliegt. Das ist leider nicht selbstverständlich, sollte es aus meiner Sicht wenigstens ab einer gewissen Preisklasse aber sein.
Der Lautsprecher selbst vermittelt schon beim ersten in die Hand nehmen eine hohe Wertigkeit. Er fühlt sich rundherum gut an und sein genau richtiges Eigengewicht weckt Vertrauen, ohne dabei zu schwer oder verdächtig leicht zu sein. Das Material, eine Kombination aus Kunststoff und gebürstetem Aluminium, lässt sich an keiner Stelle eindrücken oder ein unangenehmes Knarzen entlocken. Der Speaker wirkt aufgeräumt, fast minimalistisch und findet durch seine geringe Größe auch auf kleineren Schreibtischen Platz.
Aufbau: Konferenzen zum Mitnehmen
Das Jabra Speak2 75 ähnelt in seiner Form einem Eishockey-Puck. Gewicht, Form und Abmessungen laden geradezu dazu ein, den Lautsprecher zum Beispiel aus dem Home Office an den Arbeitsplatz und von dort in den Meeting-Raum mitzubringen. Dank dem integrierten Akku geht das, Internet-Verbindung vorausgesetzt, sogar ohne ein laufendes Meeting zu unterbrechen. Auf dem Fuß sorgt ein breiter Gummiring insbesondere in Verbindung mit dem Eigengewicht für festen Halt. In der Mitte ist ein heller Streifen platziert, an dessen linker Seite ein Stift-Symbol zu sehen ist und auf dem ich den Lautsprecher offenbar beschriften soll. Würde mir im Traum nicht einfallen.
Zwischen Fuß und Lautsprecher befindet sich eine Verengung, in dem sich das leider fest verbaute USB-C-Kabel aufwickeln und einigermaßen unsichtbar verstauen lässt. Für mehr Kompatibilität liegt ein USB-C auf USB-A Adapter bei, der mittels Schlaufe am Kabel befestig ist. Das ist wie für mich gemacht, denn ich vergesse viel zu gerne Adapter, obwohl ich von mir selbst behaupte, eine Schwäche dafür zu haben. Das fest verbaute Kabel passt für mein Empfinden aber nicht richtig zu Jabra’s Bemühungen, die Nachhaltigkeit ihrer Produkte zu steigern.
Wortwörtlich im Mittelpunkt ist der nach oben gerichtete Lautsprecher platziert, um den sämtliche Bedienelemente kreisförmig angeordnet sind. Ringsherum verläuft ein LED-Ring, der nicht nur ein Blickfang ist, sondern auch als Status-Anzeige dient.
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- Produkttest Veröffentlicht am: 14. März 2023
Einrichtung und Bedienung: Nur das Nötigste
Mit den ausnahmslos berührungsempfindlichen Tasten lassen sich Gespräche und Lautstärke steuern, die verbleibende Akkulaufzeit anzeigen, Geräte verbinden und das Mikrofon stummschalten. Daneben findet sich noch ein Ein- und Ausschalter und eine „Smart-Taste“, die wahlweise den Sprachassistenten aktiviert, die Wiedergabe pausiert und fortsetzt oder eine vordefinierte Rufnummer anruft. Zwischen Smart-Taste und Rufannahme sitzt eine Microsoft-Teams-Taste, über die direkt mit Microsofts Kollaboration-Software interagiert werden kann. Sie dient auch als Status Anzeige, in dem sie beispielsweise blinkt, wenn ein Anruf verpasst oder ein Meeting gestartet wurde. Durch Drücken und kurzes Halten der Bluetooth-Taste versetzt sich das Jabra in den Pairing-Mode und eine englische Sprachausgabe weist mich an, die Verbindung in den Einstellung des Endgeräts herzustellen. Soweit nichts Ungewöhnliches.
Kaum Einstellungen: Wenn überhaupt
Einige weitere Einstellungen wie auch einen Equalizer hat Jabra in Software ausgelagert. Zumindest in der iOS-App sind die Möglichkeiten aber sehr begrenzt. Ich kann weder sagen das, geschweige denn benennen was mir fehlt, die ein oder andere Einstellungsseite der App hinterlässt aber einen ernüchternden Eindruck. Beispiel? Hinter den „Einstellungen für die Konferenzlösung“, deren Benennung suggeriert, dort alle denkbaren Geräte-Einstellungen vorzufinden, verbergen sich insgesamt gerade mal drei Settings: Unter „Allgemein“ kann die Zeitspanne bis zum Ruhemodus eingestellt und für das akustische Feedback zwischen Sprache und Ton gewählt werden. Unter „Anruferlebnis“ gar nur, ob eingehende Anrufe automatisch abgelehnt werden sollen, wenn bereits ein Gespräch aktiv ist.
Licht und Schatten: Lightshow light
Die Buttons funktionieren zuverlässig und sind Dank dezenter Beleuchtung auch bei Dunkelheit sichtbar, aber nie störend. Leider haben sie sich für mich als fast schon überempfindlich herausgestellt. Immer wieder ist es mir beim Halten des Lautsprechers passiert, dass ich ihn ungewollt angeschaltet habe. Besonders negativ fällt die Empfindlichkeit auf, wenn ich während eines Meetings versehentlich den Bluetooth-Button berühre. Das quittiert die Konferenzlösung nämlich direkt mit einer lautstarken Ansage, die wiederum das Gespräch bzw. die Verbindung unterbricht.
Die Beleuchtung ist kontextbezogen und wirkt insgesamt sehr durchdacht. So bleiben nicht benötigte Elemente wie die zur Gesprächssteuerung beim Musikhören dunkel und die lauter und leiser Taster sind als einzige aktiv. Verändert man darüber die Lautstärke, leuchtet der LED-Ring für einen kurzen Moment hell und in der Lautstärke entsprechendem Ausmaß auf. Einen Augenblick später reduziert er sich wieder auf den kurzen, abgedunkelten Streifen, der als Power-On-LED fungiert. Gleiches gilt für die Anzeige des Akkufüllstands. In der Sound+ App lässt sich außerdem die Anzeige der Sprachqualität während eines Meetings aktivieren. Das bewirkt, dass sich der LED-Ring rot färbt, wenn ich schlecht zu hören bin.
Tonqualität: Beeindruckender Klang
Ich habe das Jabra Speak2 75 nicht nur als Konferenzlautsprecher genutzt, sondern auch zur Wiedergabe von Musik unterschiedlicher Genres eingesetzt, darunter Metal, HipHop, aber auch elektronische Musik. Es mag sein, dass mit meinem steigenden Alter auch meine Ansprüche geringer ausfallen, aber besonders im Hinblick auf die geringe Größe hat mich hat die Tonqualität sehr beeindruckt.
Die Höhen sind, im direkten Vergleich mit meinem bisherigen Lautsprecher von Anker, glasklar und der Bass ist ein gutes Stück deutlicher in meiner Tischplatte zu spüren, als der meines Soundcore Boost bei aktiviertem „BassUp“. Das spricht für das Jabra, nimmt mir aber die Freude am Soundcore, dessen Klang mir nun dumpf und verwaschen vorkommt. Bei maximaler Lautstärke kommt es vereinzelt aber doch zu einem unangenehmem Scheppern, wie man es sonst nur von gepeinigten KFZ-Karosserien kennt.
Gesprächsqualität: Auf ein Wort
Trotz seiner Eignung zum Musikhören ist das Jabra Speak2 75 in erster Linie ein Konferenzlautsprecher, und das zeigt sich auch in der Technik: Die vier verbauten Beamforming-Mikrofone erfassen Stimmen gleichzeitig aus mehreren Richtungen. Das soll in erster Linie sicherstellen, dass Konferenzteilnehmer an allen Seiten des Tisches gehört werden, erweist sich aber auch für Einzelkämpfer als vorteilhaft, wenn man sich während eines Meetings im Raum bewegt. Störende Umgebungsgeräusche filtert die Geräuschunterdrückung bemerkenswert zuverlässig aus. Selbst meinen laufenden Ventilator, der nur wenige Zentimeter neben dem Jabra auf meinem Schreibtisch steht, war für keinen meiner Gesprächspartner zu hören.
Das Top-Modell der neuen Konferenzlautsprecher von Jabra unterstützt außerdem Vollduplex-Audio, es können also alle Teilnehmer gleichzeitig sprechen und gehört werden. Das macht den Gesprächsfluss wesentlich natürlicher. Die sogenannte Sprachnivellierung normalisiert alle Stimmen und stellt so sicher, dass auch leisere Teilnehmer gehört und verstanden werden. Ein Feature, das mir als grundsätzlich leise sprechender Mensch sehr gelegen kommt. Jeder meiner Gesprächspartner, den ich am Ende eines Meetings auf die neue Konferenzlösung aufmerksam gemacht und nach seinem Eindruck gefragt habe, bescheinigte dem Jabra Speak2 75 eine sehr gute Sprachqualität. Kein einziger sprach mich von selbst auf eine veränderten Ton an oder bemängelte gar die Verständlichkeit.
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Fehlerhafte Angaben zur Akkulaufzeit: Selbstladender Akku
Nicht ganz so optimal sind die Angaben zur verbleibenden Akkulaufzeit. Laut dem Batterie-Widget auf meinem iPhone war der Akku anfänglich zu 98 Prozent geladen und ist nach 30 Minuten Musik hören um zwei Prozent auf 96 Prozent gesunken. Weitere acht Minuten später ist er allerdings wieder um ein Prozent gestiegen. Einen Tag später war er, laut meinem MacBook, wieder zu 100 Prozent geladen, obwohl ich das Jabra ausschließlich kabellos betrieben und nicht geladen habe. Ich kann natürlich nicht ausschließen, dass diese Ungenauigkeiten meinem iPhone und meinem Mac zuzuschreiben sind, empfände das aber als höchst ungewöhnlich.
Klein, aber oho!: Fazit
Abgesehen vom fest verbauten USB-Kabel, den recht hohen Anschaffungskosten und den ungenauen Angaben zur verbleibenden Akkulaufzeit hat mich das Jabra Speak2 75 sehr positiv überrascht. Es passt wunderbar in meinen Büro-Alltag und ersetzt dort nicht nur Mikrofon, Kopfhörer und Bluetooth-Lautsprecher, sondern auch eine ganz Menge Kabel. Davon losgelöst, ausgerüstet mit Multipoint-Bluetooth Unterstützung und dem integriertem Akku zeigt sich das Speak2 75 als eine äußerst flexible, multifunktionale und technisch beeindruckende Konferenzlösung. Sie macht sicher auch abseits von Büro und Schreibtisch eine gute Figur. Mit einer entsprechende Halterung kann ich mir den Lautsprecher zum Beispiel gut als eine Art alternative Freisprecheinrichtung im Auto vorstellen. Obwohl es klar als Konferenzlautsprecher positioniert ist und das Äußere es kaum vermuten lässt, kommen auch Musik-Fans voll auf ihre Kosten.