Die Kingston NV1 im Test – eine M.2-SSD zum fairen Preis
Die Kingston NV1 im Test – eine M.2-SSD zum fairen Preis
Wer wie ich seinen PC gerne zum Zocken nutzt, für den ist nicht nur die Leistung, sondern auch die Geschwindigkeit seines Setups von großer Bedeutung. Schließlich gibt es wenig, das den Gaming-Spaß mehr trübt als das ewige Starren auf lange Ladebildschirme. Die verbaute Speicherlösung spielt hier eine maßgebliche Rolle, weshalb der heutige Test besonders spannend für mich ist.
Im Gegensatz zum Rest des Marktes für PC-Komponenten, fallen die Preise von PCIe-3.0-SSDs. Aktuell kann man das Einstiegssegment der PCIe-3.0-Platten für den gleichen Preis wie das Highend-Segment der etwas in die Jahre gekommenen SATA SSDs kaufen. Diese günstigen M.2-Speicher sind eine echte (nicht nur preisliche) Alternative zu SATA SSDs, die die Einstiegsklasse bisher abdeckten. Heute wollen wir eine dieser NVMe SSDs genauer anschauen.
Ich durfte in einem vierwöchigem Testzeitraum die Kingston NV1 mit einem Terabyte Speicherkapazität in meinem privaten System nutzen. Als nebenberuflicher Hobby-Zocker, Blogger und Fotograf, hatte ich die Möglichkeit, die Festplatte einmal aus verschieden Perspektiven im Alltag zu betrachten.
Lässt kaum Wünsche offen
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Sehr guter Preis
Durchschnittlich gute Datenrate
Drei Jahre Herstellergarantie
PCIe-3.0-Mainboards deutlich günstiger als PCIe-4.0-Varianten
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PCIe-3.0-Schnittstelle wird nicht vollständig ausgenutzt
Relativ kurze Lebenszeit (240 TBW) im Vergleich zu anderen Festplatten
Solide technische Grundvorraussetzungen
Mit der NV1 bedient Kingston das Einsteigersegment der PCIe-3.0-SSDs. Diese SSD ist bereits seit Anfang 2021 frei im Handel verfügbar. Heute teste ich die ein Terabyte große Variante der NVMe SSD, die im M.2-2280 Format ausgeliefert wird und bei einem Preis von aktuell 47 bis 190 Euro liegt.
Die SSD soll eine Lesegeschwindigkeit von 2100 Megabyte pro Sekunde (MB/s) und eine Schreibgeschwindigkeit von 1700 MB/s erreichen und ordnet sich somit im mittleren Leistungsfeld der Einsteigermodelle der Konkurrenten ein. Die allgemeine Lebensdauer der Festplatte fällt mit 240 Total Bytes Written (TBW) verhältnismäßig gering aus. Diese Werte können aber in der Realität stark abweichen. In diesem Zusammenhang sei erwähnt, dass die vom Hersteller angegebene Datenmenge in der Praxis im seltensten Fall erreicht wird.
Laut einer Studie von Samsung erreichen 99 Prozent der Nutzer innerhalb des Garantiezeitraums nur einen Bruchteil der Datenmenge, für die aktuelle SSDs im Durchschnitt ausgelegt sind. Wo wir gerade beim Thema sind: Kingston gibt drei Jahre Herstellergarantie auf die NV1.
Der Stromverbrauch von M.2-SSDs ist gering und fast schon vernachlässigbar. Die getestete Platte erreicht im Leerlauf laut Datenblatt 5 Milliwatt. Wenn die Platte aktiv wird, steigt die Leistungsaufnahme beim Lesen auf ca. 1,1 Watt und beim Schreiben auf ungefähr 3,3 Watt.
Einbau Einfacher Einbau der Kingston NV1 SSD im Testsystem
Als Mainboard für das Testsystem habe ich ein etwas älteres MSI MEG ACE Z390 verwendet, befeuert von einem Intel Core i9 9900K, einer NVIDIA Geforce RTX 2080Ti Grafikkarte und 16 GB GSKILL RoyalZ Arbeitsspeicher.
Der Einbau einer PCIe-3.0-SSD gestaltet sich im Vergleich zur SATA SSD-Familie deutlich einfacher. Die Kingston NV1 wird wie jede andere M.2-SSD einfach auf den PCIe-Steckplatz des Mainboards gesteckt, der speziell für diese kleinen Chips vorgesehen ist. Bei Festplatten, die die SATA-Schnisstelle nutzen, müssen einerseits SATA-Datenkabel verlegt werden und andererseits ein extra Kabel für die Stromzufuhr.
PCIe-Schnittstellen für NVME SSDs befinden sich meistens unterhalb des ersten Steck-Slots für Grafikkarten. In fast allen Fällen muss vor dem Einbau erst einmal der Heatspreader, also das kleine Kühlblech entfernt werden, der dann wie eine Art Abdeckung über der montierten SSDs platziert wird, um die Abwärme, die durch den Chip produziert wird, abzutransportieren.
Tests & Benchmarks Die Kingston NV1 im Testbench
In diesem Test habe ich die Platte unter drei verschieden Aspekten getestet. Zum Einem mit einem synthetischen Leistungs-Benchmark um die real gemessene Lese-/ und Schreiberate zu ermitteln, denn bei Angaben zu der Leistung von Festplatten wird auf dem Datenblatt immer ein Wert „bis zu“ angegeben. Dieser Wert kann in der Praxis von gemessenen Werten abweichen.
Weiterführend habe ich auch einen Copy-Test durchgeführt, bei dem einmal zwei unterschiedliche Datenmengen auf der NVMe verschoben wurden. Zu guter Letzt habe ich die Ladezeiten von verschieden PC-Spielen im Vergleich zu einer etwas in die Jahre gekommen Samsung SATA 860 EVO unter die Lupe genommen, um euch noch einmal den Vorteil von PCIe-Speichern gegenüber SATA Platten zu verdeutlichen.
Im ersten Teil der Tests wurde die reine Leistung der Platte mit CrystalDiskMark 7 getestet. Wie in der unten gezeigten Abbildung zu sehen, schafft unsere SSD sogar etwas mehr Datendruchsatz als vom Hersteller angegeben: knappe 12.07 MB/s mehr Lesegeschwindigkeit und eine um 12,65 MB/s schnellere Schreibgeschwindigkeit.
Spitze – ihr bekommt für diesen fairen Preis also sogar noch ein i-Tüpfelchen mehr Leistung obendrauf.
Wie zu erwarten, zeichnet sich beim Copy-Test ein Sieg der Kingston NV1 ab, da für das kopieren von Dateien die Datenrate ausschlaggebend ist. Im Vergleich zu der SATA-Schnittstelle war die M.2 beim verschieben von einem Gigabyte (GB) etwas mehr als 0,4 Sekunden schneller. Und beim Kopieren von 40 GB Daten gewann die Kingston-Platte mit einem Abstand von knappen 18 Sekunden.
Zu guter Letzt habe ich noch die Ladezeiten von verschiedenen Spielen getestet, die durch ihre offene Spielwelt für besonders lange Ladezeiten bekannt sind.
Auch hier zeichnet sich ein Sieg des M.2-Speichers ab – selbst wenn der Abstand verschwindend gering geworden ist. Im Schnitt ist die PCIe-3.0-SSD in „Assassin’s Creed Valhalla“ und „GTA V“ eine gute Sekunde schneller mit dem Laden der Spielwelt fertig. Bei „WatchDogs Legion“ habe ich sogar eine Differenz von fast zwei Sekunden gemessen. Manche Spiele können durch besondere Optimierung die Bandbreite der PCIe-Schnittstelle besser ausnutzen.
Alles, was man von einer PCIe SSD im Einstiegssegment erwartet
Wer für wenig Geld ein solides Einstiegsmodell im PCIe-Segment sucht, wird bei der Kingston NV1 fündig. Der Speicher erfüllt jede Erwartung, die man an eine NVMe SSD in diesem Preisbereich haben kann. Er bietet einen deutlichen Leistungssprung gegenüber SATA SSDs, der sowohl auf dem Papier, als auch in der tatsächlich gemessenen Lese- und Schreibgeschwindigkeit spürbar wird. Der Leistungszuwachs ist auch beim alltäglichen Arbeiten oder – selbst wenn nicht ansatzweise so prägnant – beim Zocken bemerkbar.
Unterm Strich bin ich überrascht, dass auch ein Speicher, der im unteren Preissegment angesiedelt ist, so ziemlich jede Herausforderung meines Alltags meistern konnte und auch im direkten Vergleich zu meiner privat verbauten Samsung 970 Pro NVMe SSD nur geringfügige Differenzen aufwies. Beispielsweise kam die Festplatte als Speicher für Foto- und Videodateien zu tragen, auf dem ich während einer Bearbeitung Dateien, laden, kopieren und verschieben musste.
Um einmal auf das Thema Gaming einzugehen: hier fiel der Unterscheid am geringsten aus. Ich hatte zwischenzeitlich Spiele auf beiden SSDs installiert, um auch hier die Ladezeiten vergleichen zu können. Gemessen war meine Samsung-Platte zwar schneller (, die beim Kauf aber gute 100 Euro teurer war), sobald ich die Zeit aber nicht mehr gestoppt habe, konnte ich den Unterschied nicht mehr ausmachen. Wenn man einmal in seiner Alltagsroutine angelangt ist, fällt es einem also kaum noch auf, dass der Speicher von Kingston geringfügig langsamer ist.
Gerade als Einstiegsmodell ist die NV1 lohnenswert, auch für alle, die von einer SATA SSD das erste Mal auf eine PCIe-Speicher wechseln möchten. In der Kingston NV1 zeigen sich viele Vorteile, die PCIe SSDs mit sich bringen, angefangen beim unkomplizierten Einbau bis hin zu schnelleren Ladezeiten.
Dennoch solltet ihr bedenken, dass diese Platte die PCIe-3.0-Schnittstelle nicht vollends ausreizt. Dafür ist sie aber auch von Kingston nicht vorgesehen. Wer gerne noch mehr Perfomance möchte, kann für etwas mehr Geld im Highend-Segment der 3.0-Schnittstelle fündig werden oder sollte darüber nachdenken direkt eine PCIe-4.0-SSD mit passendem Mainboard zu kaufen.
Von mir gibt es an der Stelle eine klare Kaufempfehlung für jeden, der gerne alle Vorteile eine M.2 SSD nutzen möchte, aber dafür nicht zu tief in den Geldbeutel greifen will.