Mit zwei Festplatteneinschüben gehört der NAS Synology Diskstation DS223 zu den kleinen Netzwerkspeichern, die dennoch ein hohes Maß an Zuverlässigkeit bieten können. Vor allem beim Einrichten erspart der Aufbau größere Überlegungen, denn die beiden Festplatten sollten unabhängig vom konkreten Anwendungsfall fast immer als RAID 1 (zwei gespiegelte Festplatten für hohe Datensicherheit) in Betrieb genommen werden.
Darüber hinaus punktet der Hersteller Synology aus Taiwan, neben QNAP und Western Digital einer der großen NAS-Produzenten, mit seinem eigenen Betriebssystem Disk Station Manager (DSM). Das soll einen unkomplizierten und besonders vielseitigen Einsatz erlauben – ohne viel Einarbeitungszeit. Gerade für den Einsatz zu Hause oder in einer kleinen Büroumgebung ist dies ein entscheidender Faktor.
Neben der Schnelligkeit bei der Datenübertragung, Lautstärke im Betrieb oder Verarbeitung muss sich im Test deshalb insbesondere die Handhabung beweisen, ob auf dem PC oder dem Smartphone, von unterwegs oder im eigenen Netzwerk.
Software überzeugt, Technik genügt
- einfache Einrichtung
- genügend Rechenleistung
- hervorragende Softwareausstattung
- kompaktes, funktionales Gehäuse
- auch von unterwegs verwendbar
- gut hörbarer Lüfter
- Übertragungsrate nicht optimal
Technische Daten
Prozessor Arbeitsspeicher Laufwerkseinschübe Festplattentyp RAID-Level Netzwerkanschluss USB-Anschlüsse Betriebssystem Größe Gewicht | 1,70 GHz Realtek RTD1619B 4-Kern-Prozessr 2 GB DDR4 (nicht wechselbar) 2 Slots SATA (2,5 Zoll, 3,5 Zoll) RAID 0, RAID 1 einmal 1-Gigabit-LAN dreimal USB 3.0 (einmal vorn, zweimal hinten) Synology DSM 165 x 108 x 232,7 mm 1,3 kg (leer) |
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Aufbau: kompakter und einfacher NAS
Im schlanken Karton, der sich farbige Aufdrucke und Plastik spart, liegen neben dem kleinen Kunststoffgehäuse noch eine extrem kurz gefasste Schnellstartanleitung, das Netzteil, Schrauben, die lediglich für die Installation von 2,5-Zoll-Festplatten benötigt werden, und ein mit 2 Metern Länge etwas zu kurz geratenes LAN-Kabel.
Der NAS selbst bietet neben den beiden Einschüben für Festplatten noch ein wenig Platz für die Hardware. Dem einfachen 4-Kern-Prozessor in Kombination mit 2 Gigabyte Arbeitsspeicher, die sich nicht erweitern lassen, dürfte der Freiraum genügen.
Die weitere Ausstattung entspricht dem Minimum. Speziell der LAN-Port mit nur 1 Gigabit Übertragungsgeschwindigkeit erlaubt keine großen Sprünge, ist aber weiterhin Standard für ein NAS im Einsteigersegment. So erfordert die Übertragung großer Datenmenge etwas Zeit. Einmal aufgespielt, stört diese Limitierung beim Streamen eigener Inhalte oder dem täglichen Backup der getanen Arbeit kaum.
Hinzu kommen drei USB-A-Anschlüsse mit je 5 Gigabit, was für das schnelle Kopieren von einer externen Festplatte oder einem USB-Stick mehr als ausreicht. Einmal vorn und zweimal rückseitig verbaut, sollten sie fast immer gut erreichbar sein.
Sehr viel einfacher lässt sich ein NAS insgesamt nicht konstruieren. Ein zweiter LAN-Port, der Einschub für eine SSD oder ein Video-Ausgang bleiben teureren Modellen vorbehalten, sind für die Grundfunktion von Datensicherung, -speicherung und -zugriff allerdings auch nicht notwendig.
Einrichtung: startklar in vier Schritten
Die Schnellstartanleitung deutet es bereits an: Vier einfache Piktogramme sollen ausreichen, um den Synology DS223 in Betrieb zu nehmen. Und tatsächlich sind die Schritte fast selbsterklärend.
Die beiden Festplatten, in unserem Fall eine Synology HDD HAT3300-4T, eine Seagate Barracuda 7200.12 und probehalber eine kleine Toshiba MQ01ABD100, werden mittels gummierter Halterungen in die Einschubrahmen geklickt und nur noch ins Gehäuse geschoben, bis sie arretiert sind. Anschließend wird die Frontabdeckung wieder aufgesteckt. Alle Teile sind untereinander entkoppelt und der NAS selbst ruht auf dicken Gummifüßen.
Jetzt müssen nur noch das Stromkabel und das LAN-Kabel verbunden werden. Bei der Auswahl des LAN-Ports am eigenen Router ist ein wenig Vorsicht geboten. Bei älteren Modellen und manch günstigem Gerät finden sich noch Ports mit lediglich 100 Megabit und damit einem Zehntel der möglichen Transferrate. Bist du dir diesbezüglich unsicher, kann ein Blick in die Anleitung des Routers oder ins Datenblatt des Herstellers auf dessen Webseite helfen.
Nur noch Einschalten und ein wenig warten. Bis das System zum ersten Mal betriebsbereit ist, werden einige Minuten vergehen. Für den ersten Zugriff gibt Synology die Adresse „http://synologynas:5000“ an. Es handelt sich um einen lokalen Zugriff im eigenen Netzwerk, sodass der Verzicht auf eine Verschlüsselung unproblematisch ist. Mein Browser hat sich dennoch beschwert und zunächst eine explizite Bestätigung gefordert, dass ich tatsächlich diese Seite aufrufen will.
Danach verläuft die Einrichtung ähnlich unkompliziert wie beim Einbau der Festplatten: Du folgst dem gut beschriebenen Menü, legst Kontoname und -passwort fest, entscheidest darüber, wie Updates installiert werden. Das Vorgehen erinnert stark an das Einrichten eines neuen Smartphones.
Hast du nicht vor, einen Zugriff via Internet zu gestatten, ist eine Eröffnung des Synology-Kontos unnötig. Dieses sorgt dafür, dass der NAS über einen zusätzlichen Service „QuickConnect“ eine feste Internetadresse erhält und selbst festgelegte Inhalte, zum Beispiel die Fotodatenbank, auch unterwegs via Smartphone einsehbar sind.
Es bleiben nur noch zwei entscheidende Fragen offen: Zunächst muss die Art des RAID-Systems bestimmt werden. Das ist bei nur zwei Festplatten jedoch keine sehr komplexe Entscheidung. Für den optimalen Schutz vor Datenverlust sollte hier stets RAID 1 ausgewählt werden. Dadurch werden die beiden Platten 1:1 gespiegelt. Wird eine davon beschädigt, bleiben die Daten auf der anderen unberührt davon. Nach dem Austausch beginnt der NAS, die Daten auf die neue Festplatte zu kopieren.
Synology empfiehlt „SHR“ (Synology Hybrid RAID). Dabei lassen sich Festplatten unterschiedlicher Größe kombinieren, wobei nicht die kleinste Festplatte die Gesamtgröße bestimmt. Stattdessen werden die größeren HDDs nur untereinander gespiegelt, um mehr Speicher zu erhalten. Bei zwei Speichermedien bringt das jedoch keinen Vorteil. RAID 0 oder JBOD gewährleisten keinen erhöhten Schutz der gespeicherten Daten und sollten nur gewählt werden, wenn der größere Speicherplatz zwingend erforderlich ist. Der Schutz bei einem Festplattenfehler entfällt.
Das Dateisystem hat Einfluss auf die Integrität der gespeicherten Daten. Der Empfehlung von Synology für „Btrfs“ kann bedenkenlos gefolgt werden. Es unterstützt größere Dateien, nutzt einen eingebauten Volumenmanager für erhöhte Datensicherheit und bietet viele Annehmlichkeiten, die ein lokaler Speicher benötigt. Mehr Kompatibilität mit anderen Betriebssystemen und älterer Software könnten dagegen für ext4 sprechen. Hier geht es zu einer ausführlichen Erklärung von Dateisystemen.
Und das war es schon. Im Anschluss ist der Speicher über die oben erwähnte Webadresse im Browser abrufbar und kann danach für die eigenen Bedürfnisse eingestellt werden.
Emissionen und Verbrauch: kleiner NAS stets hörbar
Der vergleichsweise offene Aufbau hat Vor- und Nachteile. So bleibt die Temperatur der Komponenten im Bereich um 30 Grad Celsius. Auch nach einem Tag im Dauerbetrieb, nach Kopiervorgängen und Installationsprozessen liegen die Messungen mit dem Infrarotthermometer an verschiedenen Punkten innerhalb und außerhalb unwesentlich über der Zimmertemperatur. Hier sorgen die großen Lüftungsschlitze hinter der Frontabdeckung und der offene Lüfter, der auch im „leisen“ Modus stets dreht, für viel Luftzirkulation.
Eben dieser Lüfter hätte noch Potential für Verbesserungen. Er bleibt immer in Betrieb und ist dabei mit knapp 32 Dezibel gut zu hören. Beim Festhalten des Gehäuses nimmt die Lautstärke minimal ab, sodass die Entkopplung zum Rest des NAS vermutlich nicht gut gelungen ist. Laut Handbuch, das zum Beispiel hier online abrufbar ist, kann der Lüfter gegen ein Standardmodell mit 80 Millimetern getauscht werden.
Aufgrund der begrenzten Erwärmung spricht nichts dagegen, einen leiseren und eventuell auch langsamer drehenden Lüfter einzusetzen. Spezielle Adapter, die die Drehzahl verringern, liegen oftmals bei. Eine weitere Möglichkeit ist, den DS223 etwas abseits zu verstecken, da er selbst mit weniger optimaler Lüftung kühl bleibt.
In der Nähe des Schreibtischs oder im Wohnzimmer hingegen dürfte der kleine NAS als störend empfunden werden. Hinzu kommt, dass je nach Festplatte beim Erstellen von Backups oder Datenabruf deutlich hörbare Zugriffsgeräusche vernehmbar sind. Ich messe dann bis zu 40 Dezibel. Wobei spezielle NAS-Festplatten wie das verwendete Modell von Synology in der Regel spürbar leiser arbeiten als eine günstigere Desktop-HDD.
Der Stromverbrauch ist moderat. Über 24 Stunden hinweg waren durchschnittlich 12 Watt zu verzeichnen. Bei Schreibvorgängen stieg der Verbrauch kurzfristig auf 16 Watt. Auf ein Jahr hochgerechnet wären das knapp 100 Kilowattstunden. Höherwertige Geräte können mit knapp der Hälfte auskommen, zum Beispiel ein Synology DS723+.
Deutlich ältere NAS dagegen liegen nicht selten bei einem wesentlich höheren Strombedarf. Bei 50 Watt Verbrauch hätte sich eine Neuanschaffung unseres Testobjekts im Dauerbetrieb nach etwa zwei Jahren amortisiert.
Leistung: Online-Cloud kann einpacken
Bei der Datenübertragung entscheidet der Netzwerkzugang. Von einem Computer mit WLAN-Verbindung sind je nach Abstand zum Router und Art des WLAN-Moduls Werte zwischen weniger als 10 und über 100 Megabyte pro Sekunde zu erwarten.
Die maximal mögliche Übertragungsrate liegt bei etwas mehr als 100 Megabyte pro Sekunde mit Kabelverbindung vom PC zum Router zum NAS. Das sind zwischen 80 und 90 Prozent des theoretischen Maximums, wobei stets ein kleiner Betrag für die Fehlerkorrektur aufgewendet werden muss.
Der Synology DS223 schafft es mit seinem relativ einfachen Prozessor somit nicht ganz, die maximal möglichen Geschwindigkeit auszureizen. Noch ein wenig geringer fällt die Leistung bei aktivierter Verschlüsselung aus. Allerdings sinkt die Übertragungsrate auf weiterhin gute 90 bis 100 Megabyte pro Sekunde, während die eingebaute CPU deutlich höher belastet wird.
Es bleibt also festzuhalten, dass es Synology gelungen ist, einen ziemlich passenden Prozessor einzubauen. Der hat zwar mit der Datenübertragung und Verschlüsselung bereits ordentlich zu tun. Es gelingt ihm jedoch, fast die komplette mögliche Bandbreite auszuschöpfen, während Erwärmung und Stromverbrauch in akzeptablen Bereichen liegen.
Somit lässt sich vor allem im Vergleich zur Sicherung in einem Online-Speicher fast immer Zeit sparen. Selbst ein 1-Gigabit-Tarif mit theoretisch identischer Leistung kann im Grunde nie die komplette Bandbreite aufrechterhalten und der Cloud-Anbieter noch weniger. Mit einem typischen 50-Megabit-Anschluss würde das Sichern von 100 Gigabyte mindestens 4,5 Stunden dauern. Der NAS von Synology benötigt knapp 15 Minuten dafür.
An anderer Stelle macht sich die begrenzte Rechenleistung schon eher bemerkbar. Beim Hoch- und Herunterfahren muss stets mehr als zwei Minuten gewartet werden. Und auch Installationsprozesse benötigen ihre Zeit. Wobei beides eher selten vorkommt und zum Beispiel die Startdauer bei Verwendung einer Zeitsteuerung bequem mit eingeplant werden kann.
Im Einsatz: DS223 für fast alles vorbereitet
Die Möglichkeiten sind extrem vielfältig und selbst für Nischenanwendungen lässt sich fast immer eine Software finden. Das zugehörige Paket-Zentrum könnte noch ein wenig übersichtlicher sein, macht aber bei Suchanfragen meist sinnvolle Vorschläge.
Sehr viele Funktionen sind zudem schon ohne weitere Paketinstallationen verfügbar. Mailserver und Webserver können zum Beispiel in wenigen Schritten eingerichtet werden. Für den Onlinezugriff ist allerdings wieder das Synology-Konto nötig.
Automatische Backups und permanent synchronisierte Ordner lassen ebenfalls ohne weitere Installation einrichten. Wobei der „Synology Drive Client“ auf dem jeweiligen Computer sehr wohl noch installiert werden muss. Zu finden ist er im nicht ganz übersichtlichen Download-Zentrum unter dem Unterpunkt „Desktop-Dienstprogramme“.
Anschließend kann ein Ordner unter Windows, MacOS oder Ubuntu für eine stete Synchronisation genutzt werden. Die darin gespeicherten Daten werden bei Änderung abgeglichen und sind dementsprechend immer als Sicherheitskopie vorhanden.
Ein tägliches, wöchentliches oder stündliches Backup lässt sich wiederum über „Synology Drive“ einrichten, wobei der Client auch hier benötigt wird. Die Einrichtung gelingt übersichtlich und verlangt keine tiefergreifenden Kenntnisse. Zudem lässt sich die Verknüpfung mit einem Online-Speicher einrichten, um bestimmte Daten zusätzlich an einem weiteren Ort aufzubewahren.
Ebenfalls problemlos gelingen Video- und Fotostreaming. Beide benötigten Pakete liegen von Beginn an auf dem Desktop des Betriebssystems. Sobald die zugehörigen Ordner auf dem NAS gefüllt sind, lassen sich die Dateien von jedem Computer aus dem Netzwerk anschauen. Mit aktiviertem Online-Zugriff können die Daten darüber hinaus via Internet abrufen werden.
Für einen weiteren Überblick zu den Funktionen und verfügbaren Paket empfehlen sich die Dokumentationen von Synology. Hier werden die einzelnen Programme gut erklärt, sodass der Start mühelos gelingen sollte.
Insgesamt hält die Software ihr Versprechen, übersichtlich und nutzerfreundlich zu sein. Backups und synchronisierte Ordner waren schnell eingerichtet. Ebenfalls nur ein paar Minuten hat es gedauert, gespeicherte Videos im Browser zu streamen oder meine alte Webseite wieder im Netz verfügbar zu machen.
Online-Nutzung: heimische Cloud auf allen Endgeräten
Speziell für den privaten Einsatz dürfte auch die Verwendung auf Smartphone oder Tablet interessant sein. Der Zugriff auf die Nutzeroberfläche gelingt ganz normal im Browser über die vergebene IP-Adresse oder http://synologynas:5000.
Für den Zugriff auf die Foto- und Videodatenbank wirst du zu zwei Apps weitergeleitet, die sich unter Android und iOS installieren lassen. „Photo Mobile“ und „DS video“ glänzen war nicht unbedingt mit großer Funktionsvielfalt. Dafür überzeugen sie mit einer einfachen Bedienung und lassen sich vor allem im eigenen Netzwerk nahezu ohne Verzögerung nutzen. Das verwundert kaum, schließlich ist die Zugriffsrate meist vielfach höher als zu einem Onlinespeicher.
Hast du das Synology-Konto aktiviert und den Nutzernamen sowie Passwort und die QuickConnect-ID in der App hinterlegt, gelingt es außerdem, die Daten von überall abzurufen. Speziell für die private Fotosammlung kann das interessant sein. Ob du aber unbedingt einen Online-Zugiff auf diese Art von Dateien einrichten musst, bleibt dir überlassen. Für die Nutzung innerhalb deines eigenen WLAN sind die Apps in jedem Fall eine bequeme Art, Bild- und Videosammlungen abzuspielen.
Die Leistung des Synology DS223 reicht dabei für den Haushalt in jedem Fall aus. Zwei parallele Streams in Full-HD-Qualität konnten den Prozessor gerade einmal zu 50 Prozent auslasten.