Sony Xperia X Compact im Test
Sony Xperia X Compact im Test
Kompakte Smartphones mit einer Display-Diagonale unter 5 Zoll sind eine Seltenheit geworden. Der Trend geht immer mehr in Richtung: Um so größer das Display, desto besser. Personen, die kleine und handliche Smartphones bevorzugen, bietet der Markt aktuell wenig Auswahlmöglichkeiten an. Die zwei großen Hersteller, die sich diesem Bereich aktuell noch aktiv zuwenden, sind Apple und Sony. Apples iPhones, mal abgesehen von den Plus-Varianten, sind generell nicht größer als 4,7 Zoll. Sony bot mit der Compact-Reihe ebenfalls Smartphones bis 4,6 Zoll an, die sich rein von der Ausstattung locker mit ihren großen Geschwistern messen konnten. Mit der High-End-Ausstattung ist es jedoch vorbei, denn das japanische Unternehmen geht seit dem Sony Xperia X einen neuen Weg – den Weg der Mittelklasse. Was es damit auf sich hat und, wie sich das Sony Xperia X Compact im Alltagstest schlägt, lest ihr jetzt.
kompakte smartphone-mittelklasse
-
Handliche Größe
Sehr gute Verarbeitung
Scharfes & farbenfrohes Display
Gute Kamera inkl. prädiktiver Autofokus
Schneller Fingerabdrucksensor
USB-Typ-C-Anschluss
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Kratzeranfälliges Gehäuse
Kamera-Performance in Low-Light-Situationen
Preisgestaltung
Lieferumfang & Unboxing Das Sony Xperia X Compact im Unboxing
Los geht’s mit dem Lieferumfang: Neben dem Smartphone legt uns Sony das Netzteil mit USB-C-Kabel, ein Headset, ein paar Kopfhöreraufsätze und ein bisschen Papierkram in den weißen Pappkarton mit Xperia-Logo bei.
Ein SIM-Tool gibt es nicht, zumal der Hersteller auf einen per Fingernagel herausziehbaren SIM- und SD-Kartenslot setzt. Eine nette Ergänzung wäre noch ein Adapter für USB-C zu microUSB, den ZTE beispielsweise seinem Axon 7 beilegt.
Design Das Keramik-Smartphone in Nebel-Blau
Das Xperia X Compact schlägt eine etwas andere Design-Richtung ein, als seine Vorgänger. Die Kanten sind stärker abgerundet, der Rahmen wurde mehr in das Gesamtgehäuse integriert und der LED-Blitz auf der Rückseite befindet sich nicht mehr unterhalb sondern links neben der Kameralinse. Anders heißt nicht schlecht und mir persönlich gefällt der Look sehr gut. Es wirkt schlicht, modern und dank der „Eckigkeit“ erfrischend, da viele Smartphone-Hersteller auf stark abgerundete Ecken setzen.
Mit 129 mal 65 mal 9,5 Millimetern ist das X Compact angnehm kompakt und liegt gut in der Hand. Mit fast einem Zentimeter Tiefe ist das Smartphone jedoch ganz schön korpulent geraten. Im Gesamtbild stört das jedoch nicht, immerhin fehlen bei Höhe und Breite einige Millimeter. Auch das Gewicht von 135 Gramm ist mir nicht negativ aufgefallen.
Laut einem Sony-Promoter auf der IFA 2016 handelt es sich beim Material um Kunststoff mit einem Keramik-Finish. Die Oberfläche ist damit sehr glatt und glänzt stark, fühlt sich aber hochwertig an. Unglücklicherweise ist das Gehäuse extrem anfällig für Fingerabdrücke und Kratzer. Eine Schutzhülle wird damit zur Pflicht. Die Verarbeitung hingegen ist sehr gut gelungen, da gibt es rein gar nichts zu beanstanden.
Noch ein Wort zur Farbe: Sony greift in letzter Zeit gerne in den Farbtopf, so hat mein X Compact einen Farbanstrich namens „Mist Blue“ bekommen. Ich bin ja generell für bunte Smartphones und deswegen gefällt mir das gräuliche Blau recht gut. Ein Hingucker ist das X Compact dadurch allemal.
Schön Scharf auch ohne Full-HD-Auflösung
Der Grund für die Kompaktheit beim X Compact ist natürlich das vergleichsweise kleine Display. Das Panel ist 4,6 Zoll groß und löst mit 1.280 mal 720 Pixeln auf. Hier werden in anderen Testberichten oft die Meinungen laut, die HD-Auflösung wäre ein Minuspunkt und die Konkurrenz biete schon FullHD. Ich stimme zu, FullHD gehört zunehmend zum Standard in der Mittelklasse.
Jedoch sollte man auch die Alltagstauglichkeit berücksichtigen, auf 4,6 Zoll reicht HD nämlich vollkommen aus. Die Darstellung ist ausreichend scharf, einzelne Pixel sind nicht zu erkennen. Weiterhin wirken die Farben dank Triluminos-Technologie natürlich und der Kontrast ist ebenfalls ausreichend hoch. Blickwinkelstabilität und Bildschirmhelligkeit können ebenfalls überzeugen. Kurz gesagt: Das Display ist schön anzuschauen.
Hardware & Software Mittelklasse-Leistung & Marshmallows
Der Weg der Mittelklasse
Bei der Leistung zeigt sich ebenfalls der „Weg der Mittelklasse“, denn anstatt den Power-Prozessor Snapdragon 820 zu verbauen, entscheidet sich Sony für den soliden Snapdragon 650. Mit diesem Hexa-Core-Prozessor, wobei zwei Kerne mit 1,8 und die restlichen vier Kerne mit 1,4 Gigahertz takten, und 3 Gigabyte Arbeitsspeicher kommt mein Testgerät im Benchmark-Test auf circa 77.000 Punkte.
Das ist vergleichbar mit der Leistung eines Nexus 6P oder iPhone 6 – Nicht schlecht also, aber keine Top-Leistung. Im Alltag macht sich der Unterschied aber kaum bemerkbar: Apps starten schön schnell, Multi-Tasking macht ebenfalls Spaß und Websiten werden schnell geladen. Bei leistungshungrigen Spielen kann es aber schon mal ruckeln oder zu längeren Ladezeiten kommen, was aber zu erwarten war.
Anschlusstechnisch verfügt das Sony Xperia X Compact über alles, was nötig ist: WLAN, GPS, Bluetooth 4.2 und NFC sind dabei. Der an der rechten Seite verbaute Fingerabdrucksensor reagiert, wie von Sony gewohnt, angenehm schnell.
Marshmallows & Xperia UI
Softwareseitig haben wir beim X Compact Android 6.0.1 vorinstalliert und oben drauf gibt es die Xperia UI. Mir persönlich gefällt die Sony-Benutzeroberfläche recht gut, sie sieht modern und nicht zu übertrieben aus. An zusätzlichen Hersteller-fremder Software hat uns Sony die Google Apps, Amazon Shopping, AVG Protection und Facebook verpasst, die man alle auch leider nur deaktivieren kann. Gerade bei der Akku-fressenden Facebook-App stimmt mich dieser Umstand genervt.
Bei Lifelog handelt es sich um eine von Sony entwickelten Fitness-App mittels der ihr neben den üblichen Daten wie Schrittzahl, verbrauchte Kalorien und Herzschlag auch eure App-Nutzung tracken könnt. Die gesammelten Daten werden übersichtlich dargestellt. Ein Motivations- und Herausforderungenprogramm gibt es natürlich auch. Lifelog ist meiner Meinung nach eine wirklich nützliche App, die ich euch nicht vorenthalten wollte.
Dreifach-Sensor-Technologie - bitte was?
Die Kamera war Sony bei Smartphones schon immer wichtig. So bringen auch das Xperia XZ und X Compact eine verbesserte sowie erweiterte Kamera-Austattung mit. Sonys hauseigener Bildsensor sorgt dabei für Fotos mit einer Auflösung von bis zu 23 Megapixeln. Die Blende bietet eine maximale Öffnung von 2.0. Hinzukommt ein prädiktiver Autofokus, der Motive in Bewegung verfolgt und vorausschauend fokussiert.
Zusätzlich verbaut Sony noch einen Laserautofokus, der die Entfernung zum Motiv mittels eines Lasers erfasst, wodurch vor allem im Nahbereich und bei schlechten Lichtverhältnissen scharfe und richtig fokussierte Aufnahmen entstehen. Außerdem: ein Infrarotsensor, der die Farbinformationen der Umgebung misst, um damit für einen natürlicheren Weißabgleich und damit eine natürlichere Farbwiedergabe zu sorgen.
Die Frontkamera löst mit 5 Megapixeln auf und bietet ein f2.4-Blende. Einen optischen Bildstabilisator gibt es weder für Front- noch Hauptkamera. Dafür sorgt SteadyShot für ruhige und stabilisierte Videos, die maximal in FullHD und 60 frames per seconds aufgenommen werden können.
„Überlegene Automatik“ und „Manuell“ – so heißen die beiden Modi beim Xperia X Compact. Im manuellen Modus lassen sich die wesentlichen Bild-Parameter einstellen. Weiterhin könnt ihr in der Szenenwahl Kameraeinstellungen für bestimmte Szenarien auswählen. Die Kamera-Software kann sich sehen lassen, sie ist einfach zu bedienen, übersichtlich und dank des manuellen Modus auch etwas für fortgeschrittene Smartphone-Fotografen.
#erstmalverstehen Prädiktiver Autofokus
Aber nochmal langsam: Ein prädiktiver Autofokus – was ist das eigentlich genau? Prädiktiv heißt so viel wie „vorausschauend“ oder „vorhersehend“. Der Autofokus des Sony Xperia X Compact erkennt, wenn sich ein Motiv bewegt. Aus der Geschwindigkeit und Richtung der Bewegung errechnet die Software die nächste Position des Motivs und stellt darauf scharf. Dadurch kann der Fokus das Motiv quasi „verfolgen“.
Das Scharfstellen funktioniert bei einer kontinuierlichen Bewegung, wie die eines Fahrradfahrer, der euch entgegenkommt, besser als für Zick-Zack-Bewegungen beispielsweise einer wild gewordenen Katze. Bei herkömmlichen Profi-Kameras gehört der prädiktive Autofokus zur Standard-Ausstattung. Für den alltäglichen Schnappschuss mit dem Smartphone dient der vorausschauende Fokus aber als praktisches Feature.
Im Test, bei guten Lichtbedingungen und einheitlichen Hintergrund funktioniert der Autofokus recht gut. Gestaltet sich der Hintergrund sehr detailreich, bleibt der Fokus manchmal an den falschen Stellen hängen.
Kamera Wir wollen Fotos sehen!
Bei Tageslicht entstehen scharfe, detail- und kontrastreiche Bilder. Auch die Farben sind schön kräftig. In Low-Light-Situationen ist die Überlegene Automatik dann aber auf einmal nicht mehr ganz so überlegen, denn die Fotos werden mit einem unschönen Gelbstich bestraft. Das Bildrauschen nimmt ebenfalls zu und die Schärfe kommt auch immer mehr abhanden. Immerhin werden die Bilder schön hell. Die Selfie-Cam liefert solide Bilder, aber auch hier zeigt sich die Problematik des Bildrauschen bei schlechten Lichtverhältnissen.
Ganz ehrlich? Bei der Bildqualität hätte ich mehr erwartet. Versteht mich nicht falsch, die Fotos sind gut, teilweise auch sehr gut. Bei sich verschlechternden Lichtverhältnissen nimmt die Qualität aber einfach zu stark ab. Sony wollte mit der neuen Dreifach-Sensor-Technologie ein noch besseres Smartphone-Kamera-Erlebnis schaffen. Darunter habe ich mir ein bisschen mehr vorgestellt als eine gute Performance bei guten Lichtbedingungen.
Dieses Urteil schmerzt unter dem Aspekt noch mehr, dass es sich bei der Kamera-Austattung um die Gleiche, wie beim Sony Xperia XZ handelt. Es bleibt zu hoffen, dass die verbesserte Kamera-Software des aktuellen Sony-Flaggschiffs die Bilder schöner aussehen lässt. Mehr dazu lest ihr in ein paar Wochen im Testbericht zum Sony Xperia XZ.
Akkulaufzeit Kleiner Akku, aber Oho Akkulaufzeit
Der Akku des Sony Xperia X Compacts fasst 2.700 Milliamperestunden. Damit kommt man dank QNOVO-Akkutechnologie bei normaler Nutzung auf gut eineinhalb Tage. Bei sparsamer Nutzung sind auch zwei bis zweieinhalb Tage drin. Die Aufladung erfolgt über das USB-Typ-C-Kabel und dauert erstaunlich lang: zweieinhalb bis drei Stunden hängt das X Compact am Ladekabel bis es wieder zu 100 Prozent Saft hat.
Beim Akku gibt es kaum Kritik zu äußern, außer zu einem Punkt: In den Akku-Einstellungen wird mir immer ein unrealistische Schätzung der noch verbleibenden Akkulaufzeit angezeigt. Mit 20 Prozent kommt man doch niemals weitere 10 Stunden aus. Ich frage mich: Was soll das, Sony? Wahrscheinlich beziehen sich die Angaben auf die Laufzeit im Ultra-Stamina-Modus, wobei jedoch alle wesentlichen Kommunikationsmöglichkeiten abgeschaltet werden und dieser damit nur für Notfallsituationen geeignet ist.
Fazit Alltagstauglichkeit ist das Stichwort
Das Sony Xperia X Compact sieht gut aus, fühlt sich gut an, bietet eine solide Leistung, eine mittelmäßige Kamera-Performance und einen guten Akku. Das klingt doch erstmal nicht so schlecht. In Anbetracht des Preises, der aktuell noch knapp unter 400 Euro liegt, ist das Smartphone-Paket aber nicht konkurrenzfähig genug geschnürt. In der hart umkämpften Mittelklasse, kann das X Compact somit kaum mithalten. Einen bedeutenden Vorteil gegenüber Konkurrenzmodellen bietet das Smartphone jedoch und der heißt: Kompaktheit.
Meiner Ansicht nach ist der neue Weg, den Sony seit dem Xperia X Compact einschlägt, der Richtige: Mittelklasse- anstatt Oberklasse-Ausstattung und dafür mehr in andere Bereich investieren erscheint vor allem im Hinblick auf die Alltagstauglichkeit sinnvoll. Weg vom „Höher, schneller, weiter“ sollten sich die Menschen fragen, was sie tatsächlich brauchen und das ist wohl in den seltensten Fällen ein Snapdragon 820, eine QHD-Auflösung oder ein Gehäuse aus Diamanten.
Ich empfehle das Sony Xperia XCompact allen, die ein kompaktes, ausreichend leistungsfähiges Smartphone mit einer guten Kamera suchen und die für die kleine Größe auch mehr Geld ausgeben würden.