Panasonic Lumix GX80: Ernstzunehmende Alternative zur Spiegelreflex?
Panasonic Lumix GX80: Ernstzunehmende Alternative zur Spiegelreflex?
Seit einem Jahrzehnt fotografiere ich mit DSLRs. Meine Pentax K-5 gehört zu den Tyrions unter den semi-professionellen DSLRs, kommt jedoch mit drei Linsen bereits auf knapp zwei Kilogramm Gewicht. So begleitet mich meine Kamera immer seltener und wenn doch, langweilen mich die Ergebnisse.
Meine Traumkamera ist möglichst unauffällig, kompakt und leise, verfügt über ein sinnvolles Nutzerinterface sowie eine gute Videofunktion. Daher fiel meine Wahl auf die Panasonic Lumix DMC-GX80 im Kit. Die Kamera wird von mir einem Härtetest unterzogen: Urlaub in Spanien, Sport und Festival. Wie sich die Kamera dabei schlägt und ob sie meine Liebe zur Fotografie neu entfacht hat, lest ihr im Test.
Besser als der Preis erlaubt
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Leicht, kompakt und leise
Hochwertige Verarbeitung
Bildstabilisierung im Body und in den Objektiven
Gute Bildqualität
Hervorragende Kit-Linsen
Gute Automatiken
Großer Funktionsumfang
Hervorragende Videoqualität in 4K
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Bei Langzeitbelichtungen leidet die Bildqualität deutlich
Bei Videos deaktiviert sich der Bildstabilisator bei zu wenig Bewegung
Kamera lässt sich beim Aufladen nicht nutzen
Vergleichsweise wenig Bokeh
Wurde die falsche Box geliefert?
Als die Kamera ankommt staune ich ungläubig. In solch einem Karton steckte nur der Body meiner DSLR, doch hier finden zusätzlich zwei Objektive Platz. Das 12-32 Millimeter Objektiv war bereits montiert, und steht ohne Objektivdeckel etwa zwei Zentimeter aus dem Body empor. Damit ist die Linse halb so tief wie das vergleichbare Kitobjektiv meiner DSLR. Zudem wiegt es lediglich 70 Gramm. Das 35-100 Millimeter Objektiv ist ebenfalls halb so groß wie mein für Vollformat gerechnetes 80-200 Schiebezoom. Somit kommt das Kit auf insgesamt 0,63 Kilogramm.
Ebenfalls im Karton finden sich die Kurz-Bedienungsanleitung, ein dünner Tragegurt, die Gegenlichtblende für das 35-100 Millimeter Objektiv sowie microUSB-Kabel und USB-Ladegerät. Eine Ladeschale ist nicht enthalten.
Design & Äußeres Zeitlos elegant
Das Äußere erinnert an klassische Rangefinder-Kameras. Schwarz, eckig, dünn. Trotz Plastikgehäuse fühlt sich die Verarbeitung solide an, nicht zuletzt aufgrund des satten Gewichts. Der Handgriff funktioniert, ist aber nicht so bequem wie bei DSLRs. Mir sind die beiden Rändelräder sowie das Moduswahlrad zu leichtgängig, sodass sich die Einstellungen ungewollt verstellen oder ich die Kamera ausschalte.
MiniHDMI- und microUSB-Ladeanschluss befinden sich auf der rechten Seite, an der Unterseite ist der Zugang zu Akku und SD-Karte. Bei montierter Stativ-Wechselplatte habe ich zwar noch Zugriff auf den Akku, doch sobald die Kamera auf meinem Slik Pro 400 DX sitzt, bleibt mir dieser verwehrt.
Menüs Umfangreich, aber sinnvoll strukturiert
Profis freuen sich über die unzähligen Einstellmöglichkeiten. So sind etliche Funktionstasten und Räder inklusive Richtung frei belegbar und auch Sucher und Display bieten umfangreiche Möglichkeiten der Personalisierung. Seltener genutzte Features finden sich ebenfalls im Menü, können aber bei Bedarf auch auf die Funktionstasten gelegt werden.
Zu den meisten Menüpunkten läuft eine kurze Erklärung über das Display. So finde ich mich nach kurzer Eingewöhnung gut zurecht, auch wenn ich wegen der umfangreichen Funktionen suchen muss.
Automatiken & Bildqualität Gute Fotos, spielend leicht
Ein kleines Highlight meiner Trips nach Spanien ist stets Bages, welcher mit seinen Seen und den kleinen Fischerbooten immer schöne Motive bietet. Pünktlich zum Sonnenuntergang erreiche ich den Ort. Die GX80 fängt die abendliche Stimmung gut ein, denn die Kamera wählt den Weißabgleich angenehm warm. Überhaupt kann ich mich auf die Automatik verlassen, was auch gut ist, da die Presets keine Rücksicht auf unterschiedliche Lampenarten nehmen.
Bei der Belichtung bin ich etwas konservativ und korrigiere um bis zu eine Belichtungsstufe runter, damit Highlights auf keinen Fall clippen. Nötig ist das nicht, denn die Belichtungsautomatik funktioniert gut. Auch muss ich im Gegensatz zur DSLR nicht blind auf die Automatik vertrauen oder nach der Aufnahme auf das Display schauen, denn im Sucher oder auf dem Display erscheint genau das, was der Sensor sieht. Zudem zeigen Zebra-Muster und Histogramm auf Wunsch direkt an, ob die Belichtung stimmt oder ob der Sensor an seine Grenzen geht. Leider fehlt ein RGB-Histogramm, das zeigt, ob ein einzelner Farbkanal bereits überbelichtet ist und somit für Fehlfarben sorgt.
Als MFT-Kamera verfügt die GX80 über eine 40-50 Prozent kleinere Sensorfläche als APS-C-Kameras und fängt somit weniger Licht ein. Dynamikumfang und Bokeh leiden ebenfalls ein wenig. Das klingt nun schlimmer als es ist, die Unterschiede im Dynamikumfang und der Lichtempfindlichkeit fallen nur in Extremsituationen auf. Dank des niedrigem Sensorgewichts ermöglicht der Bildstabilisator der GX80 längere Belichtungszeiten. Bokeh-Liebhaber und Fans von Nachtsichtgeräten sind bei einer Vollformat-Kamera aber immer noch besser aufgehoben. Trotz der Unterschiede liegt die Bildqualität der GX80 näher an DSLRs als an Smartphones und Kompaktkameras.
Rohdaten & Features Auch für Fortgeschrittene spitze
Die GX80 speichert Raw-Aufnahmen mit stets circa 20 Megabyte pro Foto im Panasonic-eigenen RW2-Format ab. Die Dateien bieten wenig Spielraum in den Highlights, unterbelichtete Bereiche offenbaren jedoch jede Menge Informationen. So kann ich Bilder problemlos um drei EV, also zum Beispiel von ISO 200 auf 800 anheben. Grenzen gibt es dennoch, ein von ISO 200 auf 6400 gepushtes Foto offenbart starke Grünfärbung in dunklen Bereichen. Meine DSLR shiftet im Vergleich dazu eher in Richtung Magenta, verhält sich sonst aber ähnlich zur GX80. Wird ein anderer Bildausschnitt als 4:3 gewählt, schneidet die Kamera oben und unten etwas ab, jedoch gehen die Bildinformationen des abgeschnittenen Bereichs nicht verloren.
Panasonic bietet neben den üblichen Belichtungsreihen auch Blenden- und Fokusreihen an. Perfekt, wenn bei Makroaufnahmen der scharfe Bereich zu klein ist. Allerdings bin ich von den Belichtungsreihen etwas enttäuscht, denn maximal sind sieben Fotos mit je einer EV Abstand möglich. Viele andere Kameras bieten zwei EV und können damit extremere Unterschiede zwischen hell und dunkel einfangen. Die Funktionen Zeitrafferaufnahme und Stop-Motion-Animation erstellen ganz ohne Zusatzsoftware kurze Videos aus einzelnen Foto-Reihen.
Verschiedene Modi nutzen die 4K-Fähigkeiten der Kamera. So kann ich bei Sportevents genau den richtigen Moment abwarten und dann im Nachhinein abdrücken. Die Kamera speichert die Sekunde vor und nach dem Abdrücken. Auch ein kontinuierliches Aufnehmen von Fotos in hoher Auflösung ist kein Problem. Und der Multi-Fokus-Modus nimmt rasch Fotos mit unterschiedlichen Fokuspunkten auf, damit ich im Nachhinein auf verschiedene Bereiche scharf stellen kann. Das funktioniert erstaunlich gut und erinnert an Kameras von Lytro.
Street-Life-Fotografie Zwischen den Straßen von Barcelona
In den Tagen nach der Ankunft widme ich mich in einem ausgedehnten Spaziergang erst mal Roses. Darauf folgt ein Tagestrip nach Barcelona und ein Tag in Girona, wo gerade Blumenfest gefeiert wird. Die Panasonic am Handgelenk fällt kaum auf und begeistert mich mit einem angenehmen Shutter-Sound. Viele günstige DSLRs sind sehr laut und klingen billig, größere DSLRs klingen wertiger, sind aber meist ebenfalls laut. Die Panasonic hingegen klingt nach Feinmechanik: Leise, präzise und schnell. So mache ich unauffällig Fotos von interessanten Straßenszenen.
Für die besonders ruhigen Momente, zum Beispiel in einem Konzertsaal, Museum oder einer Kirche bietet sich der Silent-Modus an: Die Kamera verzichtet auf das AF-Hilfslicht und nutzt den elektronischen Shutter, der komplett lautlos ist. Er ermöglicht zudem extrem kurze Belichtungszeiten bis hin zur 1/16000.
Objektive Viel zu gut für Kit-Objektive
Beim Blick auf das Kamera-Display will noch keine Begeisterung aufkommen. Scheinbar sind alle Fotos unscharf. Doch nach dem Import in Lightroom ändert sich das Bild schlagartig. Ganz gleich, ob Offenblende oder f/8, die Fotos des 12-32 Millimeter Objektiv sind knackig wie ich es sonst höchstens abgeblendet von meiner Pentax-Festbrennweite kenne. Chromatische Aberrationen und Vignettierung sind kaum vorhanden. Das ist nicht Kit-Qualität, dieses Glas erinnert eher an Profi-Objektive der Serien Canon L oder Pentax Limited. Zudem ist es mit auf Kleinbild umgerechneten 24-64 Millimeter angenehm weitwinklig. Lediglich die Lichtstärke erinnert an typische Kit-Linsen.
Die Verarbeitung gefällt mir gut und übertrifft zahlreiche Konkurrenten deutlich. Die kompakten Maße zeigen sich besonders in Transportstellung, zur Nutzung muss es ausgefahren werden. Ein rein haptisches Feedback signalisiert Einsatzbereitschaft. Um das Objektiv wieder in Parkposition zu bringen, reicht es, einen Widerstand zu überwinden. Die knapp 300 Euro sind absolut gerechtfertigt, doch bei diversen Kameras dient es als Kit-Objektiv und kostet dann nochmals deutlich weniger: ein absoluter No-Brainer. Dieses Glas gehört in jede MFT-Tasche.
Das G Vario 35-100 deckt mit umgerechnet 70-200 mm ebenfalls einen beliebten Bereich ab. Leider ist der Zoomring nicht ganz so leichtgängig und hakt bei zu zaghaftem Einsatz — ungünstig für Videos oder feine Anpassungen. Gleiches lässt sich über den Fokus-by-Wire-Ring behaupten, der je nach Stellung sogar ungleichmäßig starken Widerstand leistet. Da bin ich besseres gewöhnt. Irritierend finde ich es zudem, dass bei langsamer Drehung deutlich feinfühliger fokussiert wird als bei Schneller. Hört sich schlimm an, doch wo Schatten, da auch Licht, und so ist das 35-100 annähernd so scharf wie das 12-32. Vignettierung und chromatische Aberrationen halten sich stark in Grenzen. Sogar Streulicht irritiert die Linse kaum. Bei der optischen Leistung, dem Gewicht und den Maßen kann ich gerne über die Verarbeitungsmängel meines Exemplars hinweg sehen.
Profile für Panasonic-Objektive stehen in Lightroom nicht zur Verfügung, stattdessen ist die Objektivkorrektur bei beiden Linsen standardmäßig aktiviert, ohne jegliche Einstellmöglichkeit.
Sucher & Display Härtetest in Spanien
Der Sucher besitzt ein hochauflösendes 16:9-Display und verfügt über einen Dioptrin-Ausgleich, der sogar meine Kurzsichtigkeit abdeckt. Wie sinnvoll das ist sei dahin gestellt, denn ohne Brille würde ich gegen Bäume laufen. Mit Brille kann ich gerade so den Bildschirm überblicken, der deutlich größer wirkt als von Einsteiger-DSLRs dieser Preisklasse gewöhnt. Nur Vollformat-DSLRs besitzen größere Sucher. Leider scheint die Sucheroptik von durchwachsener Qualität zu sein. So habe ich den Eindruck mein Auge muss je nachdem auf welchen Bereich ich achte immer wieder neu fokussieren.
Das 3:2-Touch-Display ist scharf und lässt sich sowohl nach oben als auch nach unten ausrichten. Das ist super für Videos und außergewöhnliche Blickwinkel, für Selfies reicht es allerdings nicht. Manche Kameras sind flexibler, erkaufen sich dies aber mit — besonders im Gebrauch — deutlich größerem Platzbedarf. Kratzer sind mir auf dem Display übrigens keine aufgefallen, darum vermute ich, dass der Bildschirm durch Glas geschützt ist.
Trotz strahlendem Sonnenschein sind Display und Sucher nutzbar, auch wenn der Sucher mit Sonnenbrille schon fast zu dunkel ist. DSLRs sind in diesem Punkt überlegen. Das Display funktioniert ebenfalls gut, wobei ich mir mehr Einstellmöglichkeiten bezüglich der Helligkeit wünsche. Der Unterschied zwischen hell, normal und dunkel ist eher gering, und die maximale Helligkeit dürfte gerne höher ausfallen. Sowohl 30 als auch 60 Hertz Bildwiederholrate werden unterstützt, letzteres sorgt für ein flüssiges Bild bei reduzierter Akkulaufzeit. Mir reichen hier 30 Hertz , auch da bemerke ich keine störende Verzögerung zwischen Realität und Videobild.
Akkulaufzeit Drei Stunden pro Akku
Die Trips nach Barcelona und Girona stellen auch die Akkus besonders auf die Probe. Mit zwei Akkus, 30 Hertz Bildwiederholrate und meist deaktiviertem Display — ich nutze bevorzugt den Sucher — fotografiere ich beide Male den ganzen Tag, wobei ich hin und wieder für ein paar Minuten meine Powerbank zum Aufladen nutze. Im Gegensatz zur DSLR zählt hier, wie lange der Sensor samt Display oder Sucher aktiv ist. Geschätzt erreiche ich circa drei Stunden Nutzungsdauer pro Akku, ganz gleich wie viele Fotos ich schieße.
Der Ladevorgang bei leerem Akku dauert ungefähr zweieinhalb Stunden, wobei die Kamera bereits nach zwei Stunden die Ladegeschwindigkeit drosselt um den Akku zu schonen. Leider kann die Kamera dabei nicht genutzt werden, was bei der Astrofotografie, Zeitrafferaufnahmen, längeren Fototouren und Videoshoots sehr nützlich wäre und zum Beispiel von den neuesten Sonys unterstützt wird.
Nachtaufnahmen & Astrofotografie Es gibt nicht nur Sonnenschein
Mitten im nirgendwo, weit von größeren Städten entfernt, eine sternenklare Nacht und kein Mond am Firmament. Perfekt für Nachtaufnahmen des Sternenhimmels. Die ideale Kulisse bietet der Ort Saint-Nazaire-en-Royans am Fluss Bourne. Ein Aquädukt führt Wasser über den von Bergen umrandeten Fluss. Leider befinden sich in Nähe meines Motivs mehrere starke Lampen, welche unter anderem das Aquädukt anstrahlen. Und da leistet sich die Kamera bei ISO 800 und 60 Sekunden Belichtungszeit den ersten groben Patzer: Unzählige Hot-Pixel. Nimmt die Kamera ein weiteres Foto mit geschlossenem Shutter auf, um es vom eigentlichen Foto abzuziehen, ist alles in Ordnung. Nur leider ist dies aufgrund des höheren Zeitaufwands oftmals unpraktikabel. Startrails sind so unmöglich, da sich die Sterne weiterbewegen und die Unterbrechung zwischen Fotos möglichst kurz sein muss. Zum ersten Mal seitdem ich die GX80 habe nutze ich meine DSLR, die selbst bei ISO 3200 deutlich bessere Fotos macht. Und, besonders bitter: Auch mein LG G5 macht bessere Langzeitbelichtungen. Lightroom kann nicht viel retten, und FastStone Image Viewer, welches gar nicht entrauscht, offenbart ein noch schlimmeres Bild. Genau ein Pixel große, hell leuchtende Bildpunkte in rot, grün oder blau in erschreckender Dichte. Wohlgemerkt nur bei Langzeitbelichtungen ab circa zwei Sekunden. Mit zunehmender Länge wird es schlimmer.
Fotos mit hohen ISO-Werten — bis 25600 — und kurzen Belichtungszeiten können zwar nicht mit APS-C-Kameras mithalten, aber zumindest ISO 6400 würde ich im Notfall ohne mit der Wimper zu zucken einsetzen. Meinem Gefühl nach entspricht ISO 6400 bei der GX80 12800 bei meiner K-5, wobei das Farbrauschen der GX80 von Lightroom gleichmäßiger gefiltert wird. Erstaunlicherweise bleibt selbst bei 25600 nur vergleichsweise angenehmes Luminanzrauschen übrig, während meine K-5 großflächiges Chromarauschen zeigt. Bei gleichfarbigen Flächen gibt es kleinere Bereiche die eher grün, rot oder blau sind und auch durch starkes Entrauschen nicht verschwinden. ISO 12800 und höher versuche ich dennoch zu vermeiden, denn an dunklen Stellen bleiben kaum feine Abstufungen mehr übrig. Details gehen verloren.
Autofokus & Performance Sportlich unterwegs
Ein Stadtlauf bietet Gelegenheit Autofokus und Burst-Modus auf Herz und Nieren zu testen. Zehn Bilder pro Sekunde (mit festem Autofokus und elektronischem Shutter) sind absolut ausreichend. Bei Bedarf zeichnet die Kamera sogar 4K-JPEGs mit 30 Bildern pro Sekunde auf. Bei acht Bildern pro Sekunde schafft die GX80 mit meiner langsamsten SD-Karte, einer 32 Gigabyte Class 10 von Kingston 46 Fotos bei acht Bildern pro Sekunde bevor die Geschwindigkeit einbricht. Nach einer Minute und 14 Sekunden sind alle Fotos gspeichert. Meine Samsung EVO microSD benötigt 52 Sekunden. Für die Sportfotografie empfielt sich indes eine schnelle Speicherkarte: Mit meiner Samsung Pro microSD dauert es nur 31 Sekunden, um 52 Fotos zu sichern.
Der Autofokus trifft lautlos, problemlos und schnell, auch bei Serienaufnahmen. Bis ich den Auslöser durchgedrückt habe, hat die Kamera bereits fokussiert. So ist die Ausbeute beim Rennen gut. Der AF ist auch in dunkleren Situationen noch recht zuverlässig, nur bei sehr wenig Licht versagt er.
Die Wahl des Fokuspunktes könnte kaum leichter sein. Das Touchscreen hat zwei Modi, entweder fokussiert die Kamera auf den gerade angetippten Punkt, oder es dient als Touchpad. Gerade bei Nutzung des Suchers ist dies besonders praktisch und intuitiv. Optional können ganz klassisch auch die Steuerungstasten genutzt werden.
WLAN Praktisch, aber mit Verbesserungspotential
Zur Nutzung der Fernsteuerung via Android oder iOS verbinde ich mein Smartphone mit dem von der Kamera erstellten WLAN-Netz. Schnell erscheint das Live Bild mit 640×480 Auflösung und kurzer Verzögerung. Die wichtigsten Einstellmöglichkeiten stehen zur Verfügung. Hier und da stockt es, aber für den gelegentlichen Einsatz reicht es.
Die Anbindung ans Heimnetz ist unproblematisch und ermöglicht das Übertragen von Fotos auf einen PC oder NAS. Leider müssen diese aber mühselig einzeln ausgewählt werden, was den Nutzen stark einschränkt. Zu guter Letzt können Fotos während des Shootings automatisch an PCs, Smartphones oder Cloud-Anbieter übertragen werden.
Die App bietet zudem eine GPS-Funktion, wodurch Fotos Ortsangaben erhalten. Dafür synchronisiert die App die Kamerauhr mit dem Telefon und zeichnet regelmäßig per Smartphone die aktuelle Position auf. Auf Wunsch spielt die App dann die Positionsdaten per WLAN auf die Kamera. Danach ergänzt die Kamera die Metadaten, was bei vielen Fotos allerdings Stunden dauern kann.
Videofunktion Professionelle Videoqualität zum kleinen Preis
Die Panasonic GX80 zeichnet 4K-Videos mit 23,976 und 25 Bilder pro Sekunde (fps) auf, jeweils bei 100 Mbit pro Sekunde. Mit meinen Samsung-EVO-Karten kommt es bei fast voller Karte zu Aussetzern, die Samsung PRO funktioniert problemlos. Full HD zeichnet die GX80 mit bis zu 50 fps auf, allerdings bei maximal 28 Mbit pro Sekunde.
Ganz gleich in welchem Modus ich bin, starte ich die Aufnahme mit einer gut erreichbaren Taste an der Oberseite. Für volle Kontrolle besitzt die Kamera aber auch einen Videomodus. Dann startet auch der reguläre Shutter-Button die Aufnahme — keine Selbstverständlichkeit. Auf dem Touchscreen wähle ich dann zwischen Programm, Blendenvorwahl, Zeitvorwahl oder manuellem Modus aus. Fokussiert wird via Touchscreen, sanft stellt die Kamera auf das Ziel scharf. Und um schnell auf den bereits gewählten Punkt zu fokussieren habe ich eine der Funktionstasten mit dem AF belegt.
Dass beide Objektive nicht parfokal sind — das heißt, wenn sich die Brennweite ändert, ändert sich auch worauf scharf gestellt ist — fällt kaum auf. Die Kamera stellt sofort auf die bisherige Entfernung ein. Nur wenn ich Standbild für Standbild durch das Video gehe bemerke ich hin und wieder, wie das Bild für maximal ein Frame unscharf ist.
Bildprofile She's got the Look
Bildprofile spielen bei Videos eine sehr große Rolle: Rohdaten gibt es fast ausschließlich bei sündhaft teuren Kameras für große Filmproduktionen. Unsereins muss sich mit „JPEGs“ begnügen. Der Look des Videos wird daher über die Profile festgelegt. Panasonic stellt eine Auswahl an nutzerfreundlichen Profilen zur Verfügung, die für angenehm knallige Farben und knackige Kontraste sorgen. Zur Nachbearbeitung ist das allerdings wenig geeignet. Auf seine professionelleren Profile wie Cinelike-D und V oder gar V-Log L verzichtet Panasonic hier, was vermutlich der Zielgruppe geschuldet ist, doch dank eines kleinen Tricks steht Cinelike-D zur Verfügung.
Cinelike-D ist es auch, was ich nutze um ein Geheimkonzert von Kraftklub aus nächster Nähe zu filmen. Ein Härtetest, denn die Sonne knallt schräg auf die Band und sorgt somit für extreme Kontraste. Mit Zebras und Histogramm versuche ich, die Highlights in den Griff zu bekommen, auch wenn dafür der Großteil des Bildes unterbelichtet ist. Zu Hause angekommen sind die Videos gestochen scharf und dank reduzierter Schärfe frei von Artefakten, die durch das allseits beliebte „Unscharf Maskieren“ entstehen. Die hohe Bitrate vermeidet zudem Kompressionsartefakte, unter denen viele DSLRs leiden. Wie gewollt ist das Bild relativ flach und entsättigt.
In Premiere Pro korrigiere ich die Belichtung und helle dunkle Bereiche auf, und in Kombination mit dem kostenlosen LUT-Profil von Noam Kroll werden die Farben sehr schön und natürlich. Leider entrauscht mir die Kamera in Low-Light-Situationen trotz auf ein Minimum reduzierter Rauschentfernung zu sehr. Auf den ersten Blick funktioniert das gut, doch bei Bewegungen fallen bei genauerer Betrachtung Artefakte auf. Ein wenig Zurückhaltung hätte geholfen.
Bildstabilisator Verwacklungsfreie Videos ohne Zubehör
Neben deutlich längeren Belichtungszeiten ermöglicht der Bildstabilisator auch stabilere Videos. Paul Greengrass und Michael Bay werden enttäuscht sein, doch den Zuschauer freut es. Und so geht der Härtetest weiter, denn ich stehe auf der Barriere. Die wackelt als ob Godzilla gerade gegen Mechagodzilla kämpft. Das Publikum geht ab und pogt als gäbe es kein Morgen. Mit dem Tele auf 100 Millimeter gestellt, leistet der Bildstabilisator Schwerstarbeit und stößt an seine Grenzen. Bei 35 Millimeter hingegen können die enormen Erschütterungen dem System nichts anhaben. Dank Stabilisierung in Objektiv und Kamera ist das Ergebnis absolut beeindruckend.
Auf festem Grund stehend stelle ich allerdings fest, dass die Kamera im Videomodus die Stabilisierung deaktiviert, wenn sie nicht genug Erschütterungen misst. Bei Nutzung eines Videostativs kann das von Vorteil sein, doch sollte der Nutzer volle Kontrolle haben und den Stabilisator erzwingen können.
Aber es kommt schlimmer, denn der Schwellwert, der nötig ist um das System aktiv zu halten ist viel zu hoch gewählt. Halte ich die Kamera mit beiden Händen fest, kann das bereits genug sein, um es zu deaktivieren. Das Ergebnis ist ein stark verwackeltes Video. Darum halte ich die Kamera mit nur einer Hand fest, auch bei umgerechnet 200 Millimeter Brennweite. Andererseits ist es natürlich auch extrem beeindruckend, dass das Bild dann recht stabil aussieht. Da zittert nichts. Bei anderen Kameras bin ich froh, wenn es mit zwei Händen noch gerade so geht.
Klangqualität Besser als erwartet
Auch das Stereomikrofon wird bei Kraftklub natürlich auf das Äußerste strapaziert. Ich stehe in der ersten Reihe, in nächster Nähe zu den Lautsprechertürmen. Dennoch übersteuert nichts. Dabei helfen auch einblendbare Levels und die einstellbare Empfindlichkeit. Die automatische Verstärkerregelung (AGC) hält sich stark im Hintergrund, sodass der Sound angenehm dynamisch ist und nicht durch kurze laute Impulse irritiert wird. Komplett deaktivierbares AGC wäre mir natürlich dennoch lieber, ebenso höhere Bitraten als AACs mit circa 128 kbit.
Mit beherztem Equalizer-Einsatz erreiche ich einen angenehm ausgewogenen, runden Sound. Den Verzicht auf einen Mikrofoneingang und einen Kopfhörerausgang für das Abhören kann ich zumindest bei Konzerten absolut verschmerzen. Professionelle Anwender greifen aber sowieso zum externen Rekorder und zum automatischen Synchronisieren reichen die integrierten Mikrofone allemal.
Auf Augenhöhe mit DSLRs
Physikalisch bedingt sind Kameras immer eine Kombination aus Kompromissen. Eierlegende Wollmilchsäue gibt es nicht. So stellt sich die Frage, was einem persönlich wichtiger ist. Höchste Bildqualität? Gewicht und Maße? Toller Bokeh? Klar, an den kleineren 4:3-Sensor muss man sich erst gewöhnen. Für richtig cremiges Bokeh sollte es schon APS-C oder besser Vollformat sein. Aber dafür stimmt fast alles andere. Hochwertige und extrem kompakte Linsen, gute Bildqualität und Geschwindigkeit, durchdachtes Interface und Maße, die eher denen einer Premium-Kompaktkamera entsprechen.
Vor allem macht es einfach Spaß mit der Kamera zu fotografieren. Trotz zweier hervorragender Linsen kann ich die Kamera wirklich immer mitnehmen, ohne dass sie stört oder groß auffällt. Ja, es existieren auch APS-C und Vollformat-Kameras mit ähnlichen Dimensionen, aber die dazugehörigen Linsen sind groß und schwer, und ob die optische Leistung mithalten kann? Wer möchte und die Dimensionen nicht scheut, erhält auch für MFT lichtstarke Linsen. Zum Beispiel die Voigtländer-Nokton-Reihe mit f/0.95, oder die Adapter von Metabones, via derer zum Beispiel Canon oder Leica Objektive eine Blendenstufe dazu gewinnen. Damit stellen Bokeh und Lichtempfindlichkeit kein Problem mehr dar.
Die Kamera ist sowohl für den Einsteiger, der einfach tolle Fotos ohne Bearbeitung möchte, als auch für den Profi, der in den Untiefen des Menüs abtaucht und von umfangreichsten Einstellungsmöglichkeiten profitiert, prima geeignet.
Gerade im Videobereich spielt Panasonic seine Expertise aus und begeistert mit fantastischer 4K-Qualität und beeindruckendem Bildstabilisator. Und für Konzertaufnahmen ist die Kamera dank der guten Mikrofone perfekt geeignet. Lediglich die Low-Light-Performance, besonders bei Langzeitbelichtungen trübt meine Begeisterung. Ersetzen kann die GX80 meine große DSLR daher nicht, aber auf die Panasonic verzichten möchte ich ebenfalls nicht, denn in vielen Bereichen ist mein derzeitiges Equipment einfach unterlegen. Ganz klar, ich benötige beide Kameras, und viele werden mit der GX80 als einzige Kamera sicherlich höchst zufrieden sein. So viel Bildqualität gibt es zu diesem Preis nur selten, erst recht in einem so kompakten Paket. Und nun entschuldigt mich, ich muss mir einen K-Mount-Adapter bestellen.