Multiroom extrem – Sonos-Komfort überall genießen mit dem Sonos Roam
Sonos und Tesla: Zwei Unternehmen, die vor weniger als 20 Jahren gegründet wurden und traditionsreiche Firmen mit innovativen Ideen und Konzepten alt aussehen lassen. Ist der Erfolg berechtigt? Nun hat mir Tesla leider keinen Model 3 vor die Türe gestellt, dafür aber Sonos den Roam.
Der Roam ist, abgesehen von den Kollaborationen mit IKEA, die günstigste Art an einen Sonos zu kommen. Und vermutlich die vielseitigste. Um es vorweg zu nehmen: Wenn ihr euren Lautsprecher einzig an einem Ort Zuhause nutzen möchtet, solltet ihr ein paar Euro mehr in die Hand nehmen und zum Sonos One greifen. Der ist ein gutes Stück größer und somit auch pegelfester. Der Roam hingegen ist ein kompakter, robuster Bluetooth-Lautsprecher, der nebenbei als Smart Speaker cosplayed. Wie gut ihm das gelingt, und wichtiger noch, wie gut er klingt, erfahrt ihr in meinem Test.
Sonos für unterwegs
- ausgewogener, neutraler Sound
- Form liegt gut in der Hand
- sehr leicht
- vollwertiger Sonos-Lautsprecher
- gute App
- USB-C und kabelloses Laden via Qi
- fairer Preis
- Bluetooth-Verbindung könnte zuverlässiger sein
- legt kompromisslos offen, wenn die Produktion der Musik übersteuert
- benötigt zur Einrichtung Android 8 bzw. iOS 11 oder höher
Unboxing & Lieferumfang: Umweltfreundliche Verpackung von Sonos
Umweltfreundlich sei er verpackt, sagt Sonos, schließlich habe man möglichst auf Plastik verzichtet. Das stimmt, denn im Gegensatz zu den meisten Audio-Geräten, die in eher funktionalen, aber äußerst bunt bedruckten Kartons daherkommen, fällt der monochrom bedruckte und äußerst stabile Karton des Roam durchaus auf. Die Versiegelung besitzt eine praktische Reißhilfe, sodass ihr keine Schere benötigt.
Im Inneren steckt der Roam in einer Stofftasche. Das ist schick und schont die Umwelt, aber auch irgendwie überflüssig, denn diese Tasche ist nicht alltagstauglich. Lieber wäre mir ein kleiner Stoffbeutel mit Schlaufe gewesen, der den Speaker unterwegs schützt.
Ein USB-A- auf USB-C-Kabel rundet das Paket ab. Dieses ist zur Seite angewinkelt, sodass der Lautsprecher eingestöpselt auch in enge Ecken passt. Auf ein Netzteil verzichtet Sonos sinnvollerweise. Optional erhaltet ihr eine Ladestation sowie Cases, die die Anbringung eines Lanyards ermöglichen.
Design: Sonos One + Toblerone = Sonos Roam
Der Sonos Roam sieht aus wie das Kind eines Sonos One und einer Toblerone, nachdem dieses zu lange in der Sonne geschmolzen ist. Es handelt sich also um ein Dreieck in der Größe einer 0,5-Liter-Bierdose mit abgerundeten Kanten, das an der Vorderseite ein Metallgrill mit fein gebohrten Löchern besitzt. Hindurch scheint ein grobes Wabenmuster.
Das hat mehrere Vorteile: Erstens fügt sich der Speaker perfekt in ein bestehendes Sonos-System ein und besticht durch eine moderne Optik, die sich in die meisten Wohnungen einfügt. Zweitens ist er liegend etwas nach oben angewinkelt, wodurch der Hochtöner auf mich zeigt. Drittens schmiegt er sich perfekt an meine Hand an. In dem Metallgrill sind zwei LEDs versteckt, die Informationen zum aktuellen Modus, zur Konnektivität und zum Akku kommunizieren.
Hinter der Front finden sich zwei Lautsprecher. Ein Tiefmitteltöner, der, um die Membranfläche zu maximieren, etwas oval ist, und ein Kalottenhochtöner, wie er von den meisten Hi-Fi-Lautsprechern eingesetzt wird. In diesem Format eine eher seltene Kombination, die tolle Höhen verspricht – schließlich wird hier kein Mitteltöner dazu gezwungen, hohe Frequenzen abzuspielen, wofür er eigentlich gar nicht geeignet ist.
Die anderen großen Flächen bestehen aus glattem, mattem Kunststoff, das mich an die Surface Headphones erinnert. Fingerabdrücke sind kein Problem, der Speaker sieht stets sauber aus.
Die Unterseite verfügt über vier kleine Gummifüße, die sicheren Stand gewähren und die übertragenen Vibrationen etwas reduzieren. Links und rechts vom Speaker ist eine gummierte Fläche. Diese enthält links die gut zu drückenden Tasten zur Steuerung sowie das Mikrofon samt LED, die verrät, wenn das Mikrofon Geräusche aufnehmen kann. Rechts sind die Informationen zum Gerät eingeprägt. An dieser Stelle befindet sich auch die kabellose Ladefunktion – der Lautsprecher kann auch stehend aufgestellt werden. Apropos Laden: an der Rückseite befinden sich der USB-C-Port sowie die Power-Taste, die sich allerdings etwas weniger hochwertig anfühlt. Sie klickt nicht, sondern erfordert festen Druck, um sie gedrückt zu halten.
In beiden Orientierungen gefällt mir das Design sehr. Wie schon bei anderen Geräten des Herstellers funktioniert das sauber auf den Grill geklebte Logo sowohl horizontal als auch vertikal. Auch bei der Tastenbelegung hat Sonos mitgedacht: Ob stehend oder liegend, „lauter“ ist entweder rechts oder oben. Was zur Perfektion fehlt, wäre noch eine Lasche oder zumindest die Möglichkeit, den Speaker an einer Schlaufe oder ähnlichem zu befestigen.
Einrichtung: Sonos macht es einfacher als andere Multiroom-Systeme – wenn alles glatt geht
Bedenkt beim Kauf des Sonos Roam, dass er in erster Linie ein Sonos-Gerät ist. Ohne WLAN könnt ihr ihn nicht starten. Als ich den Lautsprecher im Büro abgeholt habe, fiel mir das auf die Füße: Natürlich wollte ich ihn direkt ausprobieren, aber ins Firmen-WLAN wollte ich ihn nicht einbinden. Bluetooth funktioniert aber erst nach der erstmaligen Einrichtung via WLAN.
Und auch ohne Smartphone kommt ihr nicht weiter. Damit hatte eine Kollegin Schwierigkeiten. Zwar gibt Sonos an, dass Android 7 noch eingeschränkt unterstützt wird, aber die Einschränkungen sind ziemlich umfangreich. Zum Beispiel kann man kein neues Sonos-Gerät hinzufügen und einrichten. Ab Android 8 oder iOS 11 geht es. Und ist der Speaker eingerichtet, funktioniert er ebenfalls – bis zum Werksreset. Hier würde ich mir wünschen, dass Sonos das Gerät auch als reinen Bluetooth-Speaker freischaltet, auch, wenn sich viele das Gerät wegen der Sonos-Funktionalität kaufen werden. Es würde ja genügen, wenn man mit einem ganz langen Gedrückthalten in jedem Fall in den Bluetooth-Modus schaltet – aktuell schaltet der Speaker stets in den WLAN-Kopplungsmodus, falls dies noch nicht eingerichtet wurde.
Erfüllt ihr alle nötigen Bedingungen, dann ist die Installation so einfach wie selten. Einfach die Power-Taste mehrere Sekunden gedrückt halten und die App nach dem Lautsprecher suchen lassen. Wird es von eurem Smartphone unterstützt, müsst ihr lediglich eine NFC-Kontaktfläche an der Unterseite berühren. Bei meinem Testgerät scheint das leider nicht zu funktionieren, allerdings habe ich auch ein ganz frühes Exemplar erhalten. Beim Roam meiner Kollegin klappte es mit meinem Smartphone einwandfrei.
Was leider überhaupt nicht funktionieren will, ist das Hinzufügen eines weiteren WLAN-Netzwerks. Ich soll zum Beispiel an einem bestimmten Punkt die Play-Taste drücken, aber leider passiert dann nichts. Ich muss den Speaker vollständig zurücksetzen und neu einrichten. Besser noch: Auch meinen Tidal-Account darf ich neu hinzufügen. Und mein Smartphone verschluckt sich bei der erneuten Einrichtung. Die Lösung: Ich muss den Speaker noch einmal zurücksetzen.
Features: Ungewohnt umfangreich für einen kleinen Bluetooth-Speaker
Der kleine Speaker verfügt über einige clevere Funktionen. So ist er wasserdicht (nach IP67) und kann sogar kurze Zeit unter Wasser tauchen (bis zu einen Meter für 30 Minuten). Dabei hilft, dass die Tasten unter der Gummifläche sind.
Aufgeladen wird der Lautsprecher entweder via USB-C oder kabellos über die Qi-Kontaktfläche. Ich habe nur ein ganz einfaches Qi-Ladegerät, aber auch das funktioniert einwandfrei – wenn auch langsam. Das ist praktisch, denn so nehme ich den Lautsprecher schnell und einfach mit. Komme ich nach Hause, stelle ich ihn auf das Ladepad. Der offizielle Roam Wireless Charger enthält ein paar Magneten, damit er auch an einem liegenden Roam hängen bleibt.
Was hinzu kommt, ist ein moderner Ansatz, um optimalen Sound zu ermöglichen. Im Falle des Roam zum Beispiel TruePlay, das via eingebautem Mikrofon die Raumakustik erkennt und den Klang anpasst.
Er ist zudem ein Smart Speaker mit Unterstützung für Amazon Alexa und Google Assistant. Bei mir erkennt der Google Assistant allerdings nicht, dass der Roam im selben WLAN ist. Damit kann ich die Funktion nicht einrichten. Ein paar Wochen später habe ich es erneut versucht. Nun findet er den Roam, aber zwei Schritte weiter wird angezeigt: „There may be a problem“. Zum Glück habe ich bereits genug Geräte mit Google Assistant.
Nutzt ihr ein iPhone, iPad oder einen Mac, könnt ihr direkt in hoher Qualität auf den Sonos streamen. So wird der Roam zum kabellosen PC-Speaker.
Mit dem Android-11-Update hat Xiaomi es bei meinem Xiaomi Mi Note 10 Pro endlich geschafft, die Bluetooth-Lautstärkeregelung zu implementieren. Verstelle ich nun am Smartphone die Lautstärke, ändert sie sich am gekoppelten Gerät. Das geht auch umgekehrt: Stelle ich den Lautsprecher oder Kopfhörer leiser, taucht die Lautstärkeanzeige auch auf dem Smartphone auf und ändert sich. Nur der Sonos Roam hält sich nicht daran. Um dessen Lautstärke zu steuern, muss ich die Sprachsteuerung, die Tasten am Gerät oder die Sonos-App nutzen. Komisch, denn mit einem Sony-Smartphone und einem iPhone geht es einwandfrei. Hier liegt die Schuld also vermutlich eher bei Xiaomi.
Apropos Bluetooth-Probleme: Hin und wieder kann es passieren, dass mein Smartphone keine Verbindung aufbauen will. Oder es baut eine Verbindung auf, aber kein Ton kommt raus. In dem Fall muss ich den Speaker vollständig ausschalten, 10 Sekunden warten und wieder einschalten. Andere Bluetooth-Speaker sind da unkomplizierter und zuverlässiger. Dafür spielt der Speaker verzögerungsfrei, Videos sind lippensynchron.
Zudem kann ich den Speaker nicht als Freisprecheinrichtung nutzen. Sehr schade, denn die nötige Hardware ist ja bereits aufgrund der Sprachsteuerung vorhanden.
Sonos: Mehr als ein Bluetooth-Speaker: Mit dem Sonos Roam im Multiroom-Himmel
In erster Linie ist der Roam aber ein Sonos mit allen dazugehörigen Technologien und Vorteilen. Für die, die noch kein Sonos-System genutzt haben: Sonos ist Multiroom-Pionier und setzt voll und ganz darauf. Alle Geräte des Herstellers verfügen über Internet-Konnektivität und können kombiniert werden, zum Beispiel, damit dasselbe Lied im ganzen Haus spielt. Gesteuert wird via App, die Musik kommt in der Regel von einem Streaming-Dienst, Webradio oder NAS. Dieses Internet-first-Konzept ging so weit, dass sich die Firma viele Jahre geweigert hat, Bluetooth zu integrieren. Erst mit den beiden tragbaren Modellen Roam und Move hat sich das geändert. Übrigens: Wenn ihr bereits Sonos-Speaker habt, könnt ihr via Roam auf anderen Lautsprechern Bluetooth nutzen. Sie müssen sich lediglich in derselben Gruppe befinden.
Das Portfolio ist mit drei verschiedenen Lautsprechergrößen für fast jeden Geschmack, Wohnraum und Geldbeutel, mehreren Soundbars, einem Subwoofer und sogar Deckenlautsprechern groß. Hinzu kommen die beiden portablen Lautsprecher Roam und Move sowie drei verschiedene Kollaborationen mit IKEA, die ebenfalls Teil des Systems sind. Einer ist gleichzeitig eine Lampe, ein anderer sieht mehr wie ein Bilderrahmen aus. Für die Einbindung weiterer analoger Geräte wie Plattenspielern ins System oder die Verwendung einer bestehenden Hi-Fi-Anlage als Sonos-Speaker dient der Port. Mit dem Verstärker Amp werden bestehende passive Lautsprecher modernisiert.
Das Sonos-System ist nicht der erste Multiroom-Ansatz, den ich erlebt habe. Man merkt aber, dass Sonos am längsten dabei und die ganze Firma darauf ausgelegt ist: Die App macht den rundesten Eindruck, unter anderem mit der mit Abstand besten Tidal-Integration. Während mir der eine oder andere Konkurrent nur wenige Funktionen bietet, ähnelt der Umfang der Sonos-App der von Tidal. Meine Lieblingsfunktion, neue Alben anzeigen zu lassen, steht mir hier auch zur Verfügung. Auch Neuentdeckungen kann ich zu meiner Sammlung hinzufügen. Die Suche funktioniert über die verschiedenen Streaming-Dienste hinweg. Alles ist etwas reibungsloser, runder. Und wenn ich im selben Netzwerk bin, kann ich sogar direkt aus der Tidal-App auf den Sonos streamen. Das geht sonst nur bei „Tidal Connect“-fähigen Streamern wie dem knapp 5.000 Euro schwerem NAD M50.2. Auch wenn ihr Spotify nutzt ist kein Problem. Spotify Connect funktioniert ebenfalls problemlos, sodass ihr einfach die Spotify-App auf PC oder Smartphone nutzt.
Neben der Sonos-App für Android und iOS gibt es noch Varianten für Fire OS (die weit verbreiteten Fire TV von Amazon), Windows und Mac. Der Funktionsumfang der PC-Varianten ist allerdings eingeschränkt – es geht hier lediglich um Musik-Playback. Dafür unterstützen andere Systeme lediglich Android und iOS.
Zum NAS-Support ist allerdings ein Wort der Warnung angebracht. Wie bei HEOS benötigt Sonos SMB1, ein 30 Jahre altes Protokoll, das aufgrund von Sicherheitslücken vor 14 Jahren abgelöst wurde. (Unter anderem spielte SMB1 bei den WannaCry-Ransomware-Attacken eine entscheidende Rolle.) Immerhin informiert Sonos über diese Lücken und bittet Kunden, selbst abzuwägen, ob sie es nutzen möchten oder nicht.
Akku & Co.: Flexible Ladeoptionen & ausdauernder Akku beim Sonos Roam
Das offizielle Ladepad von Sonos richtet sich magnetisch aus und heftet sich am Roam an, auch wenn er liegt. Da mir dieses optionale Zubehör fehlt, habe ich meinen eigenen Qi-Charger auf den Schreibtisch gestellt. Da dieser nicht an der Unterseite klebt, kann ich den Roam nur stehend aufladen. Gehe ich ins Bad oder Schlafzimmer, greife ich einfach zu und nehme ihn mit. Und kehre ich zurück, geht er auf den angestammten Platz. So ist er stets gut geladen. Manche Tische oder Lampen verfügen sogar über einen eingebauten Qi-Charger.
Beim Aufladen des Roam muss man allerdings Geduld haben. Gerade bei Nutzung von Qi dauert es einige Stunden, bis das Gerät voll ist. Bis dahin erwärmt sich der Speaker spürbar. Über den USB-C-Port an der Rückseite geht es etwas schneller, aber trotz 90-Watt-Ladegerät – der Speaker ist mit dem Netzteil meines MacBook Pros kompatibel – dauert es auch hier längere Zeit. Nach 20 Minuten sind zehn Prozent erreicht, insgesamt warte ich drei Stunden auf den vollen Akku. Der hält dann laut Hersteller bis zu zehn Stunden durch. Selber habe ich es nicht getestet, da das sowieso von der Lautstärke abhängt. Im Alltag reicht es mir jedenfalls locker.
Bei Nichtgebrauch lohnt es sich, den Speaker vollständig auszuschalten – zumindest, wenn er nicht sowieso aufgeladen wird. Dafür müsst ihr die Power-Taste gedrückt halten. Ein kurzer Druck schaltet den Roam lediglich in den Sleep-Modus, bei dem der Akku trotzdem belastet wird. Sonos gibt bis zu zehn Tage an. Das scheint auch zu stimmen, aber trotzdem ist der Speaker ab und zu leer. Meine Vermutung: Drücke ich eine der Tasten an der Oberseite (zum Beispiel versehentlich in meiner Tasche), schaltet sich der Speaker an. Im Gegensatz zum Drücken der Power-Taste leuchtet aber keine LED, weswegen es so scheint, als ob er noch aus ist. Lediglich in der App sehe ich, dass der Speaker wieder an und empfangsbereit ist. Eine Auto-Standby-Funktion finde ich nicht. Und so verliert der Speaker ordentlich an Ladung, bis ich ihn selbst beim Aufladen ein paar Minuten lang nicht mehr einschalten kann. Das schadet dem Akku und reduziert langfristig die Laufzeit.
Klang: Endlich ein kleiner Bluetooth-Speaker, der ausgewogen klingt
Test-Set-up
Neben dem Sonos-Roam-Testgerät habe ich meinen Marshall Emberton. Dieser ist ähnlich groß, aber gefühlt doppelt so schwer und aufgrund der Form mit deutlich größerem Volumen ausgestattet. Auch mit einem JBL Pulse 4 und einem Libratone ZIPP 2 konnte ich den Roam kurz vergleichen. Der Vergleich mit meinem Bang & Olufsen BeoPlay S3 oder gar meiner richtigen Anlage wäre natürlich unfair, da ist die Fernbedienung ja fast größer.
Grundsätzlich fällt mir der Test etwas schwer: Bei welcher Lautstärke soll ich reinhören? Während der Sound bei niedriger Lautstärke relativ rund und voll ist, fängt der Speaker bei gehobenen Lautstärken an, Bässe zurückzunehmen. Auch verlieren tiefe Frequenzen mit zunehmendem Abstand an Kraft. Wer den Speaker am anderen Ende des Wohnzimmers aufstellen möchte um den Raum zu beschallen, greift besser zum Move. Ich sehe den Roam eher als kleinen immer-dabei-Speaker, den ich ganz in meiner Nähe aufstelle. So teste ich ihn auch.
Zu meinem Set-up: Ich platziere den Lautsprecher liegend vor meinem Monitor, von wo aus er auf mich zeigt. Der Abstand beträgt zirka 40 bis 50 Zentimeter. Bei einer Entfernung von einem Meter lässt der Bass schon spürbar nach.
„Loudness„, eine Funktion, die ich aus Stereo-Anlagen der 70er Jahre kenne, habe ich deaktiviert. Dabei werden Bass und Höhen ein wenig angehoben, der berühmte Badewannensound also. Das ist bei sehr niedrigen Lautstärken sinnvoll, da die Ohren hier weniger empfindlich sind. Entsprechend fällt auch meine Empfehlung aus: Hört ihr eure Musik sehr leise, aktiviert ihr „Loudness“. Stellt ihr die Lautstärke hingegen nach oben, schaltet die Funktion lieber aus. Das klingt dann zwar erst einmal flach, aber ich gewöhne mich schnell daran und der Speaker kommt nicht so schnell an seine Grenzen. Doch auch ohne Loudness legt der Speaker eine leichte Bass- und Höhenbetonung an den Tag, wenn auch deutlich sanfter als bei den meisten anderen Lautsprechern. Laut meiner Messung wären bei den 20 bis 30 Zentimetern Abstand je -5 für Bässe und Höhen ideal. Ein bisschen entfernter steht er allerdings schon von mir entfernt und ein wenig Spaß gönne ich mir gerne, also stelle ich auf -3 für die tiefen und -3 für die hohen Frequenzen.
Ich wünschte mir, andere Hersteller würden hier eine Scheibe von Sonos abschneiden – per Default ist „Loudness“ aktiviert, was einen Mainstream-kompatiblen Sound mit angehobenen Bässen und Höhen ergibt. Soweit so üblich. Doch audiophilere Kunden können diese Funktion für einen neutraleren Sound auch deaktivieren.
Als Quelle nutze ich meinen „Tidal HiFi„-Account, den ich in den Sonos eingebunden habe. Bei Bluetooth scheint mir die Lautstärke niedriger zu sein, Stimmen halten sich mehr zurück.
Rock
Fangen wir einmal mit Rock an: Ob Stop the Clocks von den Donots oder Happy Now von Die Happy, die Instrumente werden vergleichsweise gleichberechtigt behandelt und auch der Bassist kommt nicht zu kurz. Das melodische Spiel läuft subtil im Hintergrund und lässt sich gut nachvollziehen. Bei größerem Abstand kann es sinnvoll sein, den Speaker in der 0-Stellung zu lassen. Der Speaker spielt tief genug, um bei dieser Art Musik meist alles Wichtige abzudecken. Untertöne, die den Sound abrunden und ihm Volumen geben, fehlen allerdings. Hier heißt es: Hören statt fühlen.
Auch die scharfen Hi Hats und crashenden Cymbals bei Bug Eyes von Dredg haben auf Wunsch den nötigen Biss. Die Snare Drum ploppt schön schnell und ist leicht im Vordergrund, bietet aber nicht den Druck eines großen Lautsprechers. Das Schlagzeuggewitter am Anfang von Money for Nothing (Dire Straits) macht Spaß. Der abgedeckte Frequenzbereich passt gut zu Rockmusik und den Anforderungen echter Instrumente. Das merke ich in erster Linie bei langsamerer Rockmusik, so auch bei Radioheads OK Computer oder Comfortably Numb, bei dem es natürlich und ausgewogen klingt und auch Details wie die Streicher im Hintergrund nicht untergehen.
Metal
Bei härterer Musik bereitet mir der Speaker ebenfalls Freude. Sogar für Konzertlautstärke reicht es… also, wenn man außerhalb des Konzertgeländes steht. All-Time-Favorites sind Down with the Sickness und Stupify von Disturbed. Es brettert und hat Biss. Nur bei den Vocals könnte noch etwas mehr gehen. Es klingt ein wenig, als ob diese von einem Bügeleisen geglättet wurde. Als Nächstes ist das neue „Progressive Death Metal„-Brett A Monument to Silence von Alustriumdran. Im Vergleich zur großen Anlage klingt das natürlich ein wenig flacher und mangels zweitem Lautsprecher fehlt auch die breite Bühne, auf der die Musiker stehen. Bei feinen Details muss ich genauer hinhören. Aber wie war das? Eigentlich wollte ich gar nicht mit den großen Lautsprechern vergleichen…
Disco
Daft Punks grandioses Random Access Memory, abgemischt mit Studio-Lautsprechern im Wert eines neuen VW Golf, darf natürlich nicht fehlen. Und es enttäuscht nicht. Ob Giorgio by Moroder oder Get Lucky, der Sonos überzeugt mich mit einem natürlichen Klang, authentischen Instrumenten und sogar einer unaufdringlichen Bassline, die die Melodien im Hintergrund begleitet.
Jazz
Akustisch geht es mit Miles Davis weiter. Time after Time, in der Fassung auf Live Around the World. Hier ist der Klang der Trompete für mich ein großer Genuss. Bei Harry Belafonte – Cotton Fields tritt der Roam erneut den direkten Vergleich mit meinen Standlautsprechern an, denn abgesehen von einem etwas zögerlichen Piano und einer abseits der Solos zu weit entfernten Trompete habe ich wenig auszusetzen.
Vocals
Danach lausche ich Winterplays fantastischer Interpretation von Billie Jean. Die Vocals sind natürlich, die Jazz Gitarre schön warm. Auch das genial intime Seven Nation Army von Zella Day begeistert mit echter Akustikgitarre und traumhafter Stimme. Es ist fast so, als ob die Künstlerin im Raum sitzt. Überhaupt gefallen mir Stimmen auf dem Roam. Die werden alle gefälliger – allerdings auch, wenn sie es nicht sollten. So hat Tones and I bei Dance Monkeyein ganz besonderes, etwas schräges und raspiges Timbre. Auf dem Roam fällt das aber weniger auf, die Stimme klingt normaler. Auch Chris Cornells Reibeisenstimme sollte eigentlich etwas rauer, kratziger klingen.
Elektro & Hip-Hop
Elektronische Musik und Hip-Hop sind ein zweischneidiges Schwert. Während zum Beispiel Ghost Riders Make us Stronger und Error 404 von Suzi Wu wie viele andere Tracks eher kickbasslastig sind und lediglich Volumen fehlt, kennen Chameleon von Trentemøller oder Eminems Rap God keine Gnade. Am anderen Ende des Spektrums weiß der Roam allerdings in jedem Fall zu begeistern: Ein richtiger Hochtöner ist in diesem Formfaktor selten – und das hört man. Crystal Eyes von Airixis hat einen gewissen Glanz in den Vocals, die ein Breitbandlautsprecher nicht vollständig abdecken kann. Noch extremer merkt man das Vorhandensein eines echten Hochtöners bei Celestial Echo von Malia und Boris Blank, welches die faszinierende Frauenstimme mit hochfrequenten Geräuschen ergänzt.
Übersteuert?
Leider ist nicht alles rosig im Sonos-Land: Bei Cee-Lo Greens Bright Lights Bigger City übersteuert die Bass Drum deutlich, obwohl ich fernab von der maximalen Lautstärke bin. Das passiert hin und wieder auch bei anderen Liedern, zum Beispiel Take the Power Back von Rage Against the Machine, Who is it von Michael Jackson oder Family Van von Cleopatrick. Ich denke das passiert, wenn der Mix hart an die Grenze des technisch machbaren ist oder diese leicht überschreitet. Die Abmischung von Sonos sieht keinen Sicherheitsfaktor vor: Auf anderen Lautsprechern und Kopfhörern höre ich die Schwächen in der Produktion ebenfalls, muss aber gezielt danach suchen. Der Roam schreit einem hingegen ins Gesicht, dass er unzufrieden ist.
Aufgedreht
Wie hört sich der Roam bei hoher Lautstärke an? Nun ja, er erreicht überraschend hohe Pegel, klingt dann aber eher nach einem entgleistem Zug, der Loveparade 2010 und Panik auf der Titanic. Die Töne, besonders Bässe, rennen um ihr Leben und springen ins Verderben. Das ist alles eher unangenehm. Immerhin, um ein Hörbuch in der Dusche zu hören, reicht es, und dafür sind die Reserven durchaus nützlich.
Konkurrenz
Und wie sieht es im Vergleich mit anderen Lautsprechern aus? Der Marshall hat bei höheren Lautstärken weniger Probleme, drückt aber ordentlich auf die Basstube, um mehr vorzutäuschen. Bei den Höhen hat er zudem Schwächen. Der deutlich größere Libratone ZIPP 2 klingt voller, übersteuert aber ebenfalls deutlich. Am ehesten überzeugte mich der JBL Pulse 4. Er ist allerdings auch viel schwerer, größer und strahlt seine Höhen, warum auch immer, nach oben. Abgesehen davon fehlen sämtliche smarten Funktionen.
Stereo: 1+1=3: Wenn die Summe der Einzelteile mehr ergeben
Dank einer Kollegin, die sich privat ebenfalls einen Roam gekauft hat, konnte ich kurz den Stereo-Modus ausprobieren. Sind zwei Roam zu einem Account hinzugefügt, kann ich auswählen, dass beide zu einem Stereo-Paar verknüpft werden sollen. Töne helfen mir dabei, den linken und rechten Kanal zu identifizieren. Schon kann es losgehen. Allerdings funktioniert das alles nur, wenn die Speaker im WLAN-Netz hängen.
Das Ergebnis ist endlich ein richtiger Stereo-Effekt. Die Bühne geht in Ordnung, der Klang wird noch einmal etwas runder und satter. Klar, jetzt vereinen zwei Tiefmitteltöner ihre Kräfte. Wenn ihr möchtet, verbessert ihr also den Sound eures Roam nachträglich, indem ihr einen weiteren hinzufügt.
Fazit: Roam Roam Roam your boat, gently down the stream...
Der Roam ist eine vergleichsweise günstige und praktische Möglichkeit, in das Sonos-Universum einzusteigen und Streaming-Musik zu genießen. Das Highlight ist sicherlich die Portabilität, die dem eingebauten Akku, der Bluetooth-Funktion und vor allem den geringen Maßen und dem sehr niedrigen Gewicht zu verdanken ist. So ist er zwar etwas teurer als die Konkurrenz, bietet aber für den Preis jede Menge Features, die sonst nicht üblich sind. Muss euer Lautsprecher zwar mobil sein, wird aber eher stationär genutzt, bietet sich hingegen der ungefähr doppelt so teure Move an.
Was mich am Roam ebenfalls fasziniert, ist, dass er einfach angenehm klingt. Wer die typischen, pseudo-basslastigen Bluetooth-Speaker in dieser Klasse gewöhnt ist, muss sich zwar erst einmal umgewöhnen, wird dann aber mit angenehm natürlichem Sound belohnt. Fast alles, was ich dem Kleinen gegeben habe, klingt schön. Nicht die Erfüllung schlechthin in Sachen Tiefgang oder Details, aber er kann stundenlang im Hintergrund spielen, ohne zu nerven. Man kann auch mal genauer hinhören, ohne dass die Musik auseinanderfällt. Besonders Stimmen klingen auf dem Lautsprecher toll, wobei sie dabei ein wenig glatt gebügelt werden.
Und dann ist da die Achillesferse des Speakers: Er stößt bei höheren Pegeln schnell an seine Grenzen, nimmt sich bei tieferen Frequenzen stark zurück. Teilweise stößt er sogar an und übersteuert. Bei ausgewählten Liedern geschieht dies auch bei normaler Lautstärke. Schuld sind die Musiker, doch leider trifft das eben auch beliebte Alben.
Ebenfalls trübt der Zwang, den Speaker mit einem Smartphone mit Android 8 und höher oder einem aktuellen iPhone einzurichten, ein wenig das Erlebnis. Solange das nicht geschieht, ist der Sonos Roam ein teurer Türstopper. Außerdem ist die Bluetooth-Verbindung immer wieder mal problematisch.