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LG erfindet sich neu – oder vielmehr sein Smartphone-Konzept. Mal wieder, möchte man fast sagen, denn in den vergangenen Jahren konnte man den Südkoreanern vieles nachsagen, aber nicht mangelnden Mut zur Innovation. 2011 wagten sie sich als einer der ersten Hersteller an eine Dual-Kamera für 3D-Aufnahmen und saßen einem Trend auf, der sich schnell überlebt hatte. 2016 setzten sie mit dem von mir immer noch hochverehrten LG G5 auf ein modulares Konzept für Hardware-Add-ons – und scheiterten.
2020, während sich die Konkurrenz am faltbaren Display die Zähne ausbeißt und LG selbst erstmals ein ausziehbares Display in Aussicht stellt, schmeißen die Nischen-Tüftler ein neuartiges und unerwartet spannendes Konzept ins High-End-Rennen: Das LG Wing besteht aus zwei übereinander liegenden Displays, die mit einer geübten Fingerbewegung nach links in eine T-Form gebracht werden können. So hat man oben ein komplettes Display im Querformat und darunter noch ein fast quadratisches für Multitasking oder ergänzende App-Funktionen. Das muss ich mir natürlich anschauen.
Cooles Experiment mit Schwächen
- einzigartiges Konzept
- tolles Design, wertige Verarbeitung
- scharfe Displays
- praktisch für Multitasking
- cooles Gimbal-Feature
- angemessener Lieferumfang
- lange Akkulaufzeit
- eher durchschnittliche Leistung
- Kameras schwächeln
- relativ schwer
- viel Bloatware
- T-Modus eingeschränkt nutzbar
- keine In-Ears im Lieferumfang
Unboxing: Smartphone-Unboxing mit etwas "Oh!" & ein wenig "Hä?"
Völlig unspektakulär gibt sich das LG Wing zunächst beim Unboxing. In einem relativ einfachen weißen Karton mit schillerndem Wing-Schriftzug kommt es daher und wirkt hier weder besonders auffällig noch eigenständig. Ist der Deckel des Kartons erst einmal ab, begrüßt mich auch gleich das Android-Smartphone – eingeschlagen in eine Schutzfolie, die ein paar der Telefon-Highlights präsentiert. Unter dem Wing gibt es mehr zu entdecken, als ich erwartet hatte. Da wäre natürlich das Netzteil inklusive USB-C-Kabel, das an beiden Enden auf den kleinen USB-Stecker setzt. Dann hätten wir da noch das obligatorische SIM-Tool.
Außerdem könnt ihr euch über eine Display-Schutzfolie für die beiden Displays freuen und bekommt zudem noch ein Case für die Smartphone-Rückseite an die Hand. Aufgrund der Display-Bauweise umschließt die Hülle das Display nicht, sondern wird per Anti-Rutsch-Schicht auf das Gehäuse geklebt. Das mutet zwar zunächst ungewöhnlich an, funktioniert aber ganz zuverlässig. Außerdem ist das Case in der unteren Hälfte griffig strukturiert und verschafft euch so mehr Grip beim Aufschieben des oberen Displays. Aber ich schweife ab.
Irgendwie gibt es nämlich im Karton auch weniger zu entdecken, als ich erwartet hatte, denn bei all dem Zubehör und dem durchaus mächtigen Preis von aktuell 1.099 Euro hielt es LG nicht für nötig, ein paar hochwertige Kopfhörer beizulegen. Das ist besonders deshalb kurios, weil ein Adapter von USB-C auf Klinke beiliegt. Da denke ich ein wenig wehmütig an die High-End-Samsungs zurück, die AKG-In-Ears im Gepäck hatten. So etwas in der Art wäre sicherlich eine schöne Ergänzung für das LG-Wing-Paket gewesen.
Design: LG versteht etwas von hochwertiger Verarbeitung
Ich bezeichne ja mein Huawei P20 Pro schon liebevoll als Brikett, aber das ist noch gar nichts im Vergleich zum LG Wing mit seinen wuchtigen ¼ Kilogramm Gewicht. Das muss man im Alltag erst einmal handeln lernen. Aber lassen wir das zunächst außen vor und schauen uns die Optik an. Die wird auf der Rückseite von einem matt-perlmuttigen Schimmer dominiert, der ein bisschen an die Regenbogen-Optik des Galaxy Note10 erinnert. Allerdings ist dieser hier wesentlich dezenter. Dank der matten Beschichtung sieht das LG Wing nicht nur sehr schick aus, es ist auch weniger anfällig für Fingerabdrücke und liegt ein kleines bisschen besser in der Hand.
Außerdem prangt auf der Rückseite natürlich noch die Triple-Kamera, die schon sehr deutlich aus dem Gehäuse hervorsteht. An sich gefällt mir aber die Optik der drei großen Bullaugen oben links. Ebenso gefällt mir das Design der Kanten, denn hier geht die helle Rückseite geschmeidig in den silbernen Metall-Rahmen über und macht auffällige Bögen um den SIM-Slot und die Hardware-Buttons. Oben und unten am Smartphone gibt’s nicht viel auszusparen, hier dominiert das Silber. Die Frontkamera ist übrigens im Gehäuse versteckt und fährt – als zusätzliches neckisches Gimmick – bei Benutzung oben am Smartphone heraus.
Nach der Kante ist vor dem Display. An genau diesem Übergang gibt es erst einmal einen kleinen Spalt zwischen den zwei Displays, der sich nur mit dazwischen gezwungenen Fingernägeln vergrößern lässt. Ansonsten ist die Konstruktion in der Grundkonstellation ziemlich stabil. Das obere Display schließt dann links und rechts abgerundet an den Rahmen an. Alles in allem ist das LG Wing zwar wuchtig, aber es liegt dennoch angenehm in der Hand und überzeugt durch eine rundum hochwertige Verarbeitung.
Einen kleinen Dämpfer bekommt der Eindruck allerdings, wenn ich das Display in den T-Modus umschwenke. Zunächst einmal muss ich das schon ein wenig (mit beiden Händen) üben, damit ich das Smartphone nicht fallen lasse. Ich kann mir gut vorstellen, dass Grobmotoriker oder Nutzer mit schmaleren Händen ihre Probleme damit haben könnten. (Im Übrigen brauche ich beim Zurückklappen definitiv zwei Hände. Das klappt überhaupt nicht einhändig.) Beim Umschwenken gibt das LG Wing mitunter leichte Kratzgeräusche von sich, die aber glücklicherweise nichts mit den Displays zu tun haben. Ist das obere Display dann umgeschwenkt, wird die Konstruktion ein wenig wackeliger. Das Landscape-Display hat jetzt schon ordentlich Spiel und knarzt und quietscht, wenn man dran ruckelt. In diesem Modus sollte ich wohl eher vorsichtig mit dem Wing umgehen.
Display: Sehr gutes, aber nicht einzigartiges Display
Im Gegensatz zu früheren Display-Experimenten wie dem ersten QHD-Display beim LG G3 und dem gebogenen Panel beim LG Flex, präsentieren sich die Bildschirme des LG Wing eher klassisch-bescheiden. Mit einer Diagonale von 6,8 Zoll und ziemlich schmalen Displayrändern kommt das Smartphone im Standardmodus zeitgemäß daher, ohne sich auffällig von der Masse abzuheben. 2.460 mal 1.080 Pixel sind ebenso guter und akkufreundlicher Standard, wobei alle Inhalte bei bester Schärfe, starken Farben und einer mehr als ausreichenden maximalen Helligkeit dargestellt werden. Ausgefallenere Features wie zum Beispiel eine 120 Hertz-Bildwiederholrate suche ich leider vergebens.
Schiebe ich das obere Display nun in den T-Modus, gesellt sich das zweite Panel mit 3,9 Zoll, deutlich größeren Rändern und herkömmlicher OLED-Bauweise hinzu. Weder bei Farben noch bei Kontrasten und maximaler Helligkeit kann ich signifikante Unterschiede zwischen den beiden Screens feststellen. Auch bei der Auflösung hält das Zweit-Panel mit und bringt 1.240 mal 1.080 Bildpunkte auf den Bildschirm. Das einzige Manko, das ich beim kleineren Bildschirm feststellen konnte: Bei steilen Blickwinkeln verblassen die Farben früher als beim Haupt-Display. Aber das lässt sich für meinen Geschmack verschmerzen. Insgesamt bekomme ich ein rundum gelungenes Gesamtpaket geboten, das noch dazu – von Blaufilter bis Always-ons – mit jeder Menge Software-Optionen daherkommt.
Performance: Bei der Leistung schwächelt der Wingman
Wie immer muss man beim Blick auf die Hardware die Alltagstauglichkeit von den Benchmark-Werten trennen. Würde ich mir nur die Letzteren anschauen, wäre ich weitestgehend enttäuscht vom LG Wing. Der verbaute Qualcomm Snapdragon 765G sowie der Adreno-620-Grafikchip sind eben keine Top-Performer, was die Benchmarks überdeutlich bestätigen. Im AnTuTu schafft das Wing gut 325.000 Punkte und damit etwas mehr als die Hälfte meines bisherigen High-Performers. Im Work 2.0 von PCMark muss sich das LG-Smartphone mit knapp über 8.000 Punkten sogar einem Mittelklasse-Smartphone gegenüber geschlagen geben und auch beim Geekbench ziehen viele ältere Kollegen problemlos vorbei.
Was die Enttäuschung ein wenig abmildert: Ich spüre die etwas zurückhaltende Leistung während meines Tests kaum. Natürlich habe ich das Telefon jetzt nicht über Monate mit Apps geflutet und durch allerlei Alltägliches ausgebremst. Dennoch erweckt das Wing den Eindruck, dass es auch langfristig ausreichend Leistung für einen flüssigen Smartphone-Alltag mitbringt. Immerhin muss das Telefon mehr beim Multitasking leisten als alle anderen und durch die zwei Displays und deren Synchronisierung stets reibungslos arbeiten. Und das tut es auch. Sei es beim Tippen in Google Docs, bei Netflix-Ausflügen oder einer Runde „Asphalt 9“ mit Straßenkarte auf dem zweiten Display: Das LG Wing läuft flüssig, rund und ohne nennenswerte Macken. Gefühlt lädt es hin und wieder die Inhalte für die beiden Bildschirme ein wenig langsam, aber mir fehlt in dieser Hinsicht ein direkter Vergleich. Ich erinnere mich nur zurück an das Find X2 Pro und seine High-Speed-Attitüde. Das fühlte sich doch ein wenig flotter an.
Software: Android 10 & jede Menge andere Software an Bord
Beim Betriebssystem setzt LG wenig überraschend auf Android, das in Version 10 auf dem Wing vorinstalliert ist. Für Version 11 hat’s seltsamerweise nicht mehr gereicht, aber vielleicht ist das ja auch der sicherlich etwas aufwändigeren Entwicklung des Dual-Screen-UIs geschuldet. Kommen soll es jedenfalls irgendwann. Optisch gefällt mir die Oberfläche ganz gut, Schriften und App-Kacheln wirken einigermaßen modern und wenn ich vom Homescreen nach rechts wische, komme ich nicht bei einem dieser momentan so beliebten AI-Assistenten raus. Nein, mich begrüßt mein Google-Feed, so wie das Gewohnheitstier das mag.
Hintergründe, Themen und Icons kann ich auf Wunsch übrigens auch anpassen oder neu herunterladen. Allerdings gibt es aktuell nur wenig kostenloses Material. Dafür lassen sich Optik und Einstellungen der beiden Displays auch in den Optionen ein wenig pimpen. Dadurch bekomme ich noch ein Stück mehr Individualität hin. Ansonsten kann und bietet die Software so ziemlich alles, was ich im Alltag brauche und was ich von anderen Smartphones mit Android 10 bereits gewohnt bin. Die komplette Google-Suite ist natürlich ebenso an Bord wie jede Menge LG Apps: Von LG Health über eine Telefondiagnose bis hin zur Smart-Home-App ThinQ. Auch eine SmartWorld ist vorinstalliert, über die ich alles Mögliche herunterladen kann, beispielsweise zusätzlichen Schriften oder Kamerafilter.
Wem das schon zu viel der Bloatware ist, der darf sich beim LG Wing gleich noch ein wenig weiter ärgern: Ein Ordner mit fünf Empfehlungen, die beim Whale-Browser beginnen und bei vier Gameloft-Spielen enden, müllt das Telefon weiter zu. Auch die Booking.com-App brauche ich nicht. Und wer jetzt denkt, dass das alles wenigstens Apps sind, die die beiden Bildschirme optimal bedienen, der hat sich leider geschnitten. Außer „Whale“ und „Asphalt 9“ bietet keine der Apps einen Mehrwert auf dem zweiten Panel.
Apropos zweites Panel: Generell sind nach dem Hochschieben des ersten Displays nicht alle installierten Apps ad hoc auf dem kleinen Bildschirm verfügbar. Ich kann sie zwar aktivieren, muss mich aber laut Warnung damit abfinden, dass die jeweilige App nicht für den kleinen Screen optimiert ist. Auf dem oberen Schwenk-Homescreen kann ich ebenso nur ein halbes Dutzend Apps nutzen, zumindest, wenn ich die App nicht vor dem Schwenken gestartet habe. Browser, Maps, YouTube und Co. sind zwar dabei, aber auch hier hätte ich ein wenig mehr erwartet. Netflix zum Beispiel bekomme ich nur auf den oberen Bildschirm, wenn ich es vorher starte. Das zweite Display hat dann aber keinen Mehrwert für die gewählte App.
T-Modus: Gimbal, Gaming, großes Kino? Der T-Modus
ch gebe zu: Nach der nötigen Eingewöhnung klappt es zuverlässig und macht durchaus Spaß, das LG Wing in den T-Modus zu schwenken. Ein paar Kleinigkeiten muss ich dabei aber bedenken: Wenn ich den Fingerabdruckscanner nutzen will, sollte ich das Smartphone erst entsperren, bevor ich das obere Display zur Seite schwinge. Den Sensor gibt’s nämlich nur im oberen Display. Beim Umschwingen wandert er nach links oben und ist dann nicht mehr mit der rechten Hand bedienbar. Oder ich richte eben einen Fingerabdruck der linken Hand ein oder drehe das Telefon. Außerdem liegen die Hardware-Buttons im T-Modus unter dem oberen Display und zwar so dicht dran, dass ich sie mit dem Daumen nur schwer bedienen kann. Aber kommen wir zu den Funktionen:
Produktivität: Wie bereits erwähnt, bringt das Wing eine Reihe optimierter Apps mit, die ich getrennt auf beiden Displays oder mit Hauptfeatures auf dem einen und Zusatzfeatures auf dem anderen Display nutzen kann. Mit ein bisschen Vorüberlegung und Einstellungsschieberei bekomme ich auch alle anderen Apps irgendwie in den T-Modus – optimiert oder nicht. Das macht das Wing durchaus zu einem ordentlichen Produktiv-Tool. So packe ich zum Beispiel Netflix auf den einen Screen und chatte auf dem anderen. Oder ich checke Mails und blättere zeitgleich durch meine Galerie. Es braucht ein wenig Einarbeitung und den Willen, immer alles so zu biegen, wie ich möchte. Dafür bekomme ich aber tatsächlich ein tolles Multitasking-Erlebnis geboten.
Games: Der Plural ist etwas übertrieben, denn außer „Asphalt 9“ gibt es aktuell keine Spiele, die den Mehrwert des zweiten Displays effektiv für Spielinhalte nutzen. Immerhin kann ich zum Beispiel auch bei „Call of Duty Mobile“ und einigen anderen Spielen die Spiel-Tools auf dem zweiten Bildschirm einblenden. So mache ich im Spiel Screenshots, schalte die KI-Optimierung dazu oder Ton und Benachrichtigungen stumm. Das ist grundlegend nicht verkehrt, aber auch nichts, was ich bisher beim Zocken am Smartphone vermisst hätte. Außerdem muss ich sagen, dass der T-Modus nicht immer die bequemste Lösung beim Spielen ist: Das ziemlich dünne obere Display lässt sich nicht übermäßig angenehm halten und das restliche Smartphone zieht mit seinem stattlichen Gewicht ganz schön dagegen.
Gimbal-Kamera: Das spannendste Feature im T-Modus ist sicherlich die Gimbal-Funktion. Auch wenn ich kein passionierter Videograf bin, hat mich diese Funktion begeistert. Gimbal heißt natürlich, dass ich in dem Modus nur Filmen kann (von den Schnappschüssen während des Filmens einmal abgesehen). Dafür bringt er aber viele spannende Features eines klassischen Gimbals mit. Die eigens dafür eingerichtete 12-Megapixel-Kamera mit Blende f/2.2 macht es möglich, denn sie erfasst einen größeren Bildausschnitt, als sie anzeigt und aufnimmt. Dadurch kann ich mit dem Joystick auf dem Display geschmeidig (aber ziemlich begrenzt) in alle Richtungen schwenken und die Software rechnet die Bewegung zusammen.
Gleiches passiert bei diversen Modi: Je nach gewähltem Modus versucht die Software Roll-, Kipp- und Schwenkbewegungen zu verhindern. Das Interessante daran: Es klappt sehr zuverlässig. Alles in allem sind somit schöne kleine Videos möglich, die dem Look and Feel einer echten Gimbal-Aufnahme relativ nahe kommen. Klar, es fehlt noch an Flexibilität, das Wing ist dabei nicht unbedingt handlich und als Ergebnis bekomme ich (bei Low-Light ziemlich verrauschte und wenig ansehnliche) Videos mit maximal Full-HD-Auflösung. Dennoch ist der Gimbal-Modus für mich mehr als nur eine neckische Spielerei. Er ist brauchbar und lotet endlich wieder einmal ein klein wenig die Grenzen der Smartphone-Videografie aus.
Kamera: Gutes Kamera-Paket ohne Trendsetter-Ambition
Die erste Kamera haben wir beleuchtet, bleiben noch zwei weitere Hauptkameras übrig. Hier hat LG wenig Überraschendes verbaut. Einen klassischen Ultraweitwinkelsensor mit 13 Megapixeln, Blende f/1.9 und einem 117-Grad-Blickwinkel ist ebenso an Bord wie eine 64-Megapixel-Kamera mit Blende f/1.8 und 78 Grad. Einen Zoom gibt’s nur digital und mit maximal zehnfacher Vergrößerung. Entsprechend mehr oder minder brauchbar sehen die Zoom-Ergebnisse aus.
Generell schaffen die Kameras bei ausreichend Licht durchaus ansehnliche Ergebnisse. Der Ultraweitwinkel macht unter diesen Bedingungen auch einen guten Job, wenngleich die 64-Megapixel-Cam besser abliefert. Sobald das Licht schwindet, schwindet aber auch die Bildqualität zusehends. Auf dem Smartphone selbst sehen die Ergebnisse meist noch ganz gut aus, auf einem großen Display fallen allerdings die Defizite auf. Und beim Nachtmodus hört der Spaß leider ganz auf. Generell verwundert es mich schon, dass die Kameras trotz der guten Offenblende so schlecht mit dem verfügbaren Low-Light-Licht umgehen. Hier kann das Wing bei Weitem nicht mit einem Samsung oder einem Huawei im gleichen Preissegment mithalten.

Softwareseitig gibt sich das LG Wing recht überschaubar. Die klassischen Modi von Zeitraffer über Portrait bis Panorama sind verfügbar, einen separaten Bokeh- oder Makro-Modus gibt es nicht. Ich persönlich brauche den aber auch nicht. Für die Kamera-Profis gibt’s noch einen Experten-Modus, der manuellen Zugriff auf alle Parameter und ein Abspeichern als Raw-Datei erlaubt. Letztendlich konnte man sich bei LG ein paar AR- und Sticker-Spielereien auch nicht verkneifen.
Bleibt noch der Blick auf die Selfie-Cam: Die ist mit 32 Megapixeln und Blende f/1.9 ziemlich üppig ausgestattet. Zum Einsatz kommt sie als Pop-up-Kamera, was zugegebenermaßen im T-Modus schon ein wenig albern wirkt, wenn da zusätzlich noch eine kleine Kamera ausfährt. Aber die Qualität der Ergebnisse ist durchaus gut. Besonders erwähnenswert ist dabei noch die Dual-Cam-Funktion, die ich im T-Modus starten kann. Damit nehme ich gleichzeitig mein Objekt mit der Hauptkamera und mich selbst mit der Selfie-Kamera auf – eine weitere nette Spielerei.
Sound & Akku: LG Wing: Klingt gut & hat ausreichend Saft
Bevor ich mir die Akkuleistung des LG Wing anschaue, mache ich noch einen kleinen Schwenk über die Audiowiedergabe per Lautsprecher. Verbaut ist zwar nur einer und damit geht auch nicht mehr als Mono, aber was als Sound da rauskommt, macht durchaus Spaß. Die maximale Lautstärke des Speakers liegt nicht besonders hoch, dafür scheppert der Klang auch bei lauter Musikwiedergabe nicht. Mitten und Höhen kommen angenehm klar und differenziert zur Geltung. Selbst die Bässe sind präsenter als ich erwartet hatte und tragen zum guten Klangbild bei.
Für den Akkutest bemühe ich wieder PCMark und zwar einmal mit dem Smartphone im Standardmodus und einmal mit Dual-Display sowie Benchmark auf dem einen und YouTube auf dem anderen Screen. Die Ergebnisse können absolut überzeugen: Die 4.000-mAh-Batterie schafft beim Single-Display-Betrieb gute 12 Stunden und 19 Minuten. Im T-Modus bei ebenfalls mittlerer Helligkeit kommen immer noch 7 Stunden und 46 Minuten zustande. So gesehen könnte ich also fast den gesamten Arbeitstag am Wing multitasken, ohne dass das Smartphone ans Ladekabel müsste. Hier liefert LG sehr gut ab.