Kleine Klangwunder: JBL Live Pro+ True-Wireless-In-Ear-Kopfhörer mit ANC im Test
Kleine Klangwunder: JBL Live Pro+ True-Wireless-In-Ear-Kopfhörer mit ANC im Test
Bisher war ich mit meinen Apple AirPods Pro eigentlich ganz zufrieden, doch der amerikanische Lautsprecherhersteller JBL erweiterte sein Kopfhörerportfolio um die True-Wireless In-Ear-Buds JBL Live Pro+. Da ich von den tragbaren Bluetooth-Lautsprechern, wie den JBL Charge 5, sehr angetan bin, musste ich auch die neuen In-Ear-Kopfhörer mit aktiver Geräuschreduzierung testen. Mit ihnen begibt sich JBL in direkte Konkurrenz zu den oben genannten Apple AirPods Pro, wie auch den Bose QuietComfort Earbuds oder den Samsung Galaxy Buds Pro der Konzernmutter Samsung, der JBL seit 2017 angehört.
Zu einer unverbindlichen Preisempfehlung von 179 Euro bietet JBL die Live Pro+ in den Farben „Black“, „White“, „Pink“ & „Beige“ an. Ich bin gespannt, wie sich der Straßenpreis für die In-Ear-Kopfhörer entwickeln wird, denn für die vielfältigen Einstellmöglichkeiten, den Sound und das Design finde ich Preis-Leistung hervorragend. Lest jetzt, wie sich die JBL Live Pro+ in meinem Test behaupten konnten.
Super Sound, mäßiges ANC
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toller Klang
harmonisches Design
lange Akkulaufzeit
wasserdichtes Gehäuse
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mittelmäßige aktive Geräuschunterdrückung
Matt ist eine glänzende Sache
JBL packt in den Karton, in dem die True-Wireless-Ear-Buds Live Pro+ geliefert werden, neben den Kopfhörern selbst noch das Ladecase hinein. Meine Testkopfhörer kommen in einem edlen matten Schwarz daher. Ein orangefarbenes kurzes USB-C zu USB-A Ladekabel liegt den Kopfhörern bei, genau wie fünf verschieden große Aufsätze, damit die In-Ears auch in jeden Gehörgang passen. Abgerundet wird der Inhalt mit einer Bedienungsanleitung. Mehr braucht es heutzutage auch nicht und nein, ein Ladestecker ist nicht dabei.
5 von 5 Punkten
Design Eigenständiger, leicht kantiger Auftritt
Das Case des JBL Live Pro+, das sowohl zur Aufbewahrung als auch zum Laden der In-Ear-Buds genutzt wird, zeigt außen mit drei LEDs den aktuellen Akkustand an. Aufgeladen werden kann es klassisch mit USB-C Ladekabel und auch über eine Qi-kompatible Ladematte. Das matte Finish des Cases ist leider etwas kratzempfindlich aber da es sich hier um einen Gebrauchsgegenstand handelt, rechtfertigt diese Eigenschaft keinen echten Minuspunkt. Einziges Manko ist der vergleichsweise dünne Deckel des Cases, der sich in Kontrast zum Rest der JBL Live Pro+ nicht so hochwertig anfühlt. Das Case ist nicht zu groß, sodass es mühelos in die Hosentasche passt.
Die In-Ear-Buds selbst sitzen gut und sicher im Case und lassen sich dennoch leicht herausnehmen. Die Ohrhörer werden dabei magnetisch im Case gehalten. Die Silikon-Ohraufsätze haben im Innenbereich einen JBL-typischen orangefarbenen Ring, der jedoch beim Tragen der In-Ear-Buds nicht durch Dritte sichtbar ist. Die leicht kantige Erscheinung der Ear-Buds empfinde ich im positiven Sinne als außergewöhnlich und die JBL Live Pro+ erinnern nur in der Grundform etwas an Apples AirPods Pro. Qualität und Verarbeitung von Case und Ear-Buds sind auf hohem und dem Preis angemessenen Niveau.
4 von 5 Punkten
Bedienung Touch it, bring it, pay it, watch it, turn it
Berührungsempflindliche Flächen auf den In-Ear-Buds der JBL Live Pro+ lassen mich die Kopfhörer bedienen. Alle Gesten und Touch-Optionen sind später in der App frei einstellbar. In der Herstellerkonfiguration tippt ihr links für den Wechsel zwischen ANC (aktive Geräuschunterdrückung), Awareness (Aufmerksamkeitsmodus) und Normalmodus. Rechts tippt ihr hingegen ein Mal für Play und Pause, zwei Mal für das nächste Lied und drei Mal für das vorige Lied. Tippen und Halten funktioniert auf beiden In-Ear-Buds und aktiviert euren Sprachassistenten, also beispielsweise Apple Siri oder Google Assistant. Zu den einzelnen Modi erfahrt ihr im übernächsten Kapitel mehr.
Besonders am Anfang meines Tests traf ich gelegentlich mit meinen Fingern ungewollt auf die Touch-Flächen und löste damit eine Aktion aus. Das legte sich sehr schnell und die Bedienung finde ich besser als bei den Apple AirPods Pro, die ich privat nutze.
Zwei Funktionen möchte ich herausheben, da sie sehr praktisch sind. Sobald man das Case öffnet, verbindet es sich via Bluetooth mit dem gekoppelten Gerät. Das spart Zeit und die Musik kann sofort starten, wenn sich die In-Ear-Buds im Ohr befinden. Die zweite Funktion aktiviert sich, wenn man einen Ear-Bud aus dem Ohr nimmt. Die JBL Live Pro+ schalten dann auf Auto-Pause und in den Awareness-Modus ein, damit man sofort mit seinem Umfeld interagieren kann. Steckt man sich den Ear-Bud wieder ins Ohr, setzt die Wiedergabe automatisch fort und der Awareness-Modus wird abgeschaltet.
4 von 5 Punkten
Sound Breites Klangspektrum, vielfältige Einstellmöglichkeiten - Bester seiner Klasse?
Zuerst betrachten wir die passiven Daten: Aus beachtlichen 11 Millimeter großen Treibern schallt die Musik in einem Frequenzbereich von 20 Hertz bis 20 Kilohertz. Bauartbedingt sind dies gute Werte und so verwundert es kaum, dass die JBL Live Pro+ toll klingen.
Satte Bässe und schöne Höhen kennzeichnen den Klang der True-Wireless-Ear-Buds. Die eher warme, bassige Klangart passt zum üblichen Signature Sound von JBL. Meine Apple AirPods Pro klingen dagegen um einiges flacher und neutraler. In der „JBL Headphones“ App konnte ich das Klangbild ganz nach Belieben mittels Equalizer manuell oder mit vordefinierten Klangeinstellungen anpassen. So bleiben keine Wünsche unerfüllt, denn Bässe, Mitten und Höhen sind getrennt voneinander regelbar. Bisher fand ich keinen anderen Ear-Bud, der derart gut klingt (hier geht es zu meinen Testberichten).
Ihr solltet dennoch vor dem Kauf von In-Ear-Kopfhörern wissen und beachten, dass diese aufgrund ihrer geringen Größe nicht annähernd an das Klangbild von Over-Ear-Kopfhörern herankommen. Dafür tragt ihr In-Ears auch noch entspannt im Sommer und bei über 30 Grad, wenn einem die Ohren unter Over-Ears bereits wegschmelzen.
5 von 5 Punkten
Noise Cancelling Aktive Geräuschunterdrückung & Aufmerksamkeitsmodus. Rauscht da etwas?
Rein subjektiv lässt sich der schönste und rundeste Klang mit eingeschaltetem ANC erzielen – zumindest mir gefällt dieser am besten. Ein kleiner Wermutstropfen dabei ist das leise Rauschen, das man bei so ziemlich allen ANC-Kopfhörern wahrnehmen kann.
Qualitativ sind sowohl die aktive Geräuschreduzierung wie auch der Aufmerksamkeitsmodus gut gelungen. Die vereinfachte Funktionsweise lautet: Kleine Mikrofone an der Außenseite der Kopfhörer zeichnen die Umgebungsgeräusche auf und im Falle der Geräuschreduzierung werden die aufgezeichneten Töne phasenversetzt an den Hörer geschickt. Die dadurch entstehenden Resonanzen eliminieren Außengeräusche so gut, dass man sie fast nicht mehr wahrnimmt. Je länger die Frequenzwellenlänge, also je tiefer der Ton ist, desto besser funktioniert das System, sodass im Flugzeug oder in der Bahn eine herrliche Ruhe herrschen kann, wenn man die In-Ear-Buds der JBL Live Pro+ trägt. Das Prinzip des Aufmerksamkeitsmodus ist hingegen etwas einfacher. Hier werden die aufgenommenen Außengeräusche etwas verstärkt und direkt an den Hörer weitergegeben.
Im Vergleich zur hochpreisigen Konkurrenz von Bose, Samsung oder Apple haben die die JBL Live Pro+ jedoch noch Steigerungspotenzial, was die Effizienz der aktiven Geräuschreduzierung betrifft. Auch ist das Grundrauschen bei Active Noise Cancelling und erst recht beim Awareness-Modus bei leisen Aufnahmen wahrnehmbar. Besonders audiophile Menschen könnten sich daran stören, für alle anderen ist dieser Fakt wohl kein besonders großer Schmerz.
In der App lassen sich drei verschiedene Stufen für die Geräuschreduzierung auswählen: „Aktiver Modus“, „Reisemodus“, „Alltäglicher Modus“. Die Einstellung „Aktiver Modus“ bietet die höchste Reduzierung, „Alltäglicher Modus“ die geringste. Zudem lässt sich auch der Awareness-Modus in zwei Stufen einstellen: „Ambient Aware“ und „TalkThru“, wobei letzterer die höchste Geräuschverstärkung mitbringt.
3 von 5 Punkten
Potenzial verschenkt ohne JBL Headphones App
Mittlerweile gehört es fast zum Standard, dass zu Bluetooth-Kopfhörern eine App gehört, mit der zusätzliche Funktionen erreichbar werden, die durch die Steuerung am Kopfhörer selbst verborgen bleiben. Auch bei den JBL Live Pro+ wird schon auf der Verpackung auf die App hingewiesen. Also lade ich mir die JBL Headphones App aus dem Appstore oder dem Playstore herunter und lasse mich bei der Einrichtung unterstützen.
Nachdem ich app-gesteuert die optimale Passform für die In-Ears ermittelt habe, fragt der Einrichtungsassistent nach dem bevorzugten Sprachassistenten und weist dann darauf hin, dass ich die App auch als Benutzerhandbuch nutzen kann. Kurz vor Ende der Installation wird noch ein Firmware-Update angeboten, sofern die In-Ear-Buds nicht bereits mit der aktuellen Software laufen.
In der App kann eingestellt werden, welche Touch-Gesten beim Berühren der sensitiven Flächen an den In-Ears erfolgen, ob sie automatisch beim Absetzen pausieren sollen und es ist sogar möglich, seine In-Ear-Buds fiepen zu lassen, wenn man sie verlegt hat. Darüber hinaus kann ich editieren, ob sie sich automatisch ausschalten sollen und nach welcher Zeit dies passiert.
Wie schon im Abschnitt zur Geräuschreduzierung beschrieben, lässt diese sich in Stufen in der App einstellen, ebenso wie der Aufmerksamkeitsmodus. Eine weitere praktische Funktion ist der Equalizer, mit dem sich das Tonbild auf die beliebige Einstellung bringen lässt.
5 von 5 Punkten
Mobility Spritzwassergeschützte Kopfhörer mit reisefreundlichen Eigenschaften
Die JBL Live Pro+ sind IPX4 zertifiziert, daher auch bei Regen nutzbar. Eine Akkuladung hielt bei mir circa 8 Stunden ohne ANC bei rund 50 Prozent der Lautstärke, was deutlich länger ist als bei den AirPods Pro. Danach müssen die Ear-Buds wieder ins Case zum Laden. Sind Case und Kopfhörer voll geladen, wirbt JBL mit insgesamt 28 Stunden Wiedergabedauer. Fünf Minuten Aufladen sind ausreichend, um wieder eine volle Stunde Hörgenuss herzustellen.
Der Tragekomfort ist gut, jedoch sind In-Ear-Kopfhörer nicht jedermanns Sache. Im direkten Vergleich empfinde ich die Apple AirPods Pro etwas angenehmer. Jedes Ear-Bud wiegt fünf Gramm und das Case ist mit 50 Gramm auch nicht schwer.
Toll finde ich, dass sich die In-Ears schnell mit dem Device verbinden, da sie schon eine Verbindung herstellen, wenn ich das Case öffne. Leider ist das Handling beim Wechsel zwischen zwei Endgeräten etwas umständlich. Beide Ear-Buds können auch einzeln getragen werden, was beispielsweise bei den Bose Soundsport free nicht möglich war, da hier immer mindestens der rechte Ear-Bud benötigt wurde.
4 von 5 Punkten
Fazit Machen Funktionsvielfalt & Preis hier das Rennen?
Toller Klang, viele Einstellmöglichkeiten und angenehme Trageeigenschaften sind in Verbindung mit dem fairen Preis eine gute Mischung und zeigen mir, dass sich die JBL Live Pro+ nicht hinter Apple, Sony und Bose verstecken müssen. Ich habe in diesem Segment noch keinen besseren In-Ear-Kopfhörer gefunden. Diese Einschätzung treffe ich trotz der beschriebenen ungenutzten Potenziale in den Bereichen aktive Geräuschreduzierung und Aufmerksamkeitsmodus.
Wer auf der Suche nach wirklich guten In-Ear-Buds ist, sollte die JBL Live Pro+ auf seine Liste setzen und über den Erwerb nachdenken. Ich finde diese Kopfhörer richtig gut.
Gesamt: 30 von 35 Punkten –> knappe 4,5 Cyberstars