Homepilot Smart-Home-System im Test: Vielzahl der Geräte als Trumpf
Das Smart-Home-System Homepilot beschränkt sich nicht auf Licht und Steckdosen, sondern kann neben der Kontrolle der Heizkörperthermostate auch Rollläden und Markisen steuern. Erfahrung dafür scheint reichlich vorhanden zu sein, da sich hinter Homepilot der Zusammenschluss von Delta Dore, einem französischen Smart-Home-Hersteller, und Rademacher, einem Anbieter von Smart-Home-Lösungen, mit Expertise im Bereich Sicht- und Sonnenschutz, verbirgt.
Die Anzahl an Einsatzmöglichkeiten, die mit der Anzahl an Geräten stark zunimmt, ist beachtlich. Die praktische Umsetzung, die Einrichtung von Routinen und die Übersichtlichkeit der Funktionen von der ersten Anmeldung bis zur Steuerung per App werde ich mir im nachfolgenden Test genauer anschauen.
Einfache Handhabung, Details mit Verbesserungspotential
- Einrichtung sehr einfach gestaltet
- große Auswahl an Geräten
- gut gestaltete App
- Geräte anderer Hersteller per Zigbee verknüpfbar
- hohe Funkreichweite
- Zigbee-Erweiterung nur per Stick
- Routinen-Erstellung mit begrenzten Freiheiten
Einrichtung: So geht einfach
Wie im Grunde bei allen Systemen, die zu Hause die smarte Steuerung übernehmen sollen, muss zunächst ein Gateway in Betrieb genommen werden. Das allein ist imstande, die Kommunikation zu den einzelnen Komponenten bereitzustellen, weil jeder Hersteller sein eigenes Übertragungssystem nutzt.
Das gilt glücklicherweise nicht für die LED-Lichter. Diese sind mit Zigbee kompatibel, könnten somit zum Beispiel auch von den Smart-Home-Geräten von Amazon oder AVM erkannt und gesteuert werden – dazu mehr im Abschnitt zu den einzelnen Komponenten.
Für alle weiteren Geräte wird das Homepilot Gateway Smart Premium benötigt, das hier in Form des Startersets Heizung Smart beiliegt – zusammen mit Thermostaten und einem Tür- und Fensterkontakt.
Im Karton finden sich neben einigen Sicherheitshinweisen lediglich ein Stromkabel mit Netzadapter, ein LAN-Kabel sowie ein Schild aus Pappe, das nur vier Schritte zur Einrichtung anzeigt.
Tatsächlich muss das Gateway lediglich mit Strom versorgt und an einen freien LAN-Port des heimischen Routers angeschlossen werden. Danach ist die entscheidende Schnittstelle startklar. Jetzt ist, wenig überraschend, ein Smartphone oder Tablet mit Zugang zum eigenen WLAN notwendig.
App installieren und loslegen
Ohne App auf dem Smartphone, entweder für Android oder iOS, geht es nicht weiter. Zu finden ist diese entweder über den QR-Code auf der Mini-Anleitung oder schlicht über den Suchbegriff „Homepilot“ im App-Store.
Positiv anzumerken ist an dieser Stelle, dass der Speicherplatzbedarf minimal ist und die App nur die allernötigsten Berechtigungen benötigt. Sie verlangt weder nach Zugriff auf die Kontakte noch ist es zwingend erforderlich, den eigenen Standort freizugeben. Grundlegend sind diese Informationen für die Nutzung von Smart-Home-Geräten auch nicht nötig.
Wie zu erwarten, muss ein Account eingerichtet werden. Dazu wird eine gültige E-Mail-Adresse verlangt, auf die der Bestätigungslink gesendet wird. Die Zugangsdaten lassen sich anschließend speichern. Löblich ist in diesem Zusammenhang, dass ein Passwort inklusive Zahlen, Sonderzeichen, Groß- und Kleinbuchstaben verlangt wird. Das bedeutet bei nur acht Zeichen bereits die 10.000-fache Menge an Kombinationsmöglichkeiten.
Äußerst sinnvoll erscheint das vor allem deshalb, weil auch der Fernzugriff aus dem Internet auf das gesamte System freigegeben werden kann. Dann darf das Passwort auch gern noch länger ausfallen.
Das Gateway wurde in meinem Fall augenblicklich gefunden und in Sekundenschnelle eingerichtet. Sollte dies nicht gelingen, besteht noch die Möglichkeit, dessen IP-Adresse manuell einzugeben. Ich würde jedoch dazu raten, die Einrichtung lieber nochmals von vorn zu starten, bis das Gateway von selbst zu sehen ist.
Abschließend begrüßt mich ein Startbildschirm, der in aller Kürze das weitere Vorgehen illustriert. Insgesamt wirkt die Oberfläche der App sehr aufgeräumt. Sie erinnert in der Grundstruktur zum Beispiel an die Alexa-App von Amazon, ist meiner Meinung nach jedoch deutlich strukturierter und weniger mit unnötigen Informationen durchsetzt, auch weil sie sich komplett auf die Smart-Home-Steuerung konzentriert.
Geräte anmelden und konfigurieren
Geräte anmelden & konfigurieren
Um neue Geräte in das System zu integrieren, ist stets das gleiche Vorgehen gefragt. Zunächst startet man den Anmeldemodus in der App. Im Menü „Geräte“ gelangt man über das „+“ genau dorthin. Läuft dieser Modus, muss nur noch das zugehörige Gerät eingeschaltet werden.
Im Test war nach typischerweise 10 Sekunden das jeweilige Gerät sichtbar. Anschließend ließ es sich auswählen, benennen, am besten stets mit einem Verweis auf den Standort, und fertig.
Dummerweise funktionierte das mit den LED-Lichtern erst nach der zusätzlichen Installation des Homepilot addZ-Stick, der den Zigbee-Standard implementiert. Der Umweg erscheint unnötig und auch etwas kostspielig. Andere Hersteller bieten Zigbee als integrierten Standard, der bei einer Vielzahl von Glühlampen, Steckdosen, Sensoren und Schaltern in Verwendung ist.
Immerhin ist es nach Anschluss des Sticks möglich, auch Geräte anderer Hersteller einzubinden und über die App zu steuern, sofern diese mit Zigbee kompatibel sind. In meinem Test konnte ich die LED-Lampe Ledvance Smart+ problemlos koppeln. Umgekehrt wurden die Lichter von Homepilot auch vom AVM FRITZ! Smart Gateway erkannt.
Optimiert werden sollten einige Schnellstartanleitungen. Sowohl beim Tür- und Fensterkontakt als auch beim Wandtaster war nicht ersichtlich, wie der Anmeldemodus gestartet werden sollte. Der Kontaktschalter musste über einen zusätzlichen Taster eingerichtet werden, welcher sich durch Probieren allerdings schnell finden ließ.
Der Wandschalter dagegen musste per Tastenkombination in den Modus zum Anmelden geschickt werden. Die beiliegende Anleitung gab darauf keinen Hinweis. Erst die umfassende Beschreibung auf dem Internetauftritt von Rademacher sorgte für Aufklärung.
Abgesehen von den kleinen Tücken verliefen alle Anmeldeprozesse ohne Schwierigkeiten. Sofort im Anschluss waren die Geräte verfügbar, einsehbar in der App und konnten gesteuert werden.
Einzelteile im Überblick
Alle Smart-Home-Geräte waren sauber verarbeitet. Auch die Einrichtung war abgesehen von den oben beschriebenen Stolpersteinen sehr einfach. Den Gurtwickler Homepilot Rollotron Pure Smart konnte ich in Ermanglung von Rollläden und dem entsprechenden Stromanschluss leider nicht prüfen.
Zu allen anderen Geräten ein paar kurze Anmerkungen:
Das Homepilot Gateway Smart Premium, das sich gerade noch in eine Hand nehmen lässt, wirkt auf den ersten Blick sehr einfach gehalten. Es ist leichter als ein Smartphone und verfügt mit dem LAN-Port und vier USB-Anschlüsse nur über die nötigste Ausstattung. So lässt es sich zum Beispiel nicht per WLAN ins Heimnetzwerk integrieren.
Es wird somit im Normalfall direkt neben dem Router positioniert. Dort kann es dank der Wandhalterung mit zwei Schrauben an der Wand befestigt werden, was die Funkreichweite noch ein wenig verbessern dürfte.
Diesbezüglich konnte ich keine Probleme feststellen. Selbst hinter drei Wänden auf dem Balkon stehend wurden die Befehle vom Wandtaster ohne Verzögerung weitergeleitet. Somit dürfte sich das Gateway, das nach der Einrichtung nicht mehr in die Hand genommen werden muss, auch dezent verstecken lassen. Für eine große Wohnung wird ein Gateway in vielen Fällen genügen. In einem Haus mit mehreren Etagen hingegen müssten wahrscheinlich zwei oder drei Gateways installiert werden.
Ein sehr wichtiges Zubehör ist der Homepilot addZ-Stick für Zigbee. Das hat mich dahingehend enttäuscht, weil dieser Funkstandard eigentlich direkt in das Gateway integriert sein sollte, statt dafür zusätzlich Geld investieren zu müssen. Außerdem ist er so gebaut, dass die drei weiteren USB-Anschlüsse allesamt blockiert sind. Ohne ihn ergibt das System aber weniger Sinn, da die Erweiterungsmöglichkeiten stark limitiert werden. Der Stick ist deshalb unverzichtbar für ein variables Smart-Home-System, nur schade, dass ein Umweg nötig ist.
Der Wandtaster von Homepilot, der auch als dreifache Schaltung in Form des Homepilot Wandtasters smart – 3 Gruppen verfügbar ist, leistete nur bei der Einrichung Gegenwehr. Die linke und obere Taste gleichzeitig zu halten, bis die LED grün leuchtet, war kein intuitiver Vorgang. Immerhin ließ sich die Anweisung im online einsehbaren Handbuch dazu recht schnell finden.
Geschraubt oder geklebt lässt er sich überall anbringen. Die vier Tasten können anschließend beliebig belegt werden, was einem solchen Schaltelement eine enorme Flexibilität verleiht. Während die obere Taste zum Beispiel sämtliche Lichter auf Hellgrün schalten kann, lässt sich der linke Taster verwenden, um die Rollos nach Süden zu schließen und sämtliche Thermostate auf Frostschutz zu stellen. Die Auswahl könnte unendlich vorgesetzt werden.
Bei den Homepilot addZ LED-Lampen handelt es sich um gängige Zigbee-LEDs. Im Umgang konnte ich zum Modell von Ledvance keine Unterschiede feststellen. Aus Erfahrung kann ich jedoch anmerken, dass die komplette Farbpalette nur an wenigen Orten, etwa im Kinderzimmer, sinnvoll eingesetzt ist. Zudem ist die Helligkeit im bunten Modus stets beträchtlich reduziert, da für den Farbeffekt nur ein Teil der Lichtquelle leuchtet.
In die Bedienung des Homepilot Tür- und Fensterkontakts sollte man sich unbedingt einlesen. Er kann im Türmodus oder Fenstermodus betrieben werden, erkennt dann zum Beispiel auch den gekippten Zustand. Dazu lässt sich der Türmodus invertieren. Er beherrscht akustische Signale, um die Zustandsänderung anzuzeigen. Um die Übersicht nicht zu verlieren, ist eine farbige LED verbaut, die die jeweilige Betriebsart anzeigt. Das macht in jedem Fall einen variablen Einsatz möglich.
Das Homepilot Heizkörper-Thermostat smart hat mit der einfachen Inbetriebnahme überrascht. Zumindest in meinem Fall mit etwa 25 Jahre alten Thermostaten war das vorhandene Gewinde passgenau. Es schien allerdings nicht die exakt stimmige Neigung zu besitzen, was den Einsatz einer Rohrzange erforderlich machte.
Anschließend war das Thermostat mit einem Knopfdruck eingerichtet. Es zeigt die eingestellte Temperatur an und informiert dank integriertem Thermoelement zusätzlich über die tatsächliche Raumtemperatur. So weit in der Kürze der Zeit ersichtlich hat es seine Temperatur verlässlich gestellt und ließ sich in diverse Routinen und Schaltungen integrieren.
Routinen & mehr
Als essentiell dürfen die Routinen bezeichnet werden. Genau deshalb muss die Erstellung durchdacht und übersichtlich gestaltet sein. Gleich vorweg: Das Einrichten der Schaltungen verlief ohne Probleme und gestaltet sich sehr einfach. Das Routinen-Menü zeigt sich allerdings recht begrenzt und erlaubt keine komplexeren Befehlsketten.
Der Aufbau entspricht dem „Wenn“-„Dann“-Prinzip. Wenn ein Ereignis, ein Zustand oder schlicht eine Tageszeit eintreten, dann wird eine zu wählende Aktion gestartet. Ein einfaches Beispiel wäre, dass ein Druck auf den Wandtaster alle verfügbaren Lichter ausschaltet.
Grundsätzlich lässt sich ein solches Ereignis wie die Schalterbetätigung, das Öffnen eines Kontaktsensors oder zum Beispiel auch der Zeitpunkt des Sonnenaufgangs als Startsignal festlegen. Eine bestimmte Temperatur, obwohl die Heizungs-Thermostate dies erfassen, kann dagegen nicht als Bedingung verwendet werden.
Äußerst praktisch dürfte die Festlegung einer weiteren Vorgabe sein, die erfüllt werden muss. So kann zum Beispiel das Schalten eines Lichts per Kontaktsensor auf die Zeiten zwischen Sonnenuntergang und -aufgang beschränkt werden. Zudem lassen sich nur Wochentage oder eben ausschließlich Wochenenden und Feiertage auswählen.
Im Anschluss stehen zwei Optionen zur Verfügung, was danach passieren soll. So lässt sich eine Nachricht auf das Smartphone schicken, eine E-Mail senden, wahlweise – sofern auch Kameras im System vorhanden – inklusive Foto.
In den allermeisten Fällen dürfte jedoch eine konkrete Aktion gewählt werden. Das reicht vom Einschalten einer Lampe oder der Änderung der eingestellten Temperatur der Thermostate bis zur Steuerung von Rollläden und Markisen.
Die Anzahl der Elemente und die Auswahl der Aktionen können frei gewählt werden. So lässt sich im Grunde alles kombinieren, was vorstellbar ist. Man könnte im Sommer je nach Sonnenstand sämtliche Rollläden herunter- und hochfahren lassen. Man könnte beispielsweise auch eine LED orange leuchten lassen, bis alle Fenster geschlossen sind. Oder es schaltet sich eine Fensterbeleuchtung exakt in der Minute ein, in der die Sonne untergeht, und erlischt immer gegen 23 Uhr.
Die Möglichkeiten sind enorm und lassen sich kaum erfassen. Bei der Auswahl der Startbedingungen kann allerdings noch nachgebessert werden. Die Verknüpfung von zwei Ereignisse oder das Unterschreiten einer bestimmten Raumtemperatur als Startsignal fehlen mir hier. Wobei ein Update genügen würde, um das zu beheben.
Ähnliches bleibt für die Übersichtsseite im Routinen-Menü zu hoffen. Hier werden die Routinen alphabetisch geordnet. Eine eigene Reihung ist nicht möglich, aber immerhin lässt sich per Filter nach den jeweiligen Startbedingungen suchen. Nichtsdestotrotz ist dieser Unterpunkt noch etwas unglücklich gestaltet, denn immerhin muss davon ausgegangen werden, dass die Liste an Routinen für die Steuerung eines kompletten Hauses sehr umfangreich ausfallen wird.