Achtung, Suchtgefahr! Der kleine und feine Mini-Plotter Cricut Joy im Test
Kaum eine Jahreszeit bietet eine bessere Gelegenheit für eine Bastelorgie als der Winter. Weihnachtskarten, Baumgehänge, Papierschneeflocken, überall weihnachtliche Verzierungen – Ideen habe ich viele, Hände leider nur zwei. Ein Gehilfe muss her. Da es mir an bastelaffinen Wichteln fehlt, brauche ich Alternativen. Zum Glück gibt es Suchmaschinen-Hilfen und schnell stoße ich auf den Mini-Plotter Cricut Joy. Dieser wird mit „Hier kommt dein neuer bester Bastelfreund“ beworben. Großartig, das Netz weiß, was ich brauche. Doch hält er auch, was er verspricht? Das finde ich jetzt heraus.
Joy durch Cricut Joy
- Kleines, leichtes & mobiles Gerät
- Viel Zubehör
- Schnelle Inbetriebnahme
- Einfache Bedienbarkeit
- Intuitive App
- Für Anfänger geeignet
- Ideal für schnelle & kleine Projekte
- Verarbeitet Smart-Materialien ohne Schneidematte
- Tolles Preis-Leistungs-Verhältnis
- Projekte nur bis zu einer Seitenbreite von etwa 11,4 Zentimetern möglich
- Eingeschränkte Materialienauswahl
- Monatliche App-Abo-Gebühren
Unboxing & Ersteindruck
Jetzt ist er da, mein neuer Bastelgehilfe namens Cricut Joy. Freudig erregt kann ich es kaum erwarten, die zwei Pakete auszupacken und meinen neuen Freund auszuprobieren. Zwei Pakete? Ja, zwei Pakete! Das kleine Bastelwunder kommt als Starter-Bundle nicht allein, sondern mit viel Zubehör und einigen Bastelmaterialien. Somit habe ich gleich die Möglichkeit, den kleinen Schneider auf Herz und Nieren zu testen, ohne mir Gedanken über fehlendes Beiwerk machen zu müssen. Also ran an die Pappe!
Das Auspacken geht angesichts meiner Ungeduld zum Glück schnell. Gut verpackt zwischen dem ganzen Beiwerk liegt er da, der Plotter, und entpuppt sich als ein kleines weiß-türkises Mini-Ei. Das passt wirklich in jedes Regal und ist auch noch ein echt niedlicher Hinkucker. So klein wie der Cricut Joy ist (mini eben), so vielfältig ist das Zubehör: Schneidematten, Entgitterhaken, Klappkarten, Vinyl-Papier, Transferklebeband und Stifte. Es ist alles enthalten, was ein Plotter-Bastel-Herz begehrt. Alles ist bunt und wirkt sehr hochwertig. Jetzt will ich aber wirklich loslegen.
Einrichtung & Inbetriebnahme
Ein Platz für den Plotter ist schnell gefunden, an den Strom angesteckt, fertig. Langatmige Bedienungsanleitungen sind so 90er, heute erfolgt die Inbetriebnahme über die Quickstart-Anleitung schnell und unkompliziert. Das heißt: QR-Code scannen, der in der Verpackung liegt, App herunterladen, Geräte verbinden (die App sagt dir, wie du das tun musst) und schon befindet man sich im wunderbaren Universum des Cricut Design Space. Nach dieser sehr schnellen und unkomplizierten Einrichtung hat man sofort die Möglichkeit mit den Testmaterialien loszulegen. Da ich noch nie geplottet habe, bin ich sehr dankbar, dass mir kleine Projekte vorgeschlagen werden, mit denen ich mich mit dem Cricut Joy, der Vorgehensweise in der App und dem Zubehör vertraut machen kann. So konnte ich nach 10 Minuten meine erste Weihnachtskarte in den Händen halten. Yippie-yah-yeah, Schweinebacke!
Der Cricut Design Space
Der Cricut Design Space ist ein Programm, mit dem man den Plotter bedient. Dadurch kommt der Cricut Joy auch ohne Display aus, weil man ihn komplett über die App steuert. Wenn man die App auf mehreren Geräten installiert, so synchronisieren sich diese. Ich kann also mein Projekt bequem am großen PC-Monitor bearbeiten und über mein Tablet oder Smartphone am Gerät plotten.
In der App finde ich zudem sehr viele Fix-und-fertig-Projekte, die sortiert sind nach Thema, verwendeten Materialien, Endprodukt, Schierigkeitsgrad und so weiter. Jedes Projekt, dass mir gefällt, kann ich speichern und so ohne langwierige Suche in meinem persönlichen Bereich wiederfinden. Neben den Projekten, die ich einfach nur umsetzen brauche, kann ich natürlich auch eigene Projekte in der App entwerfen und realisieren oder vorhandene Projekte meinen individuellen Wünschen anpassen. Der eigenen Kreativität werden wirklich kaum Grenzen gesetzt.
Erwartungsfroh scrolle ich durch die App-Startseite. Einen Überblick habe ich mir schnell verschafft und auch schon erste tolle Projekte vorgemerkt, die ich unbedingt umsetzen will. Ich merke aber auch, dass nicht alle Projekte für den Cricut Joy geeignet sind, weil sie entweder Material brauchen, das mein kleines Ei nicht verarbeiten kann. Oder es sind Arbeitsschritte vorgesehen, zum Beispiel „Falzen“, die nicht mit dem kleinsten Modell der Cricut-Serie durchführbar sind. Deswegen vergieße ich aber keine Träne, denn was möglich ist, ist viel – sehr viel.
Der Design Space ist auch der Raum für die Cricut-Community. Hier werden Projekte gezeigt, geteilt, es wird inspiriert und eigene Projekte zum Nachmachen hochgeladen. Apropos Cricut-Community: Diese ist riesig und sehr hilfreich. Sie hat einige Male in kürzester Zeit aus einem verzweifelten „Häh?“ ein erleuchtetes „Aha!“ machen können.
Der einzige Nachteil der App: Wer die kostenlose Basisversion benutzt, hat leider keinen Zugriff auf die komplette Sammlung an Ideen, Projekten, Schriften. Die Basisversion dient zur Bedienbarkeit des Plotters und der Umsetzung von eigenen Projekten. Alle jene, die aus den Vollen der App schöpfen möchten, müssen ein Abo abschließen, das allerdings jederzeit kündbar ist. Wer kein Abo abschließen will, hat allerdings auch die Möglichkeit, sich einzelne Projekte, Schriften oder Bilder ganz nach Bedarf zu kaufen.
Funktionen & Zubehör
Jetzt habe ich schon so viel über Projekte und Kreativität geschrieben, aber was kann der Cricut Joy eigentlich? In Kürze: eine Menge! Er entpuppt sich als wahres Allround-Talent, also ein wahrer Bastelwichtel, der vieles kann, was ein großer Plotter auch kann:
- Schneiden von verschiedensten Materialien
- Verarbeitung von Smart Marterial ohne Schneidematte
- Motive in einer Länge von bis zu sechs Metern herstellen
- Arbeiten mit einer speziellen Kartenschneidematte für Klappkarten
- Zeichnen mit Stiften in unterschiedlichen Strichstärken und Schrifttypen
Wie bereits schon angedeutet, kann das Plotter-Ei allerdings nicht alles:
- Geringe Materialbreite bis maximal 11,4 Zentimeter
- Eingeschränkte Materialauswahl: Zum Beispiel können sehr dünnes Papier (Krepppapier) und sehr stabile Materialien (Holz, Metall) nicht verarbeitet werden.
- Kein automatisches Falzen
- Keine Gravur
Für meine Bedürfnisse ist das, was der Cricut Joy kann, mehr als ausreichend. Und auch bei einer immer noch bestehenden Materialauswahl von über 50 Materialien, ist das, was er nicht bearbeiten kann, zu verschmerzen.
Ein großer Pluspunkt ist auch das Zubehör, das mit meinem kleinen Bastelwichtel Einzug in meine weihnachtliche Bastelwerkstatt hält. Als absoluter Plotter-Beginner weiß ich gar nicht, was man so alles braucht, was ein Must-have und ein Nice-to-have ist.
Cricut im Shop
In dem Zubehör sind enthalten:
- Eine Schneidematte, die ihr braucht, um Projekte zu fixieren, die kleiner als die Maximalbreite und keine Smart Materialien sind. Sie ist also definitiv ein Must-have.
- Eine Kartenschneidematte für Klappkarten
- Ein Entgitterhaken: Was wie ein übergroßer, verbogener Zahnstocher aussieht, ist ein äußerst nützliches Werkzeug. Damit löst ihr eure Zuschnitte von der Schneidematte und entfernt alle winzigen Teilchen, die nicht von allein aus dem Schneidprojekt rausfallen. Das ist definitiv genauer als mein ungelenker Zeigefinger.
- Klappkarten, dazu passende Einlegekarten und Briefumschläge
- Smart Vinyl Papier in Rot, Grau und Schwarz. Smart Marterials im Allgemeinen könnt ihr ohne Schneidematte direkt in den Plotter schieben. Mit Vinyl im Speziellen lassen sich Aufkleber für alle Flächen, die beklebt werden wollen oder die ihr bekleben wollt, kreieren. Es ist super haltbar, wasser- und lichtbeständig.
- Transferklebeband – mit dem übertragt ihr die Vinylzuschnitte einfach auf die gewünschten Oberflächen. Das ist hervorragend geeignet für sehr filigrane oder mehrteilige Aufkleber, zum Beispiel Schriftzüge.
- Vier Stifte in Schwarz, Braun und Grau mit einer Spitze von 0,4 Millimeter. Sie sind für alles geeignet, was ihr mit dem Plotter zeichnen wollt.
Lange Vorrede, kurzer Sinn: Der Plotter steht, die Werkzeuge liegen bereit, die Projekte sind ausgewählt: legen wir los!
Jetzt wird geplottet
Schnell habe ich einige Klappkarten gefunden, die ich unbedingt umsetzen möchte. Dafür nutze ich die spezielle Kartenschneidematte für Klappkarten. Hier wird die Karte so eingelegt, dass nur die Vorderseite bearbeitet wird, der Rest der Karte bleibt unangetastet. Die Arbeitsschritte sind einfach. Zuerst wähle ich mein Lieblingsmotiv aus. Wenn das Motiv zu groß ist, kann ich das Motiv im Arbeitsbereich auf die notwendige Größe anpassen.
Auf „Herstellen“ klicken, Material auswählen und zack, das Ei schneidet los.
Jeder einzelne Arbeitsschritt wird mir in der App angezeigt, ebenso Probleme oder, wenn für ein Projekt spezielle Anpassungen notwendig sind.
Und manchmal hilft mir auch einfach „trial and error“, zum Beispiel wenn ich aus Versehen oder aus Unwissen die falsche Papierstärke eingestellt habe und das Messer dadurch nicht so schneidet, wie es soll. Allerdings ist mir das nur am Anfang passiert. Schnell hatte ich den Dreh raus und so bleibt es bei sehr wenigen verschnittenem Material und enttäuschtem Gefühl.
Die Karten plottet mein Ei zumindest problemlos durch.
Ok, ich will dich ja testen, also probiere ich es mit einer schwereren Kombinationsaufgabe: Schneiden und Zeichnen innerhalb eines Projektes. Auswahl und Anpassung des Motivs erfolgen immer auf dieselbe Art und Weise und die App sagt mir auch, wann ich den Stift in die Vorrichtung spannen soll und wann das Messer. Das ist eine wirklich einfache und intuitive Arbeitsweise.
Zeichnen und Schneiden werden schon einmal problemlos umgesetzt. Doch wie sieht es mit etwas komplizierteren Aufgaben aus? Seht selbst:
Zubehör im Shop
Einfache Karten, Klappkarten, verschiedenste Vinylmotive, Papierblumen, Schneeflocken, Anhänger, Handlettering, wirklich aufwendige Dekoszenen: Alles, was ich meinem Cricut Joy zum Bearbeiten gebe, zieht er ohne Murren und Knurren in seinen Schneideschlund und verwöhnt mich mit den besten Ergebnissen. Mein Bastelherz kommt so wenig aus dem Hüpfen heraus, dass ich kurz vorm Kammerflimmern stehe. Nicht nur die reibungslose Arbeit mit meinem Plotter, sondern auch die immer neuen Projekte in der App, lassen mein Ei nicht still stehen!
Das bringt mich schon zum größten Nachteil des Cricut Joy: Ich habe keine Zeit mehr für andere Hobbies, denn ich bin der Plotter-Suchtgefahr erlegen. Kaum habe ich ein Projekt fertig, wartet schon das nächste. Dank der tollen Werkzeuge sind die einzelnen Arbeiten nach dem Schneiden schnell fertiggestellt, zusammengeklebt oder mittels der Transferfolie auf die Fläche aufgebracht, wo sie hin sollen.
Das Geräusch des Schneiders, das übrigens leiser ist, als ich dachte, ist das schönste Geräusch in meiner Bastelwelt. Da kann Frank Sinatra mit „White Christmas“ einpacken!