Bang & Olufsen Beosound Explore im Test: Guter Klang im Mini-Format

von Mario Petzold

· 9 min Lesezeit

Bang & Olufsen Beosound Explore im Test: Guter Klang im Mini-Format

Bang & Olufsen versucht mit dem Beosound Explore den hohen Erwartungen an Klang und Design, die ganz automatisch mit der Marke verknüpft werden, in Gestalt eines outdoorfähigen Bluetooth-Lautsprechers gerecht zu werden.

Zumindest die Stärken im Freien sind mit wasserdichter Gestaltung, Aluminiumgehäuse, langer Akkulaufzeit und hohen erreichbaren Lautstärke unstrittig. Zumal der Explore nur knapp so groß wie ein Kaffeepott ist und sich deshalb mühelos im Rucksack verstauen und an diesem befestigen lässt.

Wie der Klang der kleinen Box ist, wo der Speaker seine Stärken voll ausspielt und was meiner Meinung nach noch verbesserungswürdig ist, erfährst du in diesem Test.

Spielt stark auf

PRO
    überzeugender Klang
    hohe Maximallautstärke
    robustes Gehäuse
    lange Akkulaufzeit
CONTRA
    kaum Bass
    App mit Verbesserungspotential
Gesamtbewertung 4

Keine Überraschungen an Bord

Der kleine Karton offenbart schon vorab, dass sich das Zubehör auf ein Minimum beschränken wird. Abgesehen von einem USB-C-Ladekabel ohne Netzteil und einem Clip, den Bang & Olufsen recht gewagt als Karabiner bezeichnet, wird nichts geliefert.

Der Lautsprecher selbst liegt sofort gut in der Hand, was an den gleichmäßigen Aluminiumrippen und einem leicht überdurchschnittlichen Gewicht liegt. Auf diese Weise scheint die Technik im Inneren effektiv geschützt zu sein. Die Zwischenräume, durch die die Stoffummantelung dahinter sichtbar wird, laden allerdings Dreck und Staub dazu ein, sich dort zu sammeln.

Das Design hat bei einer Mini-Befragung unter ein paar Freunden exakt zwei Reaktionen hervorgerufen. Es wurde entweder als sehr passend für ein Outdoor-Gerät bezeichnet oder aber als zu nüchtern. Tatsächlich drängt sich ein wenig die Ähnlichkeit mit einer Konservendose ohne Papieretikett auf.

Dazu trägt sicherlich auch die verfügbare Farbpalette bei: Grau, Grün und Anthrazit sind die drei Auswahlmöglichkeiten, von denen keine vor Heiterkeit sprüht. Zu Verteidigung sei erwähnt, dass die Dänen noch nie für ein verspieltes Äußeres bekannt waren. Die minimalistische Optik hat durchaus Methode bei Bang & Olufsen und passt zudem hervorragend zum Thema „Outdoor“.

Die Grifflasche am kleinen Speaker hinterlässt einen stabilen und reißfesten Eindruck. Für das Handgelenk ist sie zwar zu klein geraten, aber als Schlaufe für den Gürtel oder einen Träger am Rucksack eignet sie sich.

Der Karabiner macht seinem Namen hingegen keine Ehre. Auch wenn hier sicherlich niemand Schraubverschluss oder Schiebehülse erwartet, so doch wenigstens etwas Stabilität durch das feste Verhaken der beweglichen Teile. Ich jedenfalls würde dem Metallclip meinen 200 Euro teuren Lautsprecher nicht anvertrauen.

Der Karton hält abgesehen vom etwas enttäuschenden Karabiner keine weiteren Überraschungen bereit. Immerhin ist der Explore darin sicher und fest verpackt.
Der Karton hält abgesehen vom etwas enttäuschenden Karabiner keine weiteren Überraschungen bereit. Immerhin ist der Explore darin sicher und fest verpackt.

Erlaubt sich keine Schwachpunkte

Auch wenn der Klang am allerwichtigsten ist, lohnt sich der Blick in die Spezifikationen. Vor allem setzt Bang & Olufsen beim Explore auf Bluetooth 5.2 und damit den aktuellen Standard. Der bietet neben der schnellen Kopplung zum Beispiel auch die Möglichkeit mehrere Geräte gleichzeitig mit einem Signal zu versorgen. Die Verbindung zweier Lautsprecher zu einem Paar Stereo-Boxen gelingt deshalb denkbar einfach. Zudem wurde die Stabilität der Verbindung auch auf größere Entfernungen verbessert.

Der Akku lässt sich eher schlecht beurteilen. Hier wird, was leider viel zu häufig der Fall ist, nur die Angabe in Amperestunden gemacht. Ohne zu wissen, welche Spannung die Akkuzelle nutzt, erlaubt das keine Rückschlüsse auf die Kapazität. Das ist in etwa so, als würde ich jemandem die Miete für eine Wohnung mitteilen, ohne Lage oder Größe zu verraten.

Die von Bang & Olufsen genannten 27 Stunden bieten hingegen eine Orientierung. Abhängig von Lautstärke und der gespielten Musik werden natürlich Schwankungen auftreten. Bei meinen zahlreichen Tests habe ich es beispielsweise geschafft, die Akkukapazität nur um knapp 10 Prozent zu senken. Dabei habe ich längere Zeit Musik verschiedenster Richtungen gehört und zahlreiche Einstellungen durchprobiert sowie den Explore mit unterschiedlichen Tablets und Smartphones gekoppelt. So kam ich hochgerechnet bei einer kompletten Akkuladung auf etwa 30 Stunden. Die 27 Stunden in der Beschreibung erscheinen somit mehr als realistisch.

Die Schutzart des Lautsprechers wird mit IP67 angegeben. Das bedeutet, dass weder Staub eindringen kann noch ein komplettes Untertauchen für ein paar Minuten Folgen hat.

Schlechte Nachrichten diesbezüglich gibt es zur Schwimmfähigkeit. Auch wenn die Außenmaße und das Gewicht eine geringere Dichte suggerieren, sinkt der Beosound Explore schnurstracks zu Boden. Für Wasserwanderer, die nach musikalischer Begleitung suchen, bringt er deshalb nicht die besten Eigenschaften mit. Aber wenigstens darf er überhaupt untertauchen und es besteht die Chance, ihn funktionstüchtig vom Grund des Flusses zu bergen.

Das widerstandsfähige Gehäuse und die Lautstärke stimmen zuversichtlich für den Einsatz im Freien.
Das widerstandsfähige Gehäuse und die Lautstärke stimmen zuversichtlich für den Einsatz im Freien.
Die Schlaufe ist vernietet und per Metallbügel sicher am Lautsprecher befestigt.
Die Schlaufe ist vernietet und per Metallbügel sicher am Lautsprecher befestigt.
Abgesehen vom Schriftzug will der primitive Karabiner nicht so recht zum hochwertigen Rest passen.
Abgesehen vom Schriftzug will der primitive Karabiner nicht so recht zum hochwertigen Rest passen.

Einrichtung und Einstellung Einfachheit im Fokus

Der Wunsch nach einem unvermittelten Start lässt sich mit dem Explore erfüllen. Nach dem Auspacken genügt ein Druck auf den Einschalter. Die Bluetooth-Verbindung wird aktiviert und du kannst in den Einstellungen von Smartphone und Tablet das passende Gerät, hier „Beosound Explore“ genannt, hinzufügen.

Danach spielt der Lautsprecher auch schon los. Lautstärke und Steuerung der Playlist gelingen sowohl am Smartphone als auch über das Bedienfeld des Speakers ohne Verzögerung.

Dann entschied ich mich dazu, die App zu installieren. Bei der Einrichtung werden allerlei Datenfreigaben und Zustimmungen zu deren Verwendung erforderlich. Dass der Lautsprecher ohne Standortfreigabe aber nicht gefunden werden konnte, erstaunt sehr. Fehlermeldung folgte auf Fehlermeldung. Dabei ist anzumerken, dass zu diesem Zeitpunkt bereits Musik spielte, weil ich die Kopplung vorher sehr erfolgreich abgeschlossen hatte.

Schließlich erlaubte ich dann doch noch den Zugriff auf meine Navigationsdaten, meinen Standort, mein Bewegungsprofil und viel mehr. Wofür genau Bang & Olufsen diese Daten benötigt, wird ein Rätsel bleiben.

Der Funktionsumfang ist leider ziemlich bescheiden. Für mich noch gravierender erscheint allerdings der Umstand, dass die Steuerung via App eine Zeitverzögerung aufweist, die bei direkter Steuerung über das Smartphone – also über die Bluetooth-Verbindung ohne App – nicht festzustellen ist.

Ansonsten erlaubt die App das Zusammenschließen mit einem zweiten Lautsprecher für echten Stereoklang. Und es gibt einen simpel gehaltenen Equalizer, der in vier Segmente unterteilt ist. Hier kann der Klang beispielsweise nach „Hell“ oder „Warm“ geschoben werden.

Für mein Empfinden gelang es weder den vorprogrammierten Hörmodi noch einer individuellen Einstellung, einen besseren Klang zu produzieren, als dies bei den Standardeinstellungen schon der Fall war. Das spricht durchaus für die Qualität des Lautsprechers selbst und gegen eine Installation der App. Von der muss ich zum aktuellen Zeitpunkt abraten.

Die Tasten sind nach dem beliebten Standard angeordnet, der sich auf zahlreichen tragbaren Lautsprechern findet.
Die Tasten sind nach dem beliebten Standard angeordnet, der sich auf zahlreichen tragbaren Lautsprechern findet.
Die App abzulichten, war leicht, weil es kaum Funktionen gibt. Auch die stark vereinfachte Klangeinstellung bietet nur begrenzt Möglichkeiten.
Die App abzulichten, war leicht, weil es kaum Funktionen gibt. Auch die stark vereinfachte Klangeinstellung bietet nur begrenzt Möglichkeiten.

Klang im Detail Gelungen mit erwartbarem Defizit

Mit dem ersten Anspielen legt der Explore von Bang & Olufsen mächtig los. Auf halber Lautstärke kann ein normales Wohnzimmer schon mit Klang ausgefüllt werden. Auf einer höheren Stufe übertönt er locker jedes Gespräch oder spielt selbst im Freien Musik für eine größere Runde. Damit steht auch dem Einsatz im Garten nichts im Wege.

Gleichzeitig bleibt die Tonwiedergabe absolut präzise, egal wie laut der Speaker gerade ist. Das gilt ebenso für Stimmen auf hohem klanglichen Niveau, zum Beispiel Operngesang, oder einer ganzen Fülle miteinander spielender Instrumente.

Die Nuancen lassen sich sehr gut heraushören, einzelne Instrumente sind klar unterscheidbar. Das habe ich in dieser Qualität bei einem Bluetooth-Lautsprecher, noch dazu in diesem Format, noch nicht gehört. Obwohl Bluetooth wegen der leicht begrenzten Bandbreite bei der Übertragung immer Verluste in der Qualität mit sich bringt, kann der Explore dies hervorragend ausgleichen.

Während Klassik, Instrumentalstücke und Gesang erstaunlich präzise durch den Lautsprecher getrieben werden, fällt bei Rock und noch mehr bei Elektro die größte Schwäche des kleinen Speakers auf.

Bässe beherrscht er nicht wirklich. Das liegt natürlich am fehlenden Volumen des Klangkörpers und auch an der wasserdichten Konstruktion, die keinen größeren Luftaustausch und damit eben auch keinen Bass zulässt. Ein paar zusätzliche Radiatoren, wie sie ein JBL Flip 5 aufweist, fehlen ebenfalls.

Der Flip 5 jedoch übersteuert gerade bei hohen Lautstärken maßlos und klingt dann längst nicht mehr gut. Der Explore bleibt eher gelassen, spielt weiterhin höchst exakt, nur leider ohne nennenswerte Bässe. Erneut enttäuschte in diesem Zusammenhang die App. Das Klangprofil „Hohe Bässe“ änderte zwar den Klang, sorgte aber ganz sicher nicht für hohe Bässe.

Magst du genau diese, ist der Beosound Explore wahrscheinlich die falsche Wahl. Alles andere meistert er im Flüsterton oder auf voller Lautstärke äußerst detailliert, ruhig und jederzeit angenehm.

Hinter den Rippen aus Aluminium, geschützt vor Umwelteinflüssen, findet sich die gesamte Technik. In den Zwischenräumen hat sich während des Testens jedoch Staub und Schmutz gesammelt, zum Glück weniger als erwartet.
Hinter den Rippen aus Aluminium, geschützt vor Umwelteinflüssen, findet sich die gesamte Technik. In den Zwischenräumen hat sich während des Testens jedoch Staub und Schmutz gesammelt, zum Glück weniger als erwartet.

Viel Kraft, aber unnötige Schwächen

Meine hohen Erwartungen kann der Bang & Olufsen Beosound Explore erfüllen, wenn auch nicht auf ganzer Linie.

Klanglich überragend ist in jedem Fall die präzise Wiedergabe. Dass dagegen die Bässe schwächeln, wird durch ein kompaktes Format und das wasserdichte Gehäuse zu Teilen entschuldigt. Die Kraft, die hier auf voller Lautstärke entwickelt werden kann, überrascht wegen der eher dezenten Erscheinung dennoch.

Das Design mag reine Geschmackssache sein. An der hochwertigen Verarbeitung und der Robustheit bestehen aber keine Zweifel. Von den Farben hätte ich mir ein paar mehr Auswahlmöglichkeiten gewünscht, insbesondere, weil im Freien hin und wieder eine gute Sichtbarkeit gefragt ist. Die Farbpalette von Bang & Olufsen dient dagegen eher der Tarnung.

Recht unerklärlich bleiben der Karabinerhaken und die Mängel der App. Hier bleibt nur die Hoffnung, dass Bang & Olufsen sich dessen in nächster Zeit annimmt. Bis dahin kann ich die App leider nicht empfehlen.

Den Karabiner hätte ich für mein Gefühl nicht gebraucht. Zumindest passt er meines Erachtens in dieser Form nicht an ein 200-Euro-Produkt.

Diese Summe ist der Explore schlussendlich trotzdem wert. Er klingt hervorragend auf jedem Lautstärkepegel und das wuchtige Gehäuse ist eines Outdoor-Geräts würdig.

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