Schwarzwaldradio an der Nordsee hören oder RadioBob im Schwarzwald – mit Digitalradio über DAB+ oder Webradio ist das kein Problem. Die Vorteile zum gewöhnlichen Radioempfang über UKW (Ultrakurzwelle) sind bei beiden Sendestandards vielfältig.
Wie aber funktionieren die zwei Technologien überhaupt, welche Vor- und Nachteile haben sie jeweils und was wird sich davon am Ende durchsetzen? Die Antworten dazu gibt’s jetzt.
Was ist DAB+?
DAB+ steht für “Digital Audio Broadcasting”. Das Audiosignal wird also digital über Antennen verbreitet. Das “+” verdeutlicht den Unterschied zum älteren DAB-Standard, bei dem die Tonqualität noch nicht so gut war und auch Zusatzinformationen zum Programm nicht mit übertragen werden konnten.
Um auf diesem digitalen Weg das Radiosignal empfangen zu können, ist ein spezieller Empfänger für DAB+ im Radiogerät notwendig. Dieser bekommt das Signal von terrestrischen Sendemasten. Aber nicht jedes Digitalradio kann automatisch DAB+ verarbeiten, manchmal ist nämlich lediglich ein DAB-Modul eingebaut. Hierbei solltet ihr also immer darauf achten, dass im Datenblatt auch ausdrücklich DAB+ vermerkt ist.
Damit ausgestattet steht eurem Radiovergnügen innerhalb Deutschlands nichts mehr im Wege. Die Abdeckung beträgt hierzulande rund 95 Prozent. Und auch im europäischen Ausland wird das Gebiet, in dem DAB+ empfangen werden kann, immer größer. Allerdings werden dort dann meist keine deutschen Sender mehr angeboten.
Was ist Webradio?
Beim Webradio beziehungsweise Internetradio wird das Audiosignal, wie der Name schon sagt, über das Internet übertragen. Das heißt jeder noch so kleine Radiosender kann sein Programm in Internet bereit stellen und jedes Smartphone, Tablet und Co. kann es dann streamen, sofern es mit dem Internet verbunden ist. Dazu ruft ihr einfach im Browser die jeweilige Seite auf oder ladet euch die jeweilige App des Radiosenders oder Portalbetreibers wie TuneIn, Radio.de oder Radioplayer herunter.
Zudem gibt es auch WLAN-Radios, die direkt über euer Netzwerk auf die Sender zugreifen. Dabei seid ihr an ein Portal gebunden und habt lediglich die dort angebotenen Sender zur Auswahl. Dafür ist die Benutzung aber unkompliziert. Ihr könnt dort Favoriten abspeichern und der Radiostream startet automatisch direkt nach dem Einschalten.
Sendervielfalt vs. Klangqualität – die Vor- & Nachteile
Was ist nun aber besser? Um diese Frage zu klären, haben wir den Radiogenuss via DAB+ und über Internet auf die Punkte Sendervielfalt, Klangqualität, Kosten und die nötigen Vorraussetzungen geprüft.
Die Sendervielfalt ist beim Internetradio natürlich unbegrenzt groß. Jeder, der möchte, kann seinen Radiosender online bringen – ob man ihn als Nutzer dann findet, ist eine andere Sache. Aber egal, ob ihr jetzt einen Jazz-Sender aus Melbourne oder den Salsa-Stream aus Santo Domingo hören wollt, ihr könntet einfach auf Start klicken und los geht’s. Mit DAB+ seid ihr eingeschränkter, könnt aber trotzdem viel mehr Sender hören als über UKW. “Viel mehr” bedeutet je nach Standort in Deutschland zwischen 35 und 65 Sendern. Hier bietet Internetradio also definitiv mehr – vor allem, weil hier auch internationale Sender gehört werden können.
Auch beim Klang gibt es Unterschiede, allerdings gewinnt hier DAB+. Das Audiosignal muss über DAB+ nicht so stark komprimiert werden wie für das Internet, weswegen es deutlich voller und räumlicher klingt.
In puncto Kosten müssen mehrere Posten beachtet werden. Zum einen: Wie viel kostet es mich als Privatperson? Für Internetradio wird lediglich einen Vertrag mit einem Serviceprovider fürs Heimnetzwerk beziehungsweise eine mobile Datenverbindung für Smartphone oder Tablet benötigt. Dafür müsst ihr natürlich zahlen, allerdings werden diese Kosten für Internet zuhause und mobil bei den meisten von euch sowieso jeden Monat anfallen. Um DAB+ zu empfangen, ist keine Internetverbindung nötig, dafür muss euer Radio oder eure Anlage aber über ein DAB+ Modul verfügen. Für die meisten wird also Internetradio am Ende kostengünstiger sein.
Allerdings gibt es noch andere Kosten, die ihr aktuell zwar nur indirekt zahlen müsst, über die man sich aber trotzdem bewusst sein sollte. Die Technische Universität München hat ein Gutachten veröffentlicht, in dem herausgestellt wird, dass DAB+ am Ende 40 Mal günstiger für die Allgemeinheit wäre, als wenn alle über Webradio hören würden. Das liegt daran, dass beim Internetradio immer eine 1:1-Verbindung zwischen dem Sender und dem Hörer besteht. Beim Digitalradio ist das anders, da mit einem Sendemasten eine große Masse an Personen versorgt werden kann. Wenn nun alle über Internet Radio hören würden, wären riesige Speicherkapazitäten und Bandbreiten von Nöten, um alle mit Audio beliefern zu können. Laut Gutachten soll eben dieser Kapazitätsausbau 40 Mal teurer sein, als genügend Sendemasten für Digitalradio aufzustellen.
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DAB+ oder Internetradio? Was ist nun besser?
Beide Sendestandard haben also ihre Vor- und Nachteile. Bei den Kosten liegen sie ziemlich gleichauf, weswegen ich diesen Punkt für die Bewertung außen vor lasse. Beim Klang hat DAB+ eindeutig seine Vorteile, obwohl Internetradio immer noch genauso gut klingt wie normales Streaming über die kostenfreie Version von Spotify. DAB+ hingegen ist in puncto Klang auf CD-Niveau. Die Sendervielfalt ist allerdings beim Webradio grenzenlos, während DAB+ auf rund 60 Sender begrenzt ist. Wenn diese aber vielfältig belegt sind, reicht auch diese Anzahl vollkommen aus. Aktuell ist da aber meiner Meinung nach noch Luft nach oben.
Was sich also wirklich durchsetzt, wird sich zeigen. Aktuell sehe ich noch einen leichten Vorteil beim Internetradio. Das hängt allerdings von persönlichen Präferenzen ab, ob einem die Klangqualität oder die Programmvielfalt wichtiger ist. Wie steht ihr dazu? Habt ihr beides schon ausprobiert und was findet ihr besser?