Ein Leben ohne Internet kann sich mittlerweile kaum noch jemand vorstellen. Laut der ARD-ZDF-Onlinestudie 2021 nutzten im letzten Jahr 67 Millionen Deutsche, darunter 100 Prozent der unter 50-Jährigen das Internet.
Aber wie gut kennen wir uns eigentlich in der Online-Welt aus? Anlässlich des heutigen Safer Internet Days wollen wir gemeinsam unser Wissen testen. Der Aktionstag findet jährlich am zweiten Tag der zweiten Woche des zweiten Monats statt, macht auf die Risiken des Internets aufmerksam und will damit die Medienkompetenz stärken.
Wir haben Top 3 Internet-Mythen herausgesucht und klären auf, was tatsächlich dahintersteckt. Viel Spaß beim Mitraten!
Mythos 1: Handy-Signale stören den Flugverkehr
„Bitte schalten Sie alle elektronischen Geräte, wie Smartphones oder Laptops aus“, schallt die altbekannte Durchsage zum Flugstart durch die Kabine. Personen mit Flugangst sehen bei so einer Ansage schwarz – besonders, wenn der Sitznachbar weiter unbeeindruckt seinen Instagram-Feed durchscrollt. Schließlich sind Handy-Signale für den Flugverkehr gefährlich, oder?
Das Wichtigste zuerst: Einen Flugzeugabsturz müsst ihr nicht befürchten, auch nicht, wenn alle Passagiere entgegen der Aufforderung weiterhin mit ihren Freunden chatten. Navigationsgeräte oder sonstige Bordtechnik werden durch Smartphones nicht beeinträchtigt. Dennoch hat die Anweisung einen Grund: Er befindet sich auf dem Kopf des Piloten.
Wie bei Lautsprechern oder Musikanlagen können die Signale eures Smartphones Störgeräusche im Headset des Piloten verursachen. Dieses Knacken oder Piepen ist nicht nur nervenaufreibend, sondern kann im falschen Moment tatsächlich für gefährliche Situationen sorgen. Beispielsweise dann, wenn der Pilot oder die Pilotin durch die Unterbrechung einen wichtigen Funkspruch verpasst.
Dass es zu diesem Ernstfall kommt, ist allerdings nicht nur in puncto Timing recht unwahrscheinlich. Damit die Störsignale tatsächlich am Steuerhorn ankommen, müsste sich das Smartphone zudem wirklich nah am Cockpit befinden.
Dieser Mythos ist also falsch. Trotzdem solltet ihr den Anweisungen der Flugbegleiter folgen, schließlich hat das Hausrecht immer noch die Fluggesellschaft. Seht es positiv: So könnt ihr die Aussicht genießen und gönnt euch und eurem Smartphone eine Pause vom Nachrichtensturm.
Wer Messenger-Dienste wie Whatsapp, Telegram oder Signal nutzt, ist bestimmt schon über die sogenannte Ende-zu-Ende-Verschlüsselung gestolpert. Diese soll sicherstellen, dass nur Sender und Empfänger die ausgetauschten Nachrichten entschlüsseln können – nicht aber dritte Parteien, wie etwa die Anbieter des Messenger-Dienstes.
Damit das funktioniert, darf der Schlüssel zur Entschlüsselung der ausgetauschten Daten nur Sender und Empfänger zur Verfügung stehen. Doch wie geht das genau? Schauen wir uns das Ganze anhand eines Beispiels genauer an: Max möchte Anna eine Nachricht senden.
Im ersten Schritt generiert Max‘ App automatisch einen öffentlichen und einen privaten Schlüssel. Den öffentlichen Schlüssel teilt Max mit Anna, den privaten behält er für sich. Mit dem öffentlichen Schlüssel kann Anna ihre Nachricht an Max im nächsten Schritt verschlüsseln. Die Entschlüsselung der Nachricht kann am Ende aber nur Max mit seinem privaten Schlüssel vornehmen.
Ihr könnt euch den öffentlichen Schlüssel wie eine Art Vorhängeschloss vorstellen, das im geöffneten Zustand an Anna weitergeleitet wird. Da jedoch nur Max den passenden Schlüssel (privater Schlüssel) zum Schloss besitzt, kann weder Anna noch sonst irgendjemand das Vorhängeschloss öffnen, wenn es einmal durch Anna mit dem Versenden der Nachricht geschlossen wurde. Dieses sogenannte asymmetrische Verschlüsselungsverfahren läuft in den jeweiligen Apps parallel, also auch bei Anna, und automatisch ab.
Was meint ihr: Das klingt doch ziemlich sicher, oder? Tatsächlich schützt die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung versendete Daten – egal ob in Textform oder als Bild- und Videodatei – so gut, dass sie gern als Königsdisziplin der sicheren Online-Kommunikation bezeichnet wird. Also stimmt dieser Mythos?
Tatsächlich betrifft die Verschlüsselung leider nicht all eure Daten: Metadaten, wie etwa die Häufigkeit oder Uhrzeit eurer gesendeten Nachrichten können Messenger-Dienste trotzdem sammeln und auswerten. Außerdem kann euer Smartphone – wie nahezu jedes Kommunikationsgerät – gehackt und euer privater Schlüssel dadurch gestohlen werden. Um das zu vermeiden, solltet ihr euer Betriebssystem sowie eure genutzten Apps stets auf dem neuesten Stand halten. Außerdem solltet ihr euer Smartphone selbst sperren, um eure Daten vor fremden Zugriffen zu schützen. Zusammenfassend spielen für eine 100-prozentige Daten-Sicherheit mehrere Faktoren eine Rolle – nicht nur die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung. Der Mythos stimmt also nicht ganz.
Auf den ersten Blick wirkt diese Aussage logisch, schließlich habe ich keine Kontrolle darüber, wer meine veröffentlichten Bilder, Posts oder Nachrichten abfotografiert oder weiterverbreitet. Das Entfernen von Inhalten kann sich also tatsächlich als schwierig herausstellen.
Trotzdem sind unsere Daten keinesfalls in Stein gemeißelt. Zum einen werden die meisten Inhalte ohnehin nach einer gewissen Zeit gelöscht. Websites sind schließlich nicht als dauerhafte Speicher konzipiert, sondern werden stetig überarbeitet, aktualisiert oder sogar gänzlich offline gestellt.
Zum anderen stellt das Recht informationelle Selbstbestimmung im deutschen Grundgesetz sicher, dass wir über unsere personenbezogenen Daten die Kontrolle behalten. Das bedeutet, dass Seitenbetreiber eure persönlichen Inhalte löschen müssen, wenn ihr sie dazu auffordert. Dieser Mythos stimmt also nicht.
Hast du dich schon ausgeloggt?
Na, wie viele Mythen habt ihr entlarvt? Schreibt es uns gern in die Kommentare.
Ihr wollt noch mehr über sicheres Surfen lernen? Dann schaut gerne mal bei unserem erstmalverstehen-Artikel zum Inkognito-Tab vorbei. Dort erklären wir euch, was das Browser-Feature kann und wie sicher privates Surfen ist.