Lenovo Yoga Tab 3 Plus – das Tablet mit Klappfuß & riesigem Akku im Test
Lenovo Yoga Tab 3 Plus - das Tablet mit Klappfuß & riesigem Akku im Test
Ja, es gibt sie noch – Tablets, die nicht von Apple oder Samsung kommen. In der Tat ist der Markt dieser Produktkategorie am Abflauen, aber es gibt immer noch Menschen wie mich, die ein Tablet brauchen. Zwar erledige ich mit meiner Frau zu Hause das meiste direkt am Smartphone, aber es gibt noch genügend andere Anwendungsgebiete, für die ein Tablet einfach besser geeignet ist.
Da unser altes Lenovo-Tablet nicht mehr so richtig wollte, musste kurzfristig Ersatz her. Das Lastenheft war kurz und heftig: 10 Zoll sollen es sein, ein Full-HD-Display, der Speicher erweiterbar, nach Möglichkeit ein Slot für eine SIM-Karte und ganz wichtig: ein ausdauernder Akku.
Bei uns wird das Tablet folgende Funktionen übernehmen:
- Musik abspielen über Amazon Echo
- Rezepte beim Kochen
- Surfen im Netz auf der Couch
- zum Lesen
Nach Durchsicht der aktuellen Modelle blieben wir recht schnell beim Lenovo Yoga Tab 3 Plus hängen. Mit knapp unter 300 Euro passt es perfekt in unser Beuteschema und so klingelte wenige Tage später der Paketbote an unserer Tür.
Gutes Tablet mit Potenzial
-
sehr gute Akkulaufzeit
flexibel aufstellbar
gutes, hochauflösendes Display
verschiedene Display-Modi
gute Performance
sehr gute Verarbeitung
4G-fähig
guter Klang
USB-C-Buchse mit Powerbankfunktion
sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis
-
hohes Gewicht
kein Fingerabdrucksensor
kein Update auf Android 7.0 in Sicht
Edler Karton & spartanischer Lieferumfang
Bei der Verpackung muss Lenovo sich nicht hinter Apple und Co. verstecken. Das Tablet wird in einem schicken, flachen Karton geliefert – ganz in Weiß mit einer lederähnlichen Struktur. Darin befindet sich aber letztlich dann doch nur Folgendes:
- Lenovo Yoga Tab 3 Plus
- Netzteil
- USB-Typ-C-Ladekabel
- Kurzanleitung
Das Netzteil liefert dabei bis zu 2 Ampere an 5 Volt bis hin zu 12 Volt. Damit könnten also (theoretisch) auch Smartphones und Tablets geladen werden, die Quick Charge 3.0 unterstützen. Leider ist das Lenovo Yoga selbst nicht mit dieser Schnellladeoption kompatibel.
Verarbeitung & Ausstattung Alles drin, alles dran?
Im direkten Vergleich zur Konkurrenz, vor allem von Samsung, kann das Lenovo Yoga Tab 3 Plus auf dem Datenblatt durchaus mithalten. So kommt hier ein Snapdragon 652 8-Kern-Prozessor von Qualcomm mit jeweils bis zu 1,8 Gigahertz zum Einsatz. Dazu gibt’s 3 Gigabyte RAM und 32 Gigabyte interner Speicher, der noch bis zu 512 Gigabyte erweitert werden kann. Das Display löst mit 2.560 mal 1.600 Pixeln auf und das WLAN verwöhnt mit ac- und Dual-Band-Unterstützung.
Das Yoga besticht durch ein Extra, welches auch ein absolutes Alleinstellungsmerkmal darstellt und zwar: der ausklappbare Fuß auf der Rückseite. So müsst ihr nie wieder extra einen Ständer mitschleppen, denn er ist direkt eingebaut.
Überhaupt sieht das Lenovo-Tablet alles andere als „normal“ aus. Die Form mag mit der „Röhre“ an der Oberseite im ersten Moment seltsam anmuten, aber haltet ihr es in der Hand, wisst ihr sofort, wie ihr es am besten halten sollt. Zum Lesen könnt ihr das Tablet hochkant halten. Beim Tippen liegt das Yoga leicht erhöht, was für eine entspannte Handhaltung sorgt. Drückt ihr auf der Rückseite auf einen Knopf, klappt der Fuß ein Stück heraus. Nun könnt ihr den Ständer in beinahe jeden Winkel bringen, ohne dass das Tablet umfällt – ideal zum Filme schauen oder wenn mir mein Testgerät als Rezeptbuch dient. Zudem befindet sich im Fuß ein Loch, über das sich das Tablet direkt an die Wand hängen lässt. Einfach genial oder?
Die Entwickler haben allerdings noch etwas weitergedacht und die ungewöhnliche Form ausgenutzt. So sitzt an einem Ende der Röhre eine große, runde Power-Taste. Diesen Button verfehlt ihr sicher nicht und durch den guten Druckpunkt macht es auch richtig Spaß darauf herumzudrücken. Das kann man von der einteiligen Lautstärketaste aber leider nicht behaupten, diese gibt keinerlei Feedback und ich habe immer wieder gerätselt, mit welcher Taste der Sound lauter oder leiser geregelt wird. Eine Kennzeichnung gibt es leider nicht.
Der USB-C-Port ist ebenfalls seitlich untergebracht, gegenüber ist eine 3,5-Millimeter-Kopfhörerbuchse zu finden. Unterhalb des Fußes befindet sich eine unscheinbare Abdeckung. Öffnet ihr diese, entdeckt ihr den Schacht für die microSD-Speicherkarte und (beim LTE-Modell) den Schacht für die microSIM-Karte.
Die Silhouette meines Testgeräts ist spektakulär. Vorne zum Rand hin verjüngt sich das Gehäuse, wodurch das Tablet sehr flach aufliegt. Fast könnte man dadurch den schönen Rücken übersehen, welcher sich ledrig anfühlt. Ich vermute, es handelt sich „nur“ um ein richtig gutes Imitat. Meiner Meinung nach fühlt sich die Rückseite sehr gut an und sie passt auch perfekt zum kühlen Rest aus Aluminium. Das nenne ich mal Haptik.
Die Verarbeitung ist bis auf die etwas schwammige Lautstärketaste sehr gut. Alles passt und wirkt solide – zumindest für den normalen Gebrauch. Mit seinen 644 Gramm ist das Lenovo-Tablet aber im direkten Vergleich zum Samsung Galaxy Tab S2 9.7 mit seinen 390 Gramm ein echter Brocken. Allerdings merkt ihr das wirklich nur, wenn ihr das Tablet sehr lange in der Hand haltet. Was mir persönlich fehlt, ist ein Fingerabdrucksensor. Auch bei Tablets sollte das mittlerweile zur Standard-Ausstattung gehören, weil diese Methode des Entsperrens vieles einfacher macht.
Mit der Zeit hart am Limit
Aus insgesamt 8 Kernen liefert der Qualcomm Snapdragon 652 Prozessor bis zu 1,8 Gigahertz und für die Grafik ist ein Adreno 510 GPU mit 600 Megahertz ebenfalls aus dem Hause Qualcomm zuständig. Zusammen mit 3 Gigabyte RAM sollte Leistungsmangel eigentlich keine Rolle spielen – zumindest in der Theorie. Zugegeben: Diese Kombi ist mittlerweile eher der Mittelklasse zuzuordnen. Im alltäglichen Gebrauch arbeitet das Yoga Tab 3 Plus sehr flott und ohne größere Ruckler oder Verzögerungen.
Lediglich beim Einblenden der Tastatur oder wenn wirklich mal mehrere Prozesse parallel laufen, gönnt sich das Tablet eine kurze Denkpause. Im AnTuTu-Benchmark schlägt sich das mit ordentlichen 76.945 Punkten nieder. Wer gerne mal ein Spielchen wagt, kann das gerne tun, denn selbst aufwändige Spiele wie Asphalt 8 laufen relativ ruckelfrei über das große Display.
Das einzige Problem scheint das RAM-Management zu sein. Eigentlich sollte Android den Arbeitsspeicher von sich aus langfristig aufgeräumt halten, aber irgendwas klemmt da. Wer das Yoga Tab mal eine Zeit lang intensiver nutzt, wird es ziemlich deutlich merken, denn dann gerät mein Testgerät immer häufiger und länger ins Stocken. Allerdings könnt ihr das sehr schnell beheben, indem ihr einfach die Taste für die letzten Apps drückt und alle laufenden Programme aus dem Speicher werft. Schon läuft es wieder wie das Lottchen.
Schlank aber schon jetzt auf dem Abstellgleis
Für viele ist die Update-Politik eines Herstellers mittlerweile fast genauso wichtig, wie die Prozessorleistung. Und hier muss Lenovo dringend nachbessern. Zwar wird mein Testgerät mit Android 6.0.1 Marshmallow ausgeliefert, aber es wird keine Updates mehr geben. Zumindest ist das Yoga Tab 3 Plus nirgends gelistet, wenn man nach dem Android 7.0 Nougat Update sucht, das Topmodell Yoga Tab 3 Pro hingegen schon. Man ist also bereits jetzt in der Sackgasse – ein echtes Minus.
Ein Vorteil von Lenovo-Tablets war die stets so gut wie unverbastelte Android-Oberfläche. Diesem Credo bleibt der Hersteller auch beim Yoga Tab 3 Plus treu. Erfreulicherweise gibt es wenige vorinstallierte Apps, eigentlich nur Accu Weather und eine Handvoll hauseigene Anwendungen, die man leider nicht deinstallieren kann.
Bei den Anpassungen gibt es im Wesentlichen nur wirklich brauchbare Extras wie die intelligente Seitenleiste. Ist diese aktiviert, könnt ihr durch Wischen vom rechten Displayrand nach links ein Menü hervorzaubern, über das ihr schnell den Modus, auch „Smart Switch“ genannt, ändern könnt. Im Normalfall wird man das aber automatisch erledigen lassen. Und das funktioniert in der Praxis echt gut.
Halte ich das Tablet hochkant, schaltet sich der Lese-Modus ein, bei dem der Kontrast des Displays erhöht wird und sich die Farben zu einem warmen Gelbton hin verändern. Zum Lesen? Ideal! Der Modus „Film“ und „Musik“ erhöht die Helligkeit, während das Panel bei „Spielen“ etwas abdunkelt wird – alles in Abhängigkeit davon, wie ihr es haltet oder das Tablet hinstellt.
Ebenfalls hilfreich bei der Bedienung eines großen Tablets wie diesem, ist die Funktion „Schnellgesten“. Was sich etwas seltsam anhört ist, vereinfacht gesagt, eine Vergrößerung der drei Tasten unterhalb des eigentlich Bildschirminhalts. Um zur vorhergehenden Aktion zu springen, muss man nicht die Zurück-Taste drücken, sondern einfach nur auf der linken Seite unterhalb des Displays wischen. Dasselbe gilt für die letzten Apps auf der rechten Seite. Um auf den Homescreen zu gelangen, drückt ihr zweimal am unteren Rand.
Da die Tablets der Yoga-Serie von Lenovo auch als Wiedergabegerät gedacht sind, kann man Inhalte sehr schnell über eine eigene App beziehungsweise die Schnellstart-Einstellungen teilen – ganz gleich, ob Musik, Fotos oder Videos. Einmal wischen und einmal tippen – Das war’s und die Wiedergabe startet.
Dank 2K-Auflösung gibt es einiges zu sehen
Full HD gehört heute fast schon zum Standard. Mit weniger sollte man sich auch nicht mehr zufriedengeben. Das Yoga Tab 3 Plus bietet sogar mehr. So verteilen sich auf dem 10,1 Zoll messenden IPS-Panel insgesamt 2.560 mal 1.600 Pixel im 16:10-Format, was einer Pixeldichte von 299 ppi entspricht. Somit handelt es sich um ein waschechtes 2K- beziehungsweise WQXGA-Panel und sogar eines der Besseren seiner Art.
Denn Lenovo baut auch richtig gute Monitore und setzt daher auch beim Yoga Tab 3 Plus auf eine „Technicolor Color Enhance“ genannte Technologie, die die Farbwiedergabe deutlich verbessern soll. So sehen Filme richtig gut aus und der hohe Kontrast tut sein Übriges. Ihr könnt problemlos Videos mit 4K-Auflösung (Ultra HD) anschauen, ohne irgendwelche Pixel zu bemerken – gerade im Kinomodus eine echte Augenweide.
Die Reaktionen des Displays sind sehr schnell und punktgenau, sodass sich auch Schnelltipper dank Multitouch-Unterstützung gut zurechtfinden werden. In puncto Blickwinkelstabilität kann das Panel ebenfalls voll und ganz überzeugen – typisch für die IPS-Technologie. Erst wenn ihr sehr flach von der Seite auf das Display schaut, verändern sich die Farben minimal.
Was nicht am Tablet liegt, sondern an den Entwicklern diverser Apps ist die Tatsache, dass einige Apps trotz 2K-Auflösung pixelig wirken. Diese Apps sind leider nicht für solche hohen Auflösungen konzipiert und das Tablet skaliert diese hoch, was dann etwas unscharf aussieht.
Kritik gibt es trotzdem noch. Denn vor allem im Freien kämpft das Display mit Spiegelungen und Reflexionen. Obwohl die automatische Helligkeitsregelung schnell und vor allem sehr zielgenau arbeitet, schafft es diese nicht, dem Sonnenlicht Paroli zu bieten.
Klang Volle Dröhnung aus vier Speakern
Auf der Produktseite zum Tablet steht zum Thema Klang, dass das Yoga Tab 3 Plus dank seiner vier JBL-Lautsprecher und Dolby-Atmos-Support einen Sound in Kinoqualität verspricht.
Zu finden sind die Lautsprecher in der „Soundleiste“ oberhalb des Display. Für ein Tablet ist der Klang wirklich sehr gut. Prinzip bedingt gibt es zwar keine echten tiefen Bässe, aber ein Stück weiter oben knallt es schon ordentlich. Dem schließt sich ein stimmiger Mittenbereich an. Sängerinnen und Sänger erhalten das nötige Volumen und diese kommen sehr sauber rüber. Nur der Hochtonbereich ist mir etwas zu vorlaut. Das merkt man vor allem bei etwas höheren Lautstärken wie man sie zum Beispiel beim Filme schauen nutzen wird. Da hört man ein deutliches Zischeln, welches mit zunehmender Tonhöhe immer schriller wird. Insgesamt ist das Klangbild aber in sich stimmig und kann mit einer breiten Bühne begeistern.
Die Fans von Equalizern werden in den Dolby-Einstellungen glücklich. Hier kann man aus mehreren Voreinstellungen auswählen oder den Klang nach seinen Wünschen zurechtbiegen und mit allerlei Effekten versehen.
Im Netz liest man in Bezug auf den Klang immer wieder davon, dass Bild und Ton bei Videos asynchron sind. Das hat man seitens Lenovo mit einem erfreulicherweise behoben. Filme auf YouTube und Co. laufen wie sie sollen.
Akku Mehr bietet kaum einer
Imposant fällt die Akkukapazität mit 9.300 Milliamperestunden aus. Nur mal zum Vergleich: Das Samsung Galaxy Tab S2 9.7 bringt es auf vergleichsweise bescheidene 5.870 Milliamperestunden. Leider unterstützt das Yoga keine Schnellladetechnologie, wie Quick Charge, und so muss man das 3 Plus mit dem beiliegenden 2-Ampere-Ladegerät schon recht lange laden, bis der riesige Akku wieder gefüllt ist.
Auch die im Werbetext versprochenen 18 Stunden Laufzeit erreicht man bei normaler Nutzung nicht. Nehmt ihr es zur Hand, um damit zu surfen, dann mal eine Runde Sudoku zu spielen und noch einen Film zu schauen, entleert sich der Akku doch recht schnell. Teilweise könnt ihr sogar dabei zuschauen, wie die Prozente schwinden. Allerdings hält der Akku auch bei intensiver Nutzung locker einen kompletten Tag durch, sodass das Jammern auf einem sehr hohen Niveau ist.
Im Standby sieht das etwas anders aus. Hier hält der Akku schier unendlich und glänzt mit einer geringen Selbstentladung. Bei mir zu Hause ist das Tablet primär als Musikbox tätig. Es ist per Bluetooth mit einem Amazon Echt Dot verbunden und spielt von morgens bis abends nonstop Musik via Google Play. Zwischendurch lese ich mal meine Mail, google etwas und das war’s. Auf dem Screenshot seht ihr eine für mich typische Nutzung und damit muss das Lenovo Yoga Tab 3 Plus nur einmal pro Woche ans Ladegerät.
Fazit Alles im Allem ein Geheimtipp
Das Lenovo Yoga Tab 3 Plus ist ganz klar eine Empfehlung wert. Wer keinen hohen dreistelligen Betrag für ein iPad oder Samsung Galaxy Tab ausgeben möchte, der findet hier ein wirklich gutes Preis-Leistungsverhältnis.
Das Konzept mit dem ausklappbaren Fuß ist ein tolles Feature, welches den alltäglichen Umgang massiv erleichtert – ganz gleich, wie und wo. Es steht beziehungsweise hängt immer sicher. Das Display ist richtig gut und muss sich vor der teureren Konkurrenz nicht verstecken. In puncto Akkulaufzeit kommt sowieso kaum ein Tablet an das Yoga Tab 3 Plus heran. Und zu guter Letzt: der Klang – der für ein mobiles Endgerät dieser Größe sehr gut ausfällt. Mir persönlich fehlt eigentlich nur der Fingerabdrucksensor.
Beim Betriebssystem bekommt man wenige, dafür aber nützliche Zusatzfeatures. Abzüge in der B-Note gibt es aber für die bekanntermaßen dürftige Updatepolitik von Lenovo. Das alles für unter 300 Euro? Was will man mehr?